Publiziert am: 06.10.2023

Rund 75'000 neue Bäume gepflanzt

Grüne Wirtschaft – KMU können ihren CO2-Ausstoss über die Stiftung KMU Clima kompensieren, welche Wald in Uruguay aufforstet. Es handelt sich um eine Erfolgsgeschichte: Seit der Gründung der Stiftung konnten etwa 27 000 Tonnen CO2 kompensiert werden.

«Die Wirtschaft ist schon längst grün!» Mit diesem Satz können all die Bemühungen der KMU im Bereich Nachhaltigkeit zusammengefasst werden. Eine besondere Erfolgsgeschichte ist die Stiftung KMU Clima. Die Idee dahinter ist bestechend: KMU kompensieren über die Stiftung ihren CO2-Ausstoss, welche Wald in Uruguay aufforstet.

Und die Zahlen lassen sich mehr als sehen: Seit der Gründung der Stiftung im Jahr 2015 konnten etwa 75 000 neue Bäume gepflanzt, und insgesamt rund 27 000 Tonnen CO2 kompensiert werden. Zum Vergleich: Eine Person in der Schweiz verbraucht circa zwölf Tonnen CO2 pro Jahr. Durch die bisherigen Bemühungen der Stiftung und der KMU könnten in der Schweiz also 2250 Personen ein Jahr lang CO2-neutral leben.

Unkompliziert und hochwertig

Initiant und Ideengeber der Stiftung war Präsident Matthias Baumberger, der Direktor des Verbands der Schweizerischen Lack- und Farbenindustrie (VSLF) und «Die Mitte»-Nationalratskandidat im Kanton Zürich. Der Stiftung liege die Erkenntnis zugrunde, wie wichtig es sei, dass sich mittelständische Betriebe unkompliziert Gedanken zu den Themen Klimawandel, CO2-Ausstoss und Nachhaltigkeit machen können. Und ihre diesbezüglichen regulatorischen und geschäftlichen Herausforderungen unkompliziert und hochwertig gelöst werden können. «Mittelständische Betriebe sind das Rückgrat unseres Landes, und somit auch elementar für eine nachhaltige Zukunft.»

Die Gründungsteilnehmer waren innovative und weitsichtige Hersteller von Farben und Lacken aus der Schweiz. Eine enge Partnerschaft besteht auch mit dem Schweizerischen Maler- und Gipserunternehmer-Verband SMGV (vgl. Interview unten). «Mittlerweile sind die Projekte skalierbar und offen für andere Gewerbe und Industrien: Von Sozialversicherungen über Innovationsparks und Freie Berufe bis zur Chemischen Industrie», erklärt Baumberger.

Umfassende Forschungsarbeit

Die Stiftung ist gemeinnützig, nicht gewinnorientiert und unabhängig. Und sie betreut alle Projekte in Uruguay selbst. Das südamerikanische Land eigne sich deshalb besonders gut, weil es über eine funktionierende Demokratie und einen grossen Mittelstand verfüge sowie Rechtssicherheit und wenig Korruption herrsche. Gleichzeitig gebe es viel Kompetenz im Forstbereich. «Wir haben diesen Schritt nie bereut.»

Bevor ein Projekt umgesetzt wird, muss jeweils eine umfassende Forschungsarbeit geleistet werden. Sobald ein geeignetes Stück Land gefunden ist, wird der Boden analysiert, um herauszufinden, welche Baumart wo gedeihen würde. Jede Baumart wurde vorgängig untersucht, um festzustellen, wie viel CO2 pro Baum und Jahr gebunden werden kann. Das ist unter anderem deshalb wichtig, um die Kompensationsmenge korrekt zu berechnen. «Und weil auch die Biodiversität ein wichtiges Kriterium für uns ist, beschlossen wir, hauptsächlich mit einheimischen Bäumen zu arbeiten», sagt Baumberger. Das Projekt ist ISO-überprüft und -validiert.

Lohnende Investition

KMU können sich zwischen einer Voll- und einer Teilkompensation entscheiden. Ab einer Kompensationsmenge von 100 Tonnen liegt der aktuelle Preis bei 30 Franken pro Tonne. Alternativ können sich die Unternehmen für eine Baumpatenschaft entscheiden. Die Investition lohnt sich. Denn Nachhaltigkeit nimmt heute einen grossen Stellenwert ein, und auch die Kundschaft der KMU gewichtet dieses Thema viel stärker als früher (vgl. unten).

Bevor kompensiert wird, schaut die Stiftung aber in einem ersten Schritt, wie der Ausstoss des KMU reduziert werden könnte. «Das ist unsere Philosophie», betont Baumberger. Hierfür erstellt die Stiftung eine Klimabilanz des einzelnen Betriebs. Jedes Gewerbe, jede Industrie sei anders. «Es gibt aber in fast allen Fällen spannende, ökonomisch und ökologisch sinnvolle Massnahmen zur Reduktion, bevor man den Rest mit unseren Projekten kompensiert.»

Soziale Dimension auch wichtig

Die CO2-Kompensation ist nicht unumstritten, und sie ruft auch Kritiker auf den Plan. Viele davon monieren, es handle sich dabei um modernen Ablasshandel. Mehr nicht. Baumberger kann diesem Argument nicht viel abgewinnen, weil mit den Aufforstungsprojekten ja eine tatsächliche Kompensation stattfindet und diese zur Regeneration von Landschaften führt, die die Voraussetzungen dafür schaffen, dass sich die Artenvielfalt erholen und schliesslich gedeihen kann.

«Das Klima ist global. Bis langfristige Lösungen für eine emissionsfreie Produktion von Gütern gefunden sind, ist der Ausgleich von Emissionen, die während der Produktion oder des Betriebs entstehen, von entscheidender Bedeutung, um die Auswirkungen der globalen Erwärmung abzumildern.»

Der Stiftung KMU Clima geht es dabei nicht nur um die ökonomische und ökologische Dimension von Nachhaltigkeit, sondern auch um die soziale. «Wir beziehen die Menschen vor Ort mit ein, um das Bewusstsein zu stärken und die Langlebigkeit der Projekte zu gewährleisten. Es ist sehr schön zu sehen, was sich in Uruguay in den letzten Jahren entwickelt hat.»

Rolf Hug

www.kmuclima.org

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