Publiziert am: 18.02.2022

Der Kampf geht weiter

DEBITKARTEN – Das Markt­beo­bach­tungs­verfahren zum Problem der belasteten Gebühren auf Debitkarten dürfte bald abgeschlossen sein. Das Sekretariat der Wettbewerbs­kom­mis­sion (Weko) hat dieses Verfahren im Juni 2021 eingeleitet; es könnte zu einer eingehenden Untersuchung führen.

Der Schweizerische Gewerbeverband sgv hat beim Sekretariat der Weko umgehend sämtliche Komponenten des mit den neuen Debitkarten verbundenen Gebührensatzes als missbräuchlich für die KMU angezeigt. Die beiden Hauptkomponenten, die den massiven Anstieg des Kommissionssatzes für die KMU im Detailhandel verursachen, sind erstens die Kommission des Acquirers (World-line, Concardis und Co.), zweitens die Interbankenentschädigung der Banken (die nur vorübergehend die Einführung der neuen Karten unterstützen darf, bis die neuen Karten einen Marktanteil von 15 Prozent erreicht haben). Ein dritter Faktor ist die Kommission der Kartensysteme (VISA und Mastercard), die ein geringeres Problem darstellt.

Der Verband Elektronischer Zahlungsverkehr (VEZ) konzentriert sich seinerseits nur auf die diversen Eventualitäten einer neuen Interbankengebühr für Debit- und Kreditkarten. Eine solche Entscheidung wird dem Sekretariat der Weko obliegen. Der VEZ, der sich bis vor Kurzem immer für die Einführung einer Interbankengebühr nach dem Modell der Europäischen Union (EU) von 0,2% für Debitkarten und 0,3% für Kreditkarten eingesetzt hatte, hat seine Meinung geändert. Laut der Studie von Swiss Economics, die nur diese Interchange Fee der Banken analysiert, würde das EU-Modell zu Gesamtkosten von 188 Millionen Franken führen, d. h. 75 Millionen Franken mehr als der aktuelle Tarif, der auf 113 Millionen Franken geschätzt wird.

Es sei daran erinnert, dass der Satz der Interbankengebühr heute für die Maestro-Debitkarte auf 0% und für die Kreditkarte auf 0,44% festgelegt ist, was ungefähr den Kosten für die Verwaltung einer Kasse mit Bargeld entspricht. Auf der Grundlage dieser Studie beschloss der VEZ jedenfalls, nun beim Sekretariat der Weko und bei anderen Einzelhandelsverbänden für andere Sätze der Interbankenentgelte zu werben.

Der neue Vorschlag des VEZ wäre, den Satz der Interbankenentschädigung für Debitkarten auf 0,1% und für Kreditkarten auf 0,2% festzulegen. Diese Lösung verkauft sich in der Tat besser beim Einzelhandel, den sie vertreten soll, da die Gesamtkosten um sechs Millionen Franken unter dem aktuellen Tarif liegen würden.

Interessante Kehrtwende

Können wir es begrüssen, dass der VEZ seine Position überdenkt, auch wenn dies sehr spät geschieht, und vor allem nachdem die Grossen des Detailhandels einen Kommissionssatz des Acquirers (hier Worldline) aushandeln konnten, der im Vergleich zu den KMU des Detailhandels sehr – oder sogar zu – günstig ist? Der sgv stellt eine Kehrtwende fest, die viel über den Ansatz aussagt, nur ein wenig die Interbankenrate der Banken begrenzen zu wollen.

Da wir wissen, dass der Einzelhandel zunehmend über Kreditkarten wachsen wird, fragen wir uns, wer davon profitiert, Interchange Rates festzulegen, selbst wenn sie niedriger sind als das EU-Modell. Besteht nicht die Gefahr, dass die Zustimmung zu diesem Schritt die endgültige Zustimmung zu einer weiteren Belastung für den Einzelhandel bedeutet? Wer weiss, ob das Sekretariat der Weko, unterstützt durch die allgemeine Zustimmung zu einer Interbankengebühr für Debitkarten, diese Sätze schliesslich doch noch auf EU-Niveau festsetzt, mit den geschätzten Mehrkosten von 75 Mio. Franken? Die KMU im Einzelhandel würden damit gleich zweimal betrogen. Einmal mit der Akquisitionsgebühr und ein zweites Mal mit der Interbankenentschädigung der Banken.

Nach unten korrigieren!

Der sgv fordert vor allem, dass die Akquisitionsgebühr deutlich gesenkt wird. Die KMU wollen nicht die sehr tiefen Sätze der beiden grössten Detailhandelsunternehmen subventionieren. Bezüglich der Interbankengebühr auf allen Debitkarten (Consumer und Corporate) fordert der sgv, dass diese nach Erreichen von 15% Marktanteil abgeschafft wird und dass die Interbankengebühr für alle Kreditkarten (Consumer und Corporate) deutlich nach unten korrigiert wird.

Mikael Huber, Ressortleiter sgv

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