Publiziert am: 14.03.2025

Dieser Wahnsinn muss ein Ende haben

ESG – Der Schweizerische Gewer­be­ver­band sgv setzt sich seit jeher für die Senkung der Regulierungskosten ein. Er fordert deshalb heute ein Mora­tor­ium für alle neuen ESG-Auflagen. Dies ist umso dringlicher, als sich nun end­lich auch die EU Wichtigerem zuwen­det, als die KMU mit zusätzlichen Schikanen zu drangsalieren.

Die Schweiz will die ESG-Transparenzpflichten für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung verschärfen, während die Europäische Kommission vorschlägt, diese zu lockern. Ein Widerspruch, der aufhorchen lässt. Warum sollen wir hierzulande die Komplexität weiter erhöhen, während andere sie verringern?

Ein bĂĽrokratisches und teures Korsett

Der Entwurf zur Änderung des Obligationenrechts, den der Bundesrat im Juni 2024 in die Vernehmlassung geschickt hat, sieht vor, mehr Unternehmen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung zu verpflichten. Künftig müssen Unternehmen mit 250 Mitarbeitern und mehr detaillierte Berichte über Umwelt, Menschenrechte und Korruptionsbekämpfung erstellen. Diese Unternehmen müssen gemäss einer im Dezember 2024 in die Vernehmlassung geschickten Verordnungsrevision künftig auch strengere Anforderungen an die Berichterstattung über Klimabelange erfüllen. Eine schwere, kostspielige und zeitraubende Anforderung.

Der Bundesrat liess verlauten, dass er das Schweizer Recht in diesem Bereich an dasjenige der EU anpassen will. In der Zwischenzeit hat die Europäische Kommission aber das «Omnibus Simplification Package» vorgeschlagen und damit – endlich – einen dringend nötigen Schritt zurück bei den bürokratischen Anforderungen markiert. Durch die Einführung des «Value Chain Cap» und eines freiwilligen Standards sollen KMU von übermässigen Auflagen befreit werden. Das bedeutet, dass grosse Unternehmen und Finanzinstitute von KMU nur jene ESG-Daten verlangen dürfen, die von diesem Standard umrahmt werden. Mit anderen Worten: KMU werden in der EU wieder entlastet.

Keine unnötigen Zwänge

Die EU-Richtlinien zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD und CSDDD) gelten auch über die Grenzen der EU hinaus: Schweizer Unternehmen, die in den europäischen Markt exportieren, müssen diese Richtlinien einhalten. Für KMU, die auf den Binnenmarkt ausgerichtet sind, gibt es hingegen keinen Grund, dass sie diese gleichen Anforderungen ebenfalls einhalten müssen. Warum sollten diesen inlandorientierten Firmen unnötige Zwänge auferlegt werden? Der Vorschlag des Bundesrats erhöht nur das Risiko einer doppelten Regulierung – und eines Wettbewerbsnachteils für die eigenen Unternehmen.

Erst beobachten, dann handeln – und nicht gleich losstürmen

Die USA unter der Trump-Administration haben ihre eigene ESG-Regulierung gestoppt, und die Europäische Union macht einen Rückzieher. Nur die Schweiz, die sich offenbar einmal mehr als Musterschüler zu gebärden gedenkt, hält an immer strengeren Vorschriften fest.

Dies ist kein Zeitpunkt für voreilige Entscheidungen. Man muss die Entwicklung des internationalen Regulierungsrahmens beobachten, seine Stabilisierung abwarten und – Montesquieu lässt grüssen – nur dann Gesetze erlassen, wenn es sich als unerlässlich erweist. Ansonsten ist die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Unternehmen gefährdet.

Regulierungslast rasch verringern

In einer Zeit, in der die Grossmächte ihre Entscheidungen neu bewerten, riskiert die Schweiz die Isolation, wenn sie auf ihrem Weg beharrt. Die USA haben ESG gebremst, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu schützen. Die Europäische Union korrigiert nach dem Draghi-Bericht, der ein zunehmend wettbewerbsfeindliches Wirtschaftsumfeld beschreibt, ihre Fehler, um ihre KMU zu schonen und ihre eigene Attraktivität als Wirtschaftsraum zu fördern. Folgerichtig ist auch die Schweiz gut beraten, ihre Regulierungslast rasch zu verringern, um ihre Unternehmen in einem rauer werdenden Umfeld zu stärken.

sgv fordert sofortigen Stopp von ESG-Zusatzbelastungen

Der Schweizerische Gewerbeverband sgv setzt sich seit jeher für die Senkung der Regulierungskosten ein. Er fordert deshalb heute ein Moratorium für alle neuen ESG-Auflagen. Es ist zwingend notwendig, KMU vor einer ausufernden Bürokratie zu schützen. Statt neue Hürden zu errichten, muss die Schweiz die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Unternehmen unterstützen. Nachhaltige Innovationen entstehen im Markt und nicht aus der Bürokratie. Wer dies ignoriert, gefährdet die Schweizer Wirtschaft und den Wohlstand des Landes.

Mikael Huber,

Ressortleiter sgv

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