Publiziert am: 22.11.2024

Links-grüne Lebenslügen

DOGMATISMUS – Rot-grün hat sich in der Energiepolitik verrannt. Drei Beispiele zeigen exemplarisch, wie unglaubwürdig ihre Position ist – unter anderem zur Kernkraft.

Die Schweizer Energiepolitik wird zusehends dogmatischer – Fragen der Effektivität und Effizienz beschlossener Massnahmen scheinen sekundär zu sein. Drei links-grüne Lebenslügen illustrieren dies exemplarisch: Erstens regte Bundesrat Albert Rösti vor wenigen Monaten an, das Verbot neuer Rahmenbewilligungen für Kernkraftwerke zu überprüfen und allenfalls gar aufzuheben. Schliesslich hielt nicht nur die EU bereits 2021 fest, dass Kernkraftwerke eine wichtige Rolle bei der Transition zu einer klimaneutralen Gesellschaft und Wirtschaft spielen können – wenn man sie denn liesse.

Die Gedanken des Bundesrats führten zu einer heftigen medialen Gegenwehr links-grüner Kreise. Offenbar definieren sich immer noch viele, insbesondere grüne Exponenten, über die konsequente Ablehnung der Kernkraft. Zu welchen Auswirkungen diese ideologische Haltung führt, lässt sich vortrefflich am nördlichen Nachbarland der Schweiz demonstrieren. Noch einsatzbereite Kernkraftwerke wurden abgestellt, der Anteil der Kohle am deutschen Energiemix nahm – in den letzten Wochen auch aufgrund des Hochnebels und weitgehender Windstille – zu. Klimaschutz sieht anders aus.

«Die Integration hoher Solar- und Windanteile in den Energiemix bedingt den Aufbau geeigneter Speicher.»

Doch zurück zur Schweiz: Die Aufhebung des Rahmenbewilligungsverbots wird auch mit dem Argument abgelehnt, dass sich ja sowieso keine Investoren für die Kernkraft finden liessen. Wenn dem wirklich so wäre: Was schadet dann die Aufhebung des Verbots? Ist sich die links-grüne Bubble vielleicht doch nicht ganz so sicher in ihrer Haltung, dass die Kerntechnologie auf den Haufen der Geschichte gehört?

Relevant sind die gesamten Systemkosten

Zweite Lebenslüge: Statt auf Kernenergie setzt eine links-grüne Energiepolitik vorzugsweise auf Photovoltaik (PV) und Windkraft. «Sonne und Wind senden keine Rechnung»: damit soll betont werden, dass PV- und Windanlagen die kostengünstigste Art der Energieerzeugung sind. Dies ist jedoch nicht die ganze Wahrheit. Die Integration hoher Solar- und Windanteile in den Energiemix bedingt eine Verstärkung des Netzes und den Aufbau geeigneter Speicher oder von Back-up-Lösungen wie zum Beispiel flexibel einsetzbarer Gaskraftwerke für die berühmte Dunkelflaute.

Relevant sind also nicht nur die Kosten der einzelnen Anlagen, sondern die gesamten Systemkosten – die massiv höher liegen. Weiter ist anzumerken, dass für den Ersatz eines der vier verbleibenden Schweizer Kernkraftwerke tausende neuer PV- und Windanlagen zugebaut werden müssten. Die Sonne mag kostenlos scheinen und der Wind ohne Kompensation wehen – doch ihre energetische Nutzung ist alles andere als günstig.

Bleibt eine letzte Frage

Drittens wird von links-grüner Seite oft behauptet, dass die neuen Erneuerbaren wie PV und Wind so effizient und günstig seien, dass sie sich schon heute am Markt durchsetzen. Wenn dies so wäre: Weshalb wird dann von den gleichen Exponenten bei jeder anderen Gelegenheit dafür gekämpft, die Subventionen für die neuen Erneuerbaren weiterlaufen zu lassen?

Bleibt eine letzte Frage: Wie glaubhaft ist unter diesen Prämissen die links-grüne Energiepolitik? Diese Frage dürfte der Souverän in den nächsten Abstimmungen und Wahlen beantworten. dp

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