Seit wenigen Wochen gibt es in der Schweiz die «Instant-Zahlung». Überweisungen können damit neu in Echtzeit getätigt werden.
Wie es funktioniert
Banküberweisungen werden in der Schweiz von der SIX Interbank Clearing AG – kurz SIC AG – getätigt. Über ihr System laufen Zahlungen von einer zur anderen Bank. Seit dem vergangenen Jahr arbeitet die SIC AG zusammen mit der Schweizerischen Nationalbank an einer neuen Generation der Zahlungsinfrastruktur. Die neue Plattform «SIC5» ist mittlerweile in Betrieb und legt den Grundstein für Echtzeitbanküberweisungen, sogenannte Instant-Zahlungen. Ab August 2024 sind nun alle grösseren Banken in der Schweiz verpflichtet, diese Instant-Zahlungen entgegenzunehmen. Alle weiteren Banken werden bis 2026 folgen.
Was bedeutet «Echtzeit»?
Eine Instant-Zahlung wird innerhalb von maximal zehn Sekunden verarbeitet. Das bedeutet, dass spätestens zehn Sekunden, nachdem man im eigenen E-Banking den Knopf «Zahlung auslösen» gedrückt hat, der Empfänger das Geld auf seinem Konto hat. Damit instant auch wirklich immer instant ist, steht der Dienst lückenlos 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche und 365 Tage im Jahr zur Verfügung.
Die Nationalbank verpflichtet die Banken jedoch nur dazu, Instant-Zahlungen zu empfangen. Ob sie diese auch anbieten wollen, entscheiden die Banken selbst. Einige bieten den Dienst aber bereits an, und als Kunde kann man im E-Banking bereits jetzt Instant-Zahlungen auslösen. Das Pricing dieses neuen Zahlungsangebots wird sich in der näheren Zukunft wohl erst noch festigen müssen, sowohl für den Sender wie auch für den Empfänger der Zahlung.
Chancen für KMU
Fest steht jedoch bereits jetzt: Eine sofortige Zahlungsabwicklung hat zahlreiche Vorteile: Wer bezahlt, erhält sofort eine Bestätigung, dass die Zahlung erfolgt ist. Der Empfänger hat das Geld sofort auf seinem Konto. Keine der beiden Parteien trägt dabei ein Kreditrisiko, was Geschäftsbeziehungen stark vereinfachen kann. Und da der Kontostand immer aktuell ist, werden die Planung und Budgetierung wesentlich erleichtert. Damit einher gehen auch neue Potenziale für automatisierte und digitalisierte Prozesse für das Liquiditätsmanagement von Unternehmen.
Neue Geschäftsmodelle
Ausserdem eröffnen Instant-Zahlungen auch Chancen für neue Geschäftsmodelle. Die SIC AG führt beispielsweise eine Marktkonsultation zu ihrem Projekt «Scheme-on-Scheme» durch, welches Unternehmen den diskriminierungsfreien Zugang zur «Instant Payment Bridge» gewährleisten soll. Will heissen: Künftig sollen Unternehmen Instant Payments nutzen können, um ihren Kunden darüber neue und verbesserte Zahlungsdienstleistungen anzubieten. Dies könnte dem Markt für bargeldlose Zahlungen, welcher heute durch hohe Kosten für die Händler gekennzeichnet ist (vgl. Artikel oben) einen bitter nötigen Wettbewerbsschub verpassen. Daher wird der Schweizerische Gewerbeverband sgv die weiteren Entwicklungen rund um die Instant-Zahlungen genau beobachten. ml