Publiziert am: 12.05.2023

Teilzeitarbeit ist auf dem Vormarsch

arbeitskräfteErhebung – Teilzeitarbeit legte in der Schweiz zwischen 2012 und 2022 drei Mal stärker zu als Vollzeitarbeit. Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig.

In der Schweiz waren im Jahr 2022 4,5 Millionen Personen zwischen 15 und 64 Jahren erwerbstätig, 7,8 Prozent mehr als 2012. Über ein Drittel davon arbeitete Teilzeit. Zwischen 2012 und 2022 ist die Zahl der Teilzeiterwerbstätigen mehr als drei Mal so stark angestiegen wie jene der Vollzeiterwerbstätigen (+14,7 Prozent gegenüber +4,4 Prozent). Während immer noch bedeutend mehr Frauen Teilzeit arbeiten, wächst der Anteil bei den Männern stark. Dies geht aus der neusten Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE) des Bundesamtes für Statistik (BFS) hervor.

«Knapp 10 Prozent der Männer sagen, dass sie keine Vollzeittätigkeit gefunden haben.»

Konkret ist die Zahl der 15- bis 64-jährigen Teilzeiterwerbstätigen bei den Männern zwischen 2012 und 2022 um 43,3 Prozent auf 387 000 gestiegen – gegenüber plus 7,8 Prozent auf 1,212 Millionen bei den Frauen. Teilzeit ist aber auch heutzutage weiterhin weiblich dominiert: 2022 waren 75,8 Prozent der Teilzeiterwerbstätigen Frauen, 2012 waren es noch 80,6 Prozent.

Die Anzahl der 15- bis 64-jährigen Vollzeiterwerbstätigen hat in der gleichen Periode deutlich schwächer zugenommen, von 2,821 auf 2,944 Millionen (+4,4 Prozent). Bei den Vollzeiterwerbstätigen haben die Frauen deutlich stärker zugelegt als die Männer (+12,1 Prozent auf 920 000 gegenüber +1,2 Prozent auf 2,024 Millionen). Personen mit einem Beschäftigungsgrad von 90 Prozent werden in der Schweiz zu den Vollzeiterwerbstätigen gezählt.

18 Prozent haben kein Interesse an einer Vollzeitanstellung

Die Gründe für Teilzeitarbeit sind vielfältig. Bei den Frauen geben 34,2 Prozent die Kinderbetreuung als Grund für ihr Teilzeitpensum an (bei den Männern sind es 14,4 Prozent). Dabei sind Mütter mit Kindern unter 15 Jahren am häufigsten teilzeiterwerbstätig. Bei Männern ist genau das Gegenteil zu beobachten: Väter von Kindern unter 15 Jahren sind etwas seltener teilzeiterwerbstätig als Männer ohne Kinder unter 15 Jahren. Bei Vätern geht der Teilzeitanteil mit dem Alter des jüngsten Kindes zurück (unter 7 Jahren: 15,1 Prozent; zwischen 7 und 14 Jahren: 12,4 Prozent).

Knapp 18 Prozent der befragten Frauen und Männer geben als Grund für Teilzeitarbeit an, dass sie kein Interesse an einer Vollzeittätigkeit haben. Bei gut 13 Prozent der Frauen spielen andere familiäre/persönliche Verpflichtungen eine entscheidende Rolle bei ihrem Teilzeitpensum – gegenüber 4 Prozent bei den Männern. Anders sieht es bei der Aus- und Weiterbildung aus: Knapp 19 Prozent der Männer geben dies als Grund an, gegenüber 8,3 Prozent bei den Frauen.

Auf Tertiärstufe nimmt Teilzeit zu

Interessant sind auch folgende Zahlen: Knapp 10 Prozent der Männer sagen, dass sie keine Vollzeittätigkeit gefunden haben (gegenüber 6 Prozent bei den Frauen) und gut 10 Prozent der Männer geben an, mehrere Teilzeittätigkeiten auszuüben (gegenüber 6 Prozent bei den Frauen). Krankheit/Behinderung spielt bei 10,1 Prozent der Männer eine entscheidende Rolle bei ihrem Teilzeitpensum, gegenüber 4,2 Prozent bei den Frauen. Knapp 15 Prozent der Männer nennen «Andere Gründe» für ihre Teilzeiterwerbstätigkeit – bei den Frauen sind es gut 10 Prozent.

Personen mit Ausbildung auf Sekundarstufe II sind am häufigsten teilzeiterwerbstätig (37,9 Prozent im Jahr 2022), gefolgt von jenen mit Ausbildung auf Tertiärstufe (34 Prozent). Personen ohne nachobligatorische Ausbildung sind zu 30,2 Prozent auf Teilzeitbasis tätig. 2012 war die Teilzeiterwerbstätigkeit bei Personen mit tertiärer Ausbildung und bei jenen ohne nachobligatorische Ausbildung noch gleich stark verbreitet (29,6 bzw. 29,7 Prozent).

Schweiz an zweiter Stelle

Die Schweiz kommt mit ihrem Teilzeitanteil von 37,9 Prozent im europäischen Vergleich an zweiter Position (nach den Niederlanden mit 42,9 Prozent). Auch die Nachbarländer Österreich (29,6 Prozent) und Deutschland (28,3 Prozent) weisen vergleichsweise hohe Teilzeitquoten auf, während Italien (17,7 Prozent) und Frankreich (16,4 Prozent) beim europäischen Mittelwert liegen (17,7 Prozent).pd/Red

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