Publiziert am: 14.03.2025

Vielerorts unverzichtbar

PFAS – Für KMU ist es entscheidend, sich frühzeitig über mögliche regulatorische Änderungen zu informieren und proaktiv nach Lösungen zu suchen.

In den letzten Monaten haben Schweizer Medien mehrfach über die Herausforderungen im Umgang mit Per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) berichtet. Aufgrund ihrer thermischen und chemischen Stabilität werden sie oft als «Ewigkeitschemikalien» bezeichnet – d. h., einmal freigesetzt, verbleiben sie lange Zeit in der Umwelt.

Beispiele dafür lieferte letztes Jahr der Kanton St. Gallen: In rund drei Vierteln der 55 untersuchten Bäche und Flüsse sowie in Böden von untersuchten Gemeinden wurden erhöhte PFAS-Konzentrationen nachgewiesen. Bei einigen Lebensmittelbetrieben wurden gar höhere PFAS-Werte im Fleisch festgestellt, sodass dies nicht mehr in den Verkauf gelangen durfte.

Nicht ĂĽber einen Kamm scheren

PFAS finden sich in zahlreichen Alltagsprodukten wie wasserabweisenden Textilien, Antihaftbeschichtungen und Feuerlöschschäumen. So zahlreich die Anwendungen, so zahlreich auch die Anzahl der Substanzen: Die OECD identifizierte 5000 unterschiedliche PFAS, die EU kommt gemäss ihrer Definition gar auf gegen 10 000. Es handelt sich nicht um eine einheitliche Stoffgruppe, und es ist deshalb auch falsch, politisch nun alle PFAS über einen Kamm scheren zu wollen.

Es sollte wissenschaftlich weiter abgeklärt werden, welche Risiken von den einzelnen Substanzen ausgehen. Kommerziell relevant sind nur rund einige hundert PFAS; für sie sollte eine Risiko-Nutzen-Abwägung im Vordergrund stehen. Nutzen, der auch bei KMU bzw. ihren Kunden anfällt: So führen PFAS in der metallverarbeitenden Industrie zu einer Reduktion der Reibung und der Haftung in den Maschinen, was den Verschleiss und den Energieaufwand senkt. Malermeister verwenden spezielle Farben und Lacke für eine höhere Beständigkeit von Gebäudeoberflächen, und Heizungsinstallateure verbauen umweltschonende Wärmepumpen mit PFAS als Kältemittel.

Verbessert wird ständig

Ein generelles Verbot hätte weitreichende negative wirtschaftliche und teilweise auch ökologische Konsequenzen. So finden sich PFAS nicht nur in Wärmepumpen, sondern sie verbessern die Zellen von Solarpanels und machen mit ihrer Beschichtung Windkraftanlagen wetterbeständiger. Industrie und Gewerbe arbeiten an alternativen Werkstoffen und Technologien im Rahmen der Produkteentwicklung und der Verbesserung der Produktionsprozesse.

Verbesserungen auch im Sinne von «sicherer als vorher» werden in Industrie und Gewerbe ständig praktiziert. All diese Arbeiten sind zeit- und kostenintensiv. Diese Zeit ist den Wirtschaftsakteuren zu gewähren.

Differenzierte Betrachtung nötig

Es zeichnet sich bereits heute ab, dass es nicht für alle Substanzen Alternativen geben wird. In vielen Anwendungen, insbesondere in der Technik, sind Fluorpolymere aufgrund ihrer einzigartigen Eigenschaften unverzichtbar. Notwendig ist eine differenzierte Betrachtung von PFAS. Ein generelles Verbot ist deshalb abzulehnen. Kommt hinzu, dass bereits heute die Regulierungsdichte in der Schweiz hoch ist: Durch Gesetze und Vorschriften in den Bereichen Gesundheit, Sicherheit und Umwelt wird der Einsatz der Substanzen bereits eingeschränkt.

Die Diskussion um PFAS in der Schweiz wird weiter an Intensität gewinnen. Für KMU ist es entscheidend, sich frühzeitig über mögliche regulatorische Änderungen zu informieren und proaktiv nach Lösungen zu suchen. Eine enge Zusammenarbeit mit Branchenverbänden und Behörden kann dabei helfen, praktikable Ansätze zu entwickeln, die sowohl den Schutz von Umwelt und Gesundheit als auch die wirtschaftlichen Interessen der Unternehmen berücksichtigen.

Patrick DĂĽmmler,

Ressortleiter sgv

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