Publiziert am: 08.12.2023

Wichtige medizinische Grundversorger

PHARMASUISSE – Die Apotheken sind für die Bevölkerung die erste Anlaufstelle bei gesundheitlichen Anliegen, da viele kleinere Abklärungen effizient direkt vor Ort und ohne Terminvereinbarung bearbeitet werden können. Damit helfen sie aktiv bei der Kostendämpfung im Gesundheitswesen mit. Grosse Herausforderungen in der Branche sind der Fachkräftemangel sowie die Digitalisierung.

Insgesamt gibt es in der Schweiz 1872 Apotheken – in der Romandie sind es rund 725 Apotheken, in der Deutschschweiz ungefähr 930 und im Tessin ca. 210. Aufgrund des einzigartigen Systems, das die Medikamentenabgabe durch Ärztinnen und Ärzte ermöglicht (Selbstdispensation), gibt es in der Schweiz durchschnittlich viel weniger Apotheken pro 100 000 Einwohner als sonst in Europa. Apothekenketten wie Amavita, Coop Vitality, Benu, Medbase, Bähler Dropa etc. machen derzeit etwa einen Drittel der Apotheken aus. Der Grossteil sind unabhängige Apotheken, die sich teilgruppiert haben, wie TopPharm, Rotpunkt, Pharmavital, pharmaciePlus Apotheken etc. Die Versorgung mit Medikamenten von garantierter Qualität, die Beratung der Patientinnen und Patienten über Gesundheitsfragen sowie die Förderung und die Erhaltung der Gesundheit sind Kernaufgaben der Apotheken. Das Angebot der Branche hat sich aber in den letzten Jahren stark erweitert und geht immer mehr in Richtung von neuen Leistungen in der Apotheke, wie zum Beispiel die Konsultation in der Apotheke oder die Impfung. «Apotheken spielen eine aktive Rolle in der Grundversorgung und werden diese künftig noch erweitern», sagt Martine Ruggli, Präsidentin des Schweizerischen Apothekerverbands pharmaSuisse.

Kosten im Gesundheitswesen minimieren

Dank der persönlichen Beratung und Betreuung – ohne Voranmeldung wohlgemerkt – sind Apotheken ein wichtiger Pfeiler in der medizinischen Grundversorgung. «Apothekerinnen und Apotheker helfen damit und auch mit Präventionsangeboten, die Kosten im Gesundheitswesen zu minimieren. Als Medizinalpersonen übernehmen sie eine wichtige Drehscheibenfunktion in der medizinischen Grundversorgung der Bevölkerung», so Ruggli. Die Kundinnen und Kunden erhalten bei gesundheitlichen Beschwerden rasch Hilfe; vielfach finden sie direkt in der Apotheke eine Lösung. «Als erste Anlaufstelle entlasten Apotheken somit Hausärztinnen und Hausärzte sowie Notfallaufnahmen.» Bei Bedarf werden Kundinnen und Kunden an eine geeignete Fachperson weiterverwiesen. Seit Januar 2019 können Apotheken zudem neu gewisse rezeptpflichtige Arzneimittel ohne ärztliche Verschreibung abgeben. «Diese Abgabe muss allerdings dokumentiert werden und findet auch häufig nicht an der Theke statt, sondern im Rahmen einer Konsultation in der Apotheke, also in einem separaten Raum.» Seit 2015 dürfen Apotheken auch impfen und das Impfangebot wird – je nach Kanton – immer mehr ausgebaut.

Die Menschen im Zentrum

Der Schweizerische Apothekerverband pharmaSuisse engagiert sich für die Zukunft der Apothekenberufe. Konkret macht er dies mit der Kampagne zur Nachwuchsförderung «choose your impact». «Ziel dabei ist es, den jungen Menschen das Studium zur Apothekerin oder zum Apotheker respektive die Berufslehre zur Fachfrau oder zum Fachmann Apotheke näher zu bringen», so Ruggli. Besonders beliebt bei Frauen sind sowohl das Pharmaziestudium wie auch die Berufsausübung in einer Offizin-Apotheke. Ihr Anteil betrug bei den eidgenössischen Studienabschlüssen im Jahr 2022 166 Absolventinnen (76 Prozent). «Die Gesamtzahl der Studienabschlüsse in Pharmazie ist über Jahre stabil geblieben», so Ruggli.

In den vergangenen Jahren begannen jährlich rund 920 Personen die Berufslehre zur Pharma-Assistentin respektive zum Pharma-Assistenten. «Die Ausbildung zur Fachfrau bzw. zum Fachmann Apotheke, wie sie seit 2022 neu genannt wird, ist immer beliebter», freut sich Ruggli. «Dies ist sicher auch auf die Totalrevision in den letzten Jahren, die die Berufslehre interessanter und den Beruf spannender macht, zurückzuführen. Die Apotheken haben mehr Aufgaben und Kompetenzen erhalten, um den Bedürfnissen der Bevölkerung Rechnung zu tragen. Die Fachfrauen und -männer Apotheke sind dabei ein wichtiger Teil des Teams.»

Die Branche hat auch eine hohe Zahl an anerkannten, im Ausland erworbenen Diplomen: Im Jahr 2022 wurden 288 ausländische Pharmazie-Diplome anerkannt und 206 eidgenössische Diplome nach erfolgreich abgeschlossenem Pharmaziestudium vergeben. Zudem bringt der Verband das Berufsbild auf eine erfrischende Art an die Jugendlichen und begeistert sie auf diese Weise. «Im Zentrum stehen bei uns nicht per se die Tätigkeiten, sondern vielmehr die Menschen und ihre Erlebnisse, die sie bei der Berufsausübung haben.»

Kostendämpfendes Potenzial clever nutzen

Hauptanliegen auf der politischen Ebene sind das neue Modell Vertriebsanteil sowie das «Massnahmenpaket 2 zur Kostendämpfung». Im Herbst 2022 konnte bezüglich dem neuen Modell Vertriebsanteil nach mehreren Sitzungen ein Konsens mit Curafutura, H+ (Dachverband der öffentlichen und privaten Schweizer Spitäler, Kliniken und Pflegeinstitutionen), FMH (Foederatio Medicorum Helveticorum) und APA (Vereinigung der Ärzte mit Patientenapotheke) erreicht werden. Die Tarifpartner haben sich auf ein System geeinigt, die Fehlanreize korrigiert. «Das neue System zur Berechnung des Vertriebsanteils für rezeptpflichtige Medikamente ermöglicht Einsparungen zugunsten der Obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP), die auf rund 50 bis 60 Millionen Franken wiederkehrend pro Jahr geschätzt werden», konkretisiert Ruggli.

Das Geschäft «Massnahmenpaket 2 zur Kostendämpfung» befindet sich derzeit in der parlamentarischen Beratung. «Wir setzen uns dafür ein, dass die vorgesehene KVG-Anpassung rasch umgesetzt wird. Dies ist eine zwingende Voraussetzung, damit die Apothekerschaft ihre Rolle als medizinischer Grundversorger in interprofessioneller Zusammenarbeit auf gleicher Augenhöhe mit weiteren medizinischen Leistungserbringern richtig wahrnehmen kann», betont Ruggli und doppelt nach: «Nur so kann das qualitätsfördernde und kostendämpfende Potenzial der Apothekerinnen und Apotheker in der Grundversorgung endlich voll genutzt werden.» Ein Beispiel dafür wäre die neue Dienstleistung myCare Start. Sie unterstützt Patientinnen und Patienten mit chronischen Erkrankungen bei der Therapietreue. Denn auch durch eine bessere Einnahme von Medikamenten lassen sich langfristig Kosten sparen.

Neue digitale Kanäle aktivieren

Grosse Herausforderungen für die Branche sind neben dem Fachkräftemangel, welcher auch im Gesundheitsbereich gut spürbar ist, die Digitalisierung sowie die Implementierung von neuen Leistungen. Exemplarisch kann an dieser Stelle die Konsultation in der Apotheke genannt werden. Dabei handelt es sich im Rahmen einer «Konsultation in der Apotheke» durch die Apothekerin oder den Apotheker nach einer kurzen Anamnese, um eine Abgabe von verschreibungspflichtigen Medikamenten, die ohne Arztrezept abgegeben werden dürfen. In den letzten Jahren hat sich allerdings auch bei den Apotheken einiges im Bereich der Digitalisierung getan. «Rezepte werden an einigen Orten schon in elektronischer Form übermittelt und gelangen somit von der Ärztin respektive dem Arzt direkt in die Apotheke.» Derzeit steht das E-Rezept noch am Anfang, aber FMH und pharmaSuisse unterstützen diese Entwicklung gemeinsam.

«Als erste Anlaufstelle entlasten Apotheken Hausärztinnen und Hausärzte sowie Notfallaufnahmen.»

Die Apotheken bieten aber auch vermehrt Webauftritte, spezielle Dienstleistungen, Online-Buchungen oder WhatsApp-Dienste etc. an. Andere haben in die Automatisierung investiert und einen Medikamenten-Roboter installieren lassen. Darüber hinaus gibt es einige Apotheken, die einen Onlineshop aufgebaut haben oder ihre Ware in einem externen Onlineshop anbieten. «Es hat sich diesbezüglich viel getan. Neue Märkte erschliessen sich mit grosser Wahrscheinlichkeit in Onlineshops, die sich erfolgreich als zusätzliche Verkaufskanäle nutzen lassen», so Ruggli.

Für die Präsidentin ist das Potenzial der Branche gross – und mit noch besseren und faireren Rahmenbedingungen sogar noch grösser. «Wichtig wird aber auch sein, wie gut die Apotheken bei der Digitalisierung mitmachen und wie sie Herausforderungen wie den Fachkräftemangel angehen.»

Corinne Remund

www.pharmaSuisse.org

DAS MACHT PHARMASUISSE

Impulsgeberin mit Drehscheibenfunktion

Führende Apotheker gründeten 1843 in Zürich die Dachorganisation der Apothekerinnen und Apotheker: den Schweizerischen Apothekerverband, den ältesten Verband in der Schweiz. Dem Verband sind mehr als 7200 Einzelmitglieder und 1550 Apotheken angeschlossen. Heute heisst der Berufsverband mit Sitz in Bern-Liebefeld «Schweizerischer Apothekerverband pharmaSuisse» und feiert dieses Jahr sein 180-jähriges Jubiläum.

Der Schweizerische Apothekerverband pharmaSuisse engagiert sich für die Apothekerinnen, Apotheker und Teams, die im Dienst der Bevölkerung, der Patientinnen und Patienten und der öffentlichen Gesundheit eine zentrale und koordinierende Rolle in der Grundversorgung übernehmen. pharmaSuisse als innovativer Berufs- und Branchenverband wirkt als partizipative Impulsgeberin mit Drehscheibenfunktion. Der Verband engagiert sich für Bildung und Weiterentwicklung der Apothekenberufe, antizipiert gesellschaftliche, politische und technologische Entwicklungen und stärkt die Attraktivität der Apothekenberufe und deren Image in der Öffentlichkeit. Er stärkt die Solidarität innerhalb der Branche und setzt sich aktiv für interprofessionelle Kooperationen ein. Ebenso engagiert sich der Verband auf der politischen Ebene.

Über 23 000 Personen in der Schweiz sind in einer öffentlichen Apotheke angestellt. Mehr als 40 Prozent von ihnen sind Pharma-Assistentinnen und -Assistenten und 15 Prozent sind Lernende. Angesichts der neuen Rolle der Apotheken in der Grundversorgung gewinnt auch der Beruf der Pharma-Assistentinnen und -Assistenten bzw. der Fachfrauen und Fachmänner Apotheke an Bedeutung.CR

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