Publiziert am: 12.05.2023

Per Speeddating zum Job

Bewerbungen – Das Konzept der Personalrekrutierung ohne Lebenslauf ist auf dem Vormarsch. In Freiburg fand kürzlich eine Veranstaltung mit diesem neuen Ansatz statt, bei der sich Unternehmen und Bewerber jeweils zu kurzen Gesprächen trafen. Zahlreiche Unternehmen sind interessiert.

Ein Experiment, das einen Umweg wert war, fand am 9. Mai in der Eishalle von Freiburg statt. Die Personalverantwortlichen verschiedener Unternehmen aus der Region boten interessierten Bewerbern 15-minütige Gespräche ohne Lebenslauf oder andere offizielle Dokumente an. Die Rekrutierung ohne Lebenslauf ist ein Ansatz, der den Menschen vor den Diplomen ins Zentrum stellt. «Es handelt sich um ein völlig neues Konzept der Personalbeschaffung» erklärt Sylvie Descloux, die Leiterin der Freiburger Veranstaltung und gemeinsam mit Vanessa Grüter Mitbegründerin von Work@firstsight (WFS). Ihre Idee hat ihre psychologischen Wurzeln in denen des Speeddatings («love at first sight» oder «Liebe auf den ersten Blick»). «Unser Ziel ist es, eine Alternative zur traditionellen Personalbeschaffung zu bieten, indem wir Treffen ohne Lebenslauf anbieten, um die menschlichen Fähigkeiten in den Vordergrund zu stellen», sagt Descloux.

Einzigartige Talente sehen

Die Erkenntnis dahinter ist, dass man im Gegensatz zum Know-how «human skills» nicht in einer Schule lernen kann, wie die Verantwortlichen von WFS in den lokalen Medien erklärten. «Es gibt kein Diplom, das Authentizität, Loyalität oder Flexibilität bescheinigt.» Die Liste der Unternehmen, die das Konzept bereits in Anspruch genommen haben, wird von Tag zu Tag länger. Am Anlass in Freiburg waren bereits Chocolat Villars, Groupe E, Raiffeisen, Schindler, Micarna, Dexterm, Concordia, Let’s Grow Up, Gesa und Ecco2 präsent. Um nur einige Namen zu nennen.

WFS erinnert daran, dass menschliche Fähigkeiten jedem Menschen eigen sind und aus seinen Werten, seiner Kultur, seiner Lebenserfahrung und seiner Bildung hervorgehen. «Es ist fast unmöglich, sie in einem Lebenslauf oder einem Bewerbungsformular hervorzuheben, obwohl sie der Schlüssel zu einer erfolgreichen Einstellung sind», sagt Descloux. Das Ziel sei es, sich zunächst auf die menschlichen und verhaltensbezogenen Kompetenzen zu stützen und nicht nur auf die technischen Kompetenzen. «So können wir Menschen, die eine Stelle suchen, mit Unternehmen zusammenbringen, die auf andere Weise rekrutieren möchten.» Und besser an das Unternehmen binden.

Mehr als 15 Jahre Erfahrung

Das Projekt basiert auf mehr als 15 Jahren Erfahrung im Personalwesen bei renommierten Marken und der Überzeugung, dass jeder Mensch einzigartige Talente hat. «Unser Konzept bietet eine menschlichere Verbindung zwischen Bewerbern und Personalvermittlern auf dem Arbeitsmarkt, insbesondere durch die Working Dates.»

Für WFS bleibt der Lebenslauf jedoch nützlich, um Informationen zusammenzustellen und die Ausbildung sowie die Erfahrung des Bewerbers mit den Aufgaben, die ihm von den Unternehmen anvertraut werden, in Zusammenhang zu bringen. «Angesichts seines formalen Charakters kann dieses Dokument im Laufe des Prozesses zum Einsatz kommen, sollte aber unserer Meinung nach nicht ausschlaggebend für die erste Auswahl sein.»

Der nächste Anlass findet am 25. Mai in Neuenburg statt. Die Anmeldung ist unkompliziert. Auf der Internetseite sind alle Schritte erklärt. Der Anlass ist eine gute Gelegenheit für Arbeitgeber, die verzweifelt Personal suchen.

François Othenin-Girardwww.workfirstsight.com

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