Publiziert am: 24.05.2024

«Ein Gewinn für alle»

Bildungsweg – Die Hochschule Luzern (HSLU) versteht sich als Hochschule für die Praxis. Rektorin Barbara Bader erklärt, wie die HSLU ihre Ausbildungen gezielt auf die Bedürfnisse von Unternehmen ausrichtet – und wie die Zusammenarbeitmit der Wirtschaft zu gegenseitigem Wissenstransfer führt.

Schweizerische Gewerbezeitung: Barbara Bader, der Grossteil der HSLU-Studierenden hat eine Berufslehre absolviert. Wieso ist die Durchlässigkeit der Schweizer Bildungswege Ihrer Meinung nach wichtig?

Barbara Bader: Das Schweizer Bildungssystem folgt einem einzigartigen Prinzip: Kein Abschluss ohne Anschluss. Das eröffnet unabhängig von Herkunft, Werdegang oder Alter vielfältige Chancen; gerade die Fachhochschulen stärken die soziale und berufliche Mobilität. Junge Menschen mit einem EFZ und einer Berufsmatura sind der Talentpool für Schweizer KMU. Sie kennen die Arbeit «von innen» – ein essenzieller Vorteil, wenn sie später als Projektleiterin, HR-Spezialist oder Managerin verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen in ihrem Betrieb.

«Das Prinzip des lebenslangen Lernens ist heute bedeutsamer denn je.»

Viele studieren berufsbegleitend und bringen ihr Fachwissen während des Studiums in KMU ein. Tragen sie auch etwas zurück an die Hochschule?

Ja. Das berufsbegleitende Studium ist ein Gewinn für alle. Es fliesst viel Wissen aus den Betrieben in die Hochschule und vice versa. Entsprechend haben die meisten «use cases» im Studium ihren Ursprung in tatsächlichen betrieblichen Situationen. Kommt hinzu, dass Dozierende oft mit einem Bein in der Praxis stehen. Der Praxisbezug ist ein wesentliches Merkmal und eine Stärke der Fachhochschulen – und dies soll auch so bleiben.

Wie reagiert die Hochschule Luzern auf die Bedürfnisse des Schweizer Gewerbes, wenn es um die Ausbildung von Fachkräften geht?

Wir sind am Puls der Zeit, nehmen Entwicklungen auf, initiieren Neues – stets im Austausch mit Unternehmen und Lehrbetrieben. Den Fachkräftemangel beobachten auch wir mit Sorge. Gerade bei Herausforderungen wie Energiewende, Digitalisierung oder Automatisierung geben wir Gegensteuer, indem wir hier attraktive Anschlüsse an die Berufslehre bieten. Aktuelle Beispiele dafür sind der Ausbau der Medizintechnik, Medizininformatik und Life Sciences, ebenso neue Studienangebote im Bereich KI und Cyber Security.

Das Prinzip des lebenslangen Lernens ist heute bedeutsamer denn je, für die individuelle berufliche Zukunftsfähigkeit genauso wie für diejenige von Firmen. So umfasst unser Weiterbildungsprogramm über 550 Angebote, vom Fachkurs bis zum Executive MBA.

Die HSLU arbeitet eng mit Unternehmen aus der Region zusammen, auch in der Forschung. Wie profitieren beide Seiten von dieser Partnerschaft?

Der Austausch zwischen unserer Hochschule und der Zentralschweizer Wirtschaft ist sehr gut etabliert. Aktuell bin ich Gast an den Delegiertenversammlungen der kantonalen Gewerbeverbände. Die HSLU wird dort als wichtige Impulsgeberin wahrgenommen. Gerade Firmen ohne eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilungen profitieren vom niederschwelligen Zugang zu erstklassigen angewandten Infrastrukturen – etwa dem «Immersive Realities Center» in Rotkreuz, wo sie Einsatzmöglichkeiten für Augmented- und Virtual-Technology erproben können.

«Mit anwendungsorientierter Forschung und Entwicklung treiben wir den technologischen Wandel voran.»

Unternehmen geben auch Praxisarbeiten bei Studierenden in Auftrag oder initiieren Forschungsprojekte mit uns. Mit anwendungsorientierter Forschung und Entwicklung treiben wir den technologischen Wandel voran – dies geschieht oft in Kooperation mit unseren Praxispartnern. Und ja: Dieser Wissens- und Technologietransfer hat durchaus auch positive Effekte auf die Standortattraktivität.Interview: Lisa Savenberg

Weiterführende Artikel

Meist Gelesen