Der sgv fasst einstimmig die Nein-Parole zur «Umweltverantwortungsinitiative»
Vorgekaut und unverdaut
ernährungsstudie – «Ein staatlich verordneter Speiseplan zeugt in seiner Ausrichtung von wenig Vertrauen in mündige, eigenverantwortliche Mitbürgerinnen und Mitbürger», findet alt Ständerat Ivo Bischofberger. Der Präsident des Schweizer Fleisch-Fachverbands SFF kritisiert die «Klimastrategie Landwirtschaft und Ernährung 2050» des Bundes als bürokratisches Planspiel.
Die Folgen des Klimawandels sind spürbar – global und in der Schweiz. Sie beeinflussen in besonderem Mass die landwirtschaftliche Produktion, und damit auch die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln, heisst es in der «Klimastrategie Landwirtschaft und Ernährung 2050» des Bundes. Es brauche eine Transformation des Ernährungssystems, damit auch unter künftigen Klimabedingungen eine sichere Versorgung mit Nahrungsmitteln gewährleistet werden könne.
Mit Zeithorizont 2050 werden drei übergeordnete Ziele verfolgt: Die inländische landwirtschaftliche Produktion soll mindestens 50 Prozent zum Nahrungsmittelbedarf der Bevölkerung in der Schweiz beitragen und dabei das standortabhängige Produktionspotenzial sowie die Tragfähigkeit der Ökosysteme berücksichtigen. Die Ernährung soll den Empfehlungen der Schweizer Lebensmittelpyramide entsprechen, und der Treibhausgas-Fussabdruck der Ernährung pro Kopf im Vergleich zu 2020 um zwei Drittel reduziert werden.
Grundsätzlich positive Absicht – kritische Analyse zwingend!
Dass die Bundesämter für Landwirtschaft, Umwelt sowie Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen sich des Themas annehmen, ist grundsätzlich zu begrüssen.
«Die veröffentlichteKlimastrategie stellt lediglich eine Absichtserklärung der drei beteiligten Bundesämter dar. Dies umso mehr, als auf eine UMFASSENDE Ver-nehmlassung verzichtet wurde.»
Doch die in Aussicht gestellten Anpassungen, ja zum Teil ultimativen Forderungen bedürfen mit Blick auf die einschneidenden Konsequenzen zwingend einer genauen Analyse, insbesondere auch was die Aussagekraft der dargelegten, angeblichen «Fakten» betrifft.
Die veröffentlichte Klimastrategie stellt für den SFF aktuell lediglich eine erste Absichtserklärung der drei beteiligten Bundesämter dar. Dies umso mehr, als – aus welchen Gründen auch immer – in diesem äusserst wichtigen und komplexen Thema auf eine umfassende, breite Vernehmlassung bei allen betroffenen Organisationen verzichtet wurde.
Empfehlung, Bevormundung oder Zwang?
Um die sogenannt «übergeordneten Ziele» zu erreichen, fordert der Bund einseitig Teilziele. Eines davon lautet, dass sich bis 2030 mindestens ein Drittel der Bevölkerung gemäss den Empfehlungen der Schweizer Lebensmittelpyramide ernährt. Faktisch heisst dies, langfristig soll die Schweizer Bevölkerung nur noch zwei- bis dreimal pro Woche Fleisch konsumieren. Entgegen der bislang hochgehaltenen individuellen Wahlfreiheit der Bürgerinnen und Bürger unseres Landes, käme dies einem staatlich verordneten Speiseplan gleich. Und eine solche Bevormundung wollen wir absolut nicht!
Doch der Bund geht noch weiter. Das Angebot in den Gastronomiebetrieben sowie im Einzelhandel soll fundamental geändert werden. Vermeintlich gesunde und ressourcenschonende Lebensmittel und Mahlzeiten sollen beworben werden. Womöglich mit staatlichen (umverteilten?) Finanzen.
Vertrauen statt Umerziehung!
Bei all diesen Überlegungen fehlt der Blick für das Ganzheitliche, für die Situation der Schweizer Landwirtschaft bis hin zur Fleischwirtschaft. Die Schweiz ist allein schon der topografischen Lage, aber auch des Anteils von rund zwei Dritteln Grünflächen an der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche wegen für die Nutztierhaltung prädestiniert. Eine andere Nutzung anstelle der bislang bewährten durch Wiederkäuer ist in vielen Gebieten gar nicht möglich. Nicht zu vernachlässigen ist zudem die nachhaltige Verwertung grosser Mengen an Nebenprodukten aus der Produktion bzw. Zubereitung einer Vielzahl von Lebensmitteln, wie zum Beispiel Mehl und pflanzliche Öle, durch Schweine und Geflügel. Die im Sinne der Ressourceneffizienz angestrebte Produktion von pflanzlichen Produkten für die menschliche Ernährung statt von Tierfutter ist deshalb eine Utopie und zeugt von einer grossen Distanz zwischen Theorie und Praxis.
Vielmehr bleibt die Überzeugung, dass der gesunde Menschenverstand unserer Gesellschaft einmal mehr aktiv wird. Denn ein staatlich verordneter Speiseplan zeugt in seiner Ausrichtung von wenig Vertrauen in mündige, eigenverantwortliche Mitbürgerinnen und Mitbürger. Sich mit Lebensmitteln und mit der eigenen Ernährung auseinandersetzen, ist allemal zielführender, als sich blindlings auf vorgekaute, aber unverdaute Planspiele zu verlassen. Denn: «Wo der Bürger abdankt, übernimmt der Bürokrat»!Ivo Bischofberger,
alt Ständerat
und Präsident SFF
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