Publiziert am: 02.06.2023

Steine aus dem Weg räumen

WOHNUNGSMANGEL – Der Mangel an Wohnraum ist für den sgv primär ein raumplanerisches Problem. Der Gewerbeverband fordert deshalb eine Reduktion unnötiger Regulierungen, insbesondere von Bauvorschriften, sowie eine Vereinfachung des Baurechts. Ausserdem sollen Denkmalschutz und Einsprachemöglichkeiten wenn möglich gelockert werden.

Der Wohnraum in der Schweiz wird knapper, besonders in städtischen Gebieten. Anlässlich eines Runden Tischs diskutierten kürzlich Vertreter der Bau- und Immobilienbranche mit der Verwaltung über mögliche Lösungsansätze. Für den Schweizerischen Gewerbeverband sgv ist klar: Vorderhand muss die bauliche Entwicklung erleichtert werden. Einschränkungen wie Bauvorschriften, Denkmalschutz und Einsprachemöglichkeiten sind daher zu reduzieren.

«Der sgv sieht den fehlenden Wohnraum primär als raumplanerisches Problem.»

Tiefes Angebot, hohe Preise

Zahlen des Bundesamts für Statistik zeigen, dass die Leerwohnungszif-fer im Jahr 2022 lediglich 1,31 Prozent betrug. Gegenüber dem Vorjahr sank diese um 0,23 Prozentpunkte. Besonders stark vom Wohnungsmangel, und dadurch auch von den steigenden Mietpreisen, betroffen sind die Städte. So sank beispielsweise die Leerwohnungsziffer in der Agglomeration Zürich in den letzten fünf Jahren von knapp über einem auf mittlerweile unter 0,7 Prozent. Ähnlich ergeht es den anderen Grossstädten. Daher wurden in den vergangenen Monaten von vielen Seiten Bedenken geäussert, was den Wohnungsmangel und die damit einhergehenden Probleme betrifft. Im Parlament wurde dieses Jahr eine Vielzahl von Vorstössen dazu eingereicht.

Runder Tisch zur Wohnungsknappheit

Im Rahmen eines von Bundesrat Guy Parmelin einberufenen Runden Tischs versuchten Vertreter von den drei Staatsebenen sowie der Immobilien- und Bauwirtschaft am 12. Mai 2023 ein gemeinsames Verständnis über die aktuellen Herausforderungen sowie die Rollen der beteiligten Akteure zu finden. Dabei wurde klar, dass die Wohnungssituation auf gesamtschweizerischer Ebene noch nicht pre-kär ist. Allerdings sind gewisse Regionen wesentlich stärker betroffen als andere. Prognosen deuten ausserdem darauf hin, dass sich die Situation rund um den Wohnungsmangel in den kommenden Jahren verschärfen dürfte. Vor diesem Hintergrund soll in einem nächsten Schritt ein Aktionsplan mit möglichen Lösungsansätzen und entsprechenden Massnahmen erarbeitet werden.

Was sind die Gründe?

Ursachen für den regional sehr unterschiedlich ausgeprägten Wohnungsmangel gibt es viele. Dazu gehören die Zuwanderung, der demografische Wandel sowie die sich verändernden Bedürfnisse der Bevölkerung an den Wohnraum.

Der sgv sieht den fehlenden Wohnraum jedoch primär als raumplanerisches Problem: Mit der ersten Teilrevision des Raumplanungsgesetzes wurden seit 2014 Bauzonen verkleinert und Einzonungen reduziert. Ziel war es, die Siedlungsentwicklung nach innen zu lenken. Leider ist jedoch die erwünschte Verdichtung kaum eingetroffen. Die grösste Hürde ist die zunehmende Regulierungsdichte. Denkmalschutz, Lärmschutz und strenge Bauvorschriften erschweren das Bauen, die Siedlungsentwicklung nach innen und damit auch die Schaffung von benötigtem Wohnraum. Hinzu kommen noch zahlreiche Einsprachemöglichkeiten, welche geplante Bauvorhaben oft jahrelang verzögern (vgl. Seite 5).

sgv fordert Abbau von Hürden

Um den benötigten Wohnraum zur Verfügung zu stellen, ist es aus Sicht des sgv unerlässlich, dem Bau neuer Wohnungen keine unnötigen Steine in den Weg zu legen. Daher fordert der sgv die Reduktion unnötiger Regulierungen, insbesondere von Bauvorschriften, sowie eine Vereinfachung des Baurechts. Ausserdem sollen Denkmalschutz und Einsprachemöglichkeiten wenn möglich gelockert, jedoch keinesfalls ausgebaut werden.

Michèle Lisibach,Ressortleiterin sgv

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