Publiziert am: 30.08.2024

Faire Preise?

KARTENZAHLUNGEN – Hohe Kommissionsgebühren auf Zahlungen mit der Karte belasten nicht nur die KMU-Händler, sondern auch ihre Kunden. Denn bei hohen Gebühren können am Ende die Produktpreise steigen. Hier ist der Preisüberwacher gefordert, die Gebühren wieder einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Nichts ist gratis. Dieses Prinzip gilt so gut wie überall. Auch beim Bezahlen mit Kredit- oder Debitkarte. Denn hinter jeder bargeldlosen Zahlung steckt eine Vielzahl von Arbeitsschritten und Dienstleistungen, die von unterschiedlichen Parteien ausgeführt werden. Und jede dieser Arbeiten kostet etwas.

KMU und Kunden müssen blechen

Direkt bezahlen tut das Ganze der Händler, also das Geschäft, welches die Kartenzahlung akzeptiert. Er bezahlt eine Kommissionsgebühr an den Händlerbetreuer, auch Acquirer genannt – das Unternehmen, welches den gesamten Zahlungsprozess betreut. Bargeldlose Zahlungen bedeuten für den Händler also zusätzliche Kosten. Diese sind gerade in den vergangenen Jahren überproportional stark gestiegen, während Inflation und äussere Umstände wie z. B. die Covid-Einschränkungen die Firmen finanziell stark unter Druck gesetzt haben. Mit zunehmenden Kommissionsgebühren schmilzt so ihre Gewinnmarge, und das Geschäft wird immer unrentabler.

Das kann auch zu sekundären Effekten führen. Die Händler müssen die höheren Kosten irgendwie bewältigen können, indem sie entweder anderswo Kosten einsparen oder ihre Preise erhöhen. Ist Letzteres der Fall, so müssen die hohen Kommissionsgebühren indirekt von den Kundinnen und Kunden berappt werden. Und auch diese stehen heute ihrerseits bereits unter verstärktem finanziellen Druck, z. B. durch die sinkende Kaufkraft.

Deckelung – noch bis Ende Jahr

Diese Entwicklungen sind nicht neu; sie verstärken sich vielmehr seit Jahren schleichend. Die Pro-blematik hat auch der Preisüberwacher Stefan Meierhans erkannt und vor drei Jahren eine einvernehmliche Regelung mit dem Acquirer Worldline (damals noch SIX Payment Services) abgeschlossen. So konnte er Maximalpreise für die Kommissionsgebühren bei Debitkarten von Visa und Mastercard erwirken und die Preise auf 3.50 bzw. 2.00 Franken pro Transaktion deckeln. Damit wurde den hohen Kommissionsgebühren zumindest nach oben ein Riegel geschoben.

Besonders in Branchen mit hohen Transaktionsbeträgen – beispielsweise beim Verkauf von Elektrogeräten oder Möbeln etc. – profitieren dank der einvernehmlichen Regelung KMU heute von einem gewissen Schutz vor überhöhten Gebühren.

Doch diese Regelung zwischen dem Preisüberwacher und Worldline gilt nur noch bis Ende diesen Jahres. Nach deren Auslaufen drohen die Kommissionsgebühren erneut zu einem Fass ohne Boden zu werden.

Preisüberwacherwieder gefordert

Mit näher rückender Frist des Auslaufens seiner Regelung mit Worldline ist der Preisüberwacher gefordert, die Kommissionsgebühren ein weiteres Mal unter die Lupe zu nehmen.

Neben der grundsätzlich steigenden Tendenz der Gebühren gibt es dabei noch weitere Probleme, welche den Händlern zu schaffen machen. Eines davon ist die Unübersichtlichkeit der Gebührenmodelle. Denn diese setzen sich aus einer Vielzahl unterschiedlicher Sätze zusammen, welche je nach Merkmalen der Zahlung unterschiedlich sind. Hinzu kommt, dass bei den meisten KMU-Händlern die Gebühren anhand von Mischsätzen berechnet werden. Dies führt dazu, dass am Ende kaum noch nachvollziehbar ist, was eine einzelne Transaktion genau kostet, und wie sich diese Kosten zusammensetzen.

«Händler müssen die höheren Kommissionsgebühren irgendwie bewältigen können, indem sie entweder anderswo Kosten einsparen oder ihre Preise erhöhen. »

Daher setzt sich der Schweizerische Gewerbeverband sgv für faire und niedrigere Kommissionsgebühren für die KMU-Händler ein, und vor allem für einfachere, übersichtlichere und transparentere Gebührenstrukturen. Er fordert den Preisüberwacher daher auf, das Auslaufen der einvernehmlichen Regelung mit Worldline als Chance zu nutzen, um ebendiese Probleme anzupacken.

Michèle Lisibach, Ressortleiterin sgv

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