Publiziert am: 05.04.2024

«Man tut Gutes, es macht Sinn»

Integration – Schon zu Beginn des Ukraine-Kriegs muss Dmytro Raboshchuk seine Heimat verlassen und in die Schweiz fliehen. Bei der Cropmark AG in Wettingen findet er Arbeit. Das RAV Baden und die Kontaktstelle Integration Arbeitsmarkt helfen dabei.

Heftige Explosionen, brennende Gebäude, in den Strassen rollen Panzer – plötzlich ist Krieg in Dmytro Raboshchuks Leben. Der 48-jährige Elektroingenieur entscheidet sich, aus der Ukraine zu fliehen. Gemeinsam mit seiner Frau und den drei Kindern steigt er ins Auto und fährt los. Über Polen und Deutschland erreichen sie die Schweiz.

Sie finden Zuflucht in der Aargauer Gemeinde Ehrendingen, erlangen den Schutzstatus S. Dieser ermöglicht ukrainischen Geflüchteten einen direkten Zugang zum Schweizer Arbeitsmarkt. «Die Vermittlung von Personen mit Schutzstatus S läuft sehr gut. Von 28 Stellensuchenden, für die ich verantwortlich bin, haben nur noch drei keine Arbeit», erklärt Anna Vecsernyes. In der Gemeinde ist sie für die Betreuung von Asyl- und Schutzsuchenden zuständig.

Hilfe bei der Arbeitssuche

Anna Vecsernyes kümmert sich auch um Dmytro Raboshchuk. Nach dessen Ankunft in der Schweiz meldet sie ihn beim RAV Baden an. Fast ein Jahr lang hilft sie ihm bei der Arbeitssuche, dann findet er schliesslich eine Stelle bei der Cropmark AG, einem IT-Grosshändler in Wettingen. Dort bewirtschaftet er das Lager, kontrolliert eingehende Ware, entsorgt Abfälle. «Es ist ein gutes Gefühl, nicht mehr von Sozialhilfe abhängig zu sein. Dass wir mittlerweile für uns selber sorgen können, tut der ganzen Familie gut,» sagt er.

«Es ist ein gutes Gefühl, nicht mehr von Sozialhilfe abhängig zu sein.»

Auch Ralph Künzler, Geschäftsleiter bei der Cropmark AG, ist mit seinem neuen Mitarbeiter zufrieden. «Die Zusammenarbeit läuft sehr gut. Dmytro ist sehr zuverlässig. Seine Aufgaben erledigt er tadellos.»

Die Entscheidung, einen Geflüchteten anzustellen, trifft Ralph Künzler, als er in den Zeitungen von den vielen Ukrainern liest, die in die Schweiz kommen. «Als Arbeitgeber haben wir auch eine soziale Aufgabe», betont er. «Die Stärke unseres Unternehmens ist es, ein familiäres Umfeld zu schaffen. Wir schauen nicht nur auf Qualifikationen, es muss auch menschlich passen.»

«Hier ankommen»

In einer Publikation der Aargauischen Industrie- und Handelskammer (AIHK) wird Ralph Künzler auf Cäcilia Willi, Leiterin der Kontaktstelle Integration Arbeitsmarkt (KIA), aufmerksam. Er nimmt Kontakt zu ihr auf. «Es war wichtig, alle an einen Tisch zu bringen und einen regelmässigen Austausch herzustellen. So konnte zum Beispiel die Notwendigkeit von Deutschkursen besser und schneller eingeschätzt werden», sagt Cäcilia Willi. Sie unterstützt den Unternehmer auch bei der Beantragung von finanziellen Zuschüssen zur Arbeitsmarktintegration von geflüchteten Menschen.

«Als Arbeitgeber haben wir auch eine soziale Aufgabe.»

Würde Ralph Künzler auch anderen Betrieben raten, Geflüchtete einzustellen? «Ja, auf jeden Fall. Man tut Gutes, man hilft leidgeplagten Menschen. Gleichzeitig macht es auch aus wirtschaftlicher Sicht Sinn.»

Dmytro Raboshchuk ist froh, dass er die Chance bekommen hat. «Meine Kinder waren am Anfang noch ganz traumatisiert vom Krieg, sie hatten Albträume. Es geht ihnen aber wieder gut», sagt er. Seine Heimat vermisse er, über die Zukunft, gar ein mögliches Kriegsende, möchte er aber nicht nachdenken. «Jetzt geht es erst einmal darum, hier anzukommen.»

Lukas Axiopoulos, Amt für Wirtschaft und Arbeit, Kanton Aargau

Kontakt

Cäcilia Willi leitet die Kontaktstelle Integration Arbeitsmarkt beim Amt für Wirtschaft und Arbeit. Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme:

integrationspartner-arbeit@ag.ch

www.ag.ch/kontaktstelle-arbeitsmarkt

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