Publiziert am: 15.09.2023

Sparsam, nachhaltig – und auch sozial

TEXTILPFLEGE – Die Wirtschaft ist längst grün. Das zeigt beispielhaft die Textilpflege-Branche. Ihr Verband erhielt schon 2014 den Watt d’Or, weil grosse Wäschereien bereits damals seit über zehn Jahren Vorreiterinnen in Sachen Energiesparen und CO2-Reduktion waren.

Es ist das gängige Märchen, das sich hartnäckig hält – meist erzählt von rot-grüner Seite: Die Wirtschaft tue nichts oder viel zu wenig im Bereich Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Sie schlafe. Diese Ansicht hat jedoch wenig mit der Realität zu tun. Vielmehr ist das genaue Gegenteil richtig: Die Wirtschaft ist längst grün!

Anhand der Textilpflege-Branche lässt sich dies fast schon exemplarisch aufzeigen. Ihre KMU arbeiten schon seit vielen Jahren ressourcenschonend und ökologisch. Schon vor rund zehn Jahren erhielt der Verband Textilpflege Schweiz VTS den Watt d’Or – eine Art Oscar der Schweizer Energiepolitik.

Handbuch mit vielen Tipps

Bereits damals hiess es in der entsprechenden Medienmitteilung des Bundesamts für Energie, dass die grossen Wäschereien unter Führung der Energie-Agentur der Wirtschaft EnAW seit über zehn (!) Jahren Vorreiterinnen in Sachen Energiesparen und CO2-Reduktion seien – also seit mindestens 2004. Viele heutige Klimaaktivisten und -kleber dürften dazumal noch im Kindergartenalter gewesen sein.

Der VTS erhielt den Preis, weil er ein leicht verständliches Handbuch («Ressourceneffizienz in Textilreinigungen und Wäschereien – RessEff») mit zahlreichen Tipps für die Praxis zur Verfügung gestellt hatte, um auch kleinere Betriebe auf Energiesparkurs zu bringen. Bei der Umsetzung leistete der Verband ebenso Hilfestellung, und Betriebe erhielten die Möglichkeit, sich online einem Energie-Check zu unterziehen und ihre Fortschritte mittels Online-Benchmarking mit anderen zu vergleichen. Das Handbuch wurde 2021 mit den neusten Erkenntnissen aufdatiert.

Einsparung von 50 Prozent Energie

Ein Betrieb, der seit mehr als 15 Jahren – mittels Verpflichtung mit der EnAW – Energie spart und seinen CO2-Ausstoss reduziert, ist die Zentralwäscherei Chur. Sie verarbeitet mit über 65 Mitarbeitern bis zu zwölf Tonnen Wäsche pro Tag. Zu ihren Kunden zählen das Gesundheitswesen, die Gastronomie sowie das örtliche Gewerbe und die Industrie, aber auch Privatpersonen.

Die Zahlen sind eindrücklich: So sei der Energieverbrauch – gemessen in Kilowattstunden (kWh) pro Kilogramm Wäsche – in diesen letzten rund 15 Jahren um etwa 50 Prozent zurückgegangen, erklärt Geschäftsführer Claudio Hauser, der auch Mitglied im Vorstand des VTS ist. Bald solle die Einsparung gar die 60-Prozent-Marke erreichen.

«Bei uns Industriewäschereien ist das Thema Nachhaltigkeit schon vor Jahren angekommen», sagt er. Das habe mitunter ökonomische Gründe: Energie ist ein Kostenfaktor. Auch beim Transport orientiert sich die Zentralwäscherei Chur an nachhaltigem Handeln. So beschränkt sie sich bewusst auf Zentralgraubünden. «Wir fahren nicht nach Zürich», erklärt Hauser.

Best-Practice-Beispiele

In seinen Augen haben jedoch die Kleinwäschereien noch ein gewisses Potenzial, Energie zu sparen, weil es bei diesen teilweise an Fachwissen fehle. Um hier nachzuhelfen, hat der Verband für seine Mitglieder auch diverse Best-Practice-Beispiele auf seiner Internetseite aufgeschaltet.

Eines dieser Beispiele zeigt, wie die Abluftwärme beim Trocknen wieder dem Trocknungsprozess zugeführt werden kann, anstatt dass diese «verloren» geht. Ein anderes erklärt, wie eine Wäscherei Wasser und Energie sparen kann, indem sie das saubere Wasser zurückgewinnt, statt es in die Kanalisation zu leiten.

Soziale Dimension wichtig

Auf der Internetseite gibt es weitere interessante Informationen. So belegen beispielsweise Studien, dass professionelle Wäschereien beim Waschen gegenüber Privaten bis zu 30 Prozent weniger CO2 ausstossen, weniger Wasser verbrauchen und die Wäsche erst noch länger getragen werden kann, weil sie hygienischer ist.

«Unsere Branche gibt auch Menschen eine Arbeitsstelle, die nicht über eine so hohe Qualifikation verfügen.»

Doch nicht nur die ökologische und ökonomische Dimension von Nachhaltigkeit leben die Textilpflege-KMU vor, sondern auch die soziale. So bildet Hausers Betrieb beispielsweise Lehrlinge aus. Kommt dazu: «Unsere Branche gibt auch Menschen eine Arbeitsstelle, die eine Familie haben und nicht über eine so hohe Qualifikation verfügen.»Rolf Hug

www.textilpflege.ch

www.enaw.ch

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