Publiziert am: 20.10.2023

Kommen bald auch KMU dran?

NACHHALTIGKEIT – Wer Lehrlinge ausbildet, eine gut kapitalisierte Pensionskasse hat und weder Strom noch Material verschwendet, hat mehr für die Nachhaltigkeit getan als alle Aktivisten zusammengezählt. Man muss nur den Mut haben, dazu zu stehen. Berichterstattung über Nachhaltigkeit sind vergleichsweise blosse Papiertiger.

Man kommt aus dem Staunen nicht heraus: Die Schweiz verlangt von den Grossunternehmen eine Nachhaltigkeitsberichterstattung. Dies als Teil des unsäglichen Pakets zum Gegenentwurf zur Konzernverantwortungsinitiative. So weit, so gut. Eigentlich sollte diese Pflicht nur für Unternehmen mit mehr als 500 Angestellten gelten.

«Die nachhaltigste Pflicht des Unternehmers ist, Gewinne zu erwirtschaften.»

Doch kaum eingeführt, soll die Schwelle bereits auf 250 Mitarbeiter gesenkt werden. Was kommt als Nächstes – eine Berichterstattungspflicht etwa ab 100 Angestellten? Damit wären dann auch die KMU erfasst.

Nachhaltigkeit: Nicht darüberberichten, sondern danach leben

Hier ist entschiedener Widerstand gefragt. Daniel Model, CEO von Model Verpackungen, nutzte die Chance, in seinem Nachhaltigkeitsbericht 2022 die Perversion solcher Papiertiger zu thematisieren. «Als Mitarbeitender in einem Unternehmen, das in seinem 140. Betriebsjahr steckt, bin ich der Nachhaltigkeit mehr verpflichtet als der lauten Aufforderung, darüber zu berichten. Ich gebe also zu, dass ich an der Nachhaltigkeit des Drängens auf einen Nachhaltigkeitsbericht zweifle.»

Doch gerade, wenn es um Nachhaltigkeit geht, gibt es Versager. Daniel Model erklärt das wichtigste Versagen: «Dieses Land ist umgeben von Ländern, die Teil eines Währungsexperiments sind, das politisch motiviert und wirklichkeitsfremd ist. Schon kurz nach der Einführung des Euro wandelt sich ein Schuldenland zum Exportweltmeister, weil die Währung schwächer ist als seine zu ihm passende. Und es müssen andere Länder aus dem Süden mit massiven Transferzahlungen ‹gerettet› werden, weil die Währung stärker ist, als sie natürlicherweise sein sollte, und zu billig, und so zur Verschuldung verführt.»

Geld und Kapital verwechselt

Das Versagen der Staaten zieht Konsequenzen mit sich, die alles andere als nachhaltig sind: «Mittlerweile überziehen fast alle Zentralbanken ihren jeweiligen Herrschaftsbereich mit einer Form von Geldsozialismus. So sinkt die Hemmschwelle, dem Bürger beim Aufkommen einer Pandemie auch noch die Handels- und Gewerbefreiheit zu nehmen. Die Überschuldung des Öffentlichen breitet sich so auch auf das Private aus. Es ist zu befürchten, dass die Verwechslung von Geld und Kapital so lange anhalten wird, bis das Kapital bei vollständig geöffneten Geldschleusen durch eine rentenkonsumierende Gesellschaft restlos verzehrt ist.»

Nach der Feststellung massiven Staatsversagens und des Widerspruchs, dass ausgerechnet der versagende Staat Unternehmen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung zwingt, kommt Model zu seinem eigentlichen Bericht: «Unser stetiges Verwandeln von Altem, Verbrauchtem und Weggeworfenem in Neues, Schönes und Wichtiges ist Veranschaulichung von nachhaltiger Wertschöpfung schlechthin. Sie hilft uns in der empfundenen Wertschätzung für Kunden, Mitarbeiter, Mitmenschen, ja Leben, Welt und Schöpfung überhaupt. Für uns kommen die Ökonomie und die Ökologie aus der gleichen Familie.»

Das Wesentliche

Model ist mit gutem Beispiel vorangegangen. Jeder, der gezwungen ist, gegenüber den Staatsversagern eine Nachhaltigkeitsberichterstattung zu machen, kann es ähnlich kurzhalten: Wie viel Leute wurden ausgebildet? Wie gut ist die Pensionskasse kapitalisiert? Wurde die Strom- und Materialeffizienz erhöht? Und vor allem: Wurde Gewinn erwirtschaftet? Denn die nachhaltigste Pflicht des Unternehmers ist, Gewinne zu erwirtschaften.

Henrique Schneider, Stv. Direktor sgv

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