Publiziert am: 07.07.2017

Aufstand der Jungen auf breiter Front

AHV-REFORM – «Unsere Generation müsste die Zeche zahlen, ohne mehr Sicherheit zu sehen»: Die ungerechte und unfaire Schein­reform, die am 24. September an die Urne kommt, stösst bei Jungunternehmern gleich wie bei Jungpolitikern auf Widerstand.

Junge, politisch aktive Schweizerinnen und Schweizer setzen sich gegen die ungerechte Scheinreform der AHV zur Wehr, über die wir am 24. September abstimmen werden. So haben etwa die Jungfreisinnigen einstimmig die Nein-Parole beschlossen. «In der Schicksalsabstimmung geht es darum, ob die 3-Säulen-Vorsorge in der Schweiz langfristig überlebt oder nicht», sagt JFDP-Präsident Andri Silber­schmidt. Die Jungfreisinnigen würden sich «mit allen Mitteln gegen diese Unge­rechtigkeit wehren».

Auch Benjamin Fischer, Zürcher Kantonsrat und Präsident der jungen SVP, hält gar nichts von der Vorlage. «Die vorliegende Lösung geht auf Kosten der nächsten Generation und ist absolut nicht nachhaltig.» Die Jungen zahlten die Zeche und erhielten dennoch keine sichere Altersvorsorge, so Fischer: «Die junge Generation wird bei der Altersreform 2020 am meisten benachteiligt.»

«Verantwortungslose Reform»

Auch die Young Professionals Association (YPA), ein Netzwerk von jungen Unter­nehmern, Führungs- und Fachkräften, die sich branchenübergreifend in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft einsetzen, stemmen sich mit Überzeugung gegen die AHV-Reform. «Wir vertreten die Interessen der zahlenden, aber politisch vergessenen Generation zwischen 25 und 45 Jahren», sagt der ICT-Manager und YPA-Präsident Bobby Leu. Genau diese Generation werde in der verunglückten Scheinreform nicht berücksichtigt, ist Leu überzeugt. «Die YPA setzt sich für gute Rahmenbedingungen ein – sowohl in der Wirtschaft wie auch in der Gesellschaft. Die vorliegende Reform nimmt weder auf die demografische noch auf die wirtschaftliche Situation, in der sich die Schweiz heute befindet, Rücksicht. Deshalb ist sie unserer Ansicht nach verantwortungslos.»

 

«Junge Menschen aufwecken»

Die YPA sei aus dem Bedürfnis entstanden, sich berufsübergreifend unter ambitio­nierten Gleichgesinnten zu vernetzen und die Interessen der Altersgruppe 25 bis 45 in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zu vertreten. Sie versucht, als Katalysator für jüngere Berufsleute zu wirken. «Viele von uns sind hundertprozentig durch ihre Arbeit, Ausbildung und Familienplanung absorbiert», ergänzt die Finanzanalystin und YPA-Vizepräsidentin Viviana Ehrenzeller. «Dadurch kommt die politische Interessenvertretung zu kurz.» Die Auswirkungen merke man dann im Porte­monnaie. Bei der Vorlage zur Altersvorsorge geht es darum, junge Wählergruppen aufzuwecken. «Sollte diese höchst unverantwortliche AHV-Reform durchkommen, dann wird es unsere Generation sein, die den Preis dafür bezahlt. Das müssen wir mit aller Kraft verhindern.» Es sei wichtig, dass alle Generationen einen «fairen Beitrag» leisteten und nicht nur die jüngeren Berufstätigen.

Streitgespräch in Zürich geplant

Die YPA wird sich über Medienauftritte und Gastbeiträge in die Diskussion um die AHV-Reform einschalten. Vorgesehen ist auch ein Streitgespräch. Dieses soll Anfang September in Zürich stattfinden.

Scharfe Kritik aus den Regionen

Und auch in den Regionen wächst der Widerstand gegen die AHV-Reform. So etwa bei Patrick Andereggen. Er hat vor sieben Jahren ein eigenes Unternehmen im Wallis gegründet. Dank sorgfältigen Budgetierens und unternehmerischer Weitsicht ist er mit seinem Sportgeschäft be1 custome snowboards in Vouvry auf Erfolgskurs. «Wenn ich so kalkulieren und finanziell planen würde, wie dies zurzeit bei der geplanten AHV-Reform der Fall ist, dann würde mein Geschäft schnell bachab gehen», so der engagierte Jungunternehmer. Für ihn ist klar, dass diese Rechnung nicht aufgeht. «Diese Reform ist für mich sehr fragwürdig. Ich kann unter diesen Rahmenbedingungen nicht dahinterstehen. Zudem befürchte ich, dass später wohl kaum mehr viel für meine Rente übrigbleibt, wenn das durchkommt.»

Ähnlich klingt es bei Diana Gutjahr am Bodensee. Sie führt zusammen mit ihrem Mann sowie ihrem Vater die Ernst Fischer AG in Romanshorn. Die engagierte KMU-Frau stellt nüchtern fest: «Aus unternehmerischer Warte betrachtet, ist der Ausbau der Altersvorsorge ein Rohrkrepierer. So geht es ganz sicher nicht.» En/CR

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