Die hohen Kommissionsgebühren auf den neuen Debitkarten (Visa Debit und Debit Mastercard) stellen für Detailhändler eine grosse Belastung dar. Denn sie sind markant höher als bei den bestehenden Debitkarten (Maestro). Mit zwei im Juni eröffneten Untersuchungen geht die Wettbewerbskommission (WEKO) nun die sogenannten Interchange Fees an. Doch die Problematik ist noch viel weitreichender.
So weit, so gut, aber ...
Vor knapp drei Jahren begannen die Banken mit der Einführung der neuen Debitkarten. Diese sollen die bestehenden Maestro-Karten ersetzen. Für den Kunden bieten sie deutliche Mehrwerte: Damit kann online bezahlt werden, Auslandstransaktionen sind günstiger usw. So weit, so gut. Aber das Geschäft hat auch eine Kehrseite: Die Kommissionsgebühren für die Detailhändler sind wesentlich höher als bei einer Maestro-Zahlung. Bei letzterer fällt eine pauschale Gebühr an, während bei den neuen Debitkarten prozentual zum Zahlungsbetrag gerechnet wird (Pauschale von 10 Rappen plus variable Kosten von 0,49 Prozent [Debit Mastercard], bzw. 0.95 Prozent [Visa Debit]). Sie kann somit um ein Vielfaches höher ausfallen als bei Maestro: bis zu zwei(Debit Mastercard) bzw. drei Franken (Visa Debit), im Vergleich zu 28 Rappen bei Maestro.
Blick in den Gebührendschungel
Auf dem Papier setzt sich die Kommissionsgebühr aus drei Komponenten zusammen.
- Erstens: Die Händlergebühr (Acquirer Fee). Sie wird vom Händlerbetreuer (z. B. Worldline) prozentual zum Transaktionsvolumen erhoben und macht zwischen 65 und 79 Prozent der gesamten Kommission aus.
- Zweitens: Das Interbankenentgelt (Interchange Fee). Die Gebühr beruht auf einer Sonderregelung der WEKO. Um die kartenherausgebenden Banken für die anfangs entstehenden Mehrkosten zu entschädigen, und um einen Anreiz zur Erneuerung des Kartenbestands zu liefern, genehmigte die WEKO die Gebühr von durchschnittlich 12 (Visa Debit) bzw. 20 Rappen (Debit Mastercard). Dies jedoch nur während drei Jahren oder bis die neuen Debitkarten einen Marktanteil von 15 Prozent erreichen. Die Interchange Fee macht zwischen 16 und 27,5 Prozent der gesamten Kommission aus. Bei Zahlungen mit Maestro-Karten existiert diese Gebühr übrigens nicht.
- Und drittens: Die Gebühr an die Kartenorganisation (Scheme Fee). Sie wird ebenfalls prozentual erhoben und macht zwischen 10 und 12 Prozent der gesamten Kommission aus.
Leider gestalten sich die Preismodelle in der Realität nicht so einfach. Neben den drei Gebührenbestandteilen sind noch eine Reihe anderer Faktoren ausschlaggebend dafür, wie viel der Detailhändler schlussendlich wirklich abdrücken muss. Es lässt sich jedoch kaum ein Durchblick durch diesen Gebührendschungel erlangen, da die Händlerbetreuer mit komplizierten und intransparenten Gebührenmodellen arbeiten.
KMU bleiben auf höheren Gebühren sitzen
Die Mehrbelastung durch die höheren Kommissionsgebühren wird auf dem Rücken der KMU ausgetragen. Denn sie haben kaum die Möglichkeit, den Händlerbetreuer zu wechseln. Der Markt wird von Worldline dominiert (Marktanteil um die 90 Prozent). Dieser Marktmacht haben die kleinen Detailhändler nichts entgegenzusetzen. Erst recht nicht, wenn die grossen Handelsketten mit Worldline günstigere Kommissionssätze aushandeln. Um diese anbieten zu können, betreibt Worldline Quersubventionierung und verlangt von den kleinen Händlern höhere Gebühren. Aufgrund ihrer schlechten Verhandlungsposition können sich einzelne KMU kaum wehren. Doppelt ungerecht ist dies, da nicht die Händler, sondern die Endkunden von den zusätzlichen Funktionalitäten der neuen Karten profitieren.
WEKO schreitet ein
Mittlerweile hat die WEKO, auf Ersuchen des Schweizerischen Gewerbeverbands sgv, die Problematik der Kommissionsgebühren der neuen Debitkarten erkannt. Da deren Marktanteil gemäss WEKO die 15-Prozent-Grenze überschritten hat, eröffnete die Wettbewerbshüterin Ende Juni Untersuchungen gegen Visa und Mastercard mit dem Ziel, eine langfristige Lösung für die Interchange Fees zu finden.
Der sgv ist hingegen der Ansicht, dass eine Anpassung bei der Interchange Fee alleine noch keine ausreichend positiven Auswirkungen für die KMU im Detailhandel haben wird. Stattdessen ist eine Gesamtbetrachtung der ganzen Kommissionsgebühr mit all ihren Bestandteilen nötig. Hierbei fordert der sgv mehr Transparenz und Wettbewerb und eine Senkung der Gesamtkosten für die KMU.
Michèle Lisibach,
Ressortleiterin sgv