Publiziert am: 18.02.2022

Eine Hysterie Namens ESG

GELD – Nobelpreisträger Eugene Fama sagt es glasklar: «ESG-Kriterien sind weder nützlich noch zahlen sie sich aus.» Und er doppelt nach: «ESG ist reine Hysterie.» Mittendrin sind Schweizer Pensionskassen.

ESG steht für «environmental, social, governance». Es sind Kriterien, welche Investitionen erfüllen sollen, um neben den Gewinnzielen auch noch generell-gesellschaftliche Ziele zu erfüllen. Warum private Investitionen auch noch Trittbrettfahren ermöglichen sollen, wird von den ESG-Predigern nicht erklärt. Was sie auch noch verschweigen, sind die Kriterien für ESG. Denn diese gibt es nämlich nicht.

«Mindergewinne durch Junk-Papiere bedeuten nichts weniger als niedrigere Renten.»

Jedes Unternehmen interpretiert ESG anders. Und Finanzunternehmen, welche ESG-Produkte verkaufen, sind immer bereit, sich die höchste ESG-Kompatibilität zu attestieren. Das mag man noch dulden. Denn im Marketing geht es immer darum, aus Bruchstücken an Fakten gesamthafte Illusionen zu entwerfen.

Problematisch

Problematisch wird es spätestens dann, wenn höhere Renditen mit ESG-Investitionen suggeriert werden. Fama erteilt auch hier eine klare Absage: «ESG an sich führt zu einer schlechteren Performance als bei vergleichbaren Investitionen. Erfolgreiche ESG-Investitionen wären auch ohne ESG profitabel; vielleicht profitabler.» Der US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler und Nobelpreisträger weiss, wovon er spricht. Er untersucht Märkte empirisch und leitete selbst ein Investmentinstitut.

In der Schweiz kann man die Probe aufs Exempel machen. Man denke etwa an die Ethos-Fonds. Jene, die sich als super ESG ausgeben, enttäuschen den Markt. Für die Zeit zwischen 2005 und 2021 ist das Ergebnis ernüchternd. Sämtliche vier der hauptsächlichen Anlagekategorien (Aktien Schweiz, Aktien Welt ohne Schweiz, Obligationen Schweizer Franken und Obligationen Fremdwährungen) liegen weit hinter den Vergleichsindizes zurück.

Ohne Berücksichtigung der Gebühren, haben die Ethos-Fonds seit 2005 bis Ende 2021 markant weniger gebracht als Vergleichsindizes. In Prozentpunkten: –20% (Aktien Schweiz), –39% Aktien Ausland ex CH, –14% Obligationen Schweiz, –11% Obligationen Ausland. Ähnliche Vergleiche treffen bei fast allen selbstdeklarierten ESG-Investitionen zu.

Noch problematischer

Noch problematischer wird es, wenn man sich fragt, wer diese Junk-Papiere kauft. Würden es Private mit ihrem eigenen Geld tun, wäre es nichts Spezielles. Schliesslich ist es ein Aspekt der Freiheit, sich verrechnen zu können. In der Schweiz gehören aber die Pensionskassen zu den wichtigsten Kundinnen dieser Rendite-Vernichter. Sie setzen also das Geld der Zwangsversicherten aufs Spiel. Mindergewinne bedeuten nichts weniger als niedrigere Renten.

Selbst der AHV-Ausgleichsfonds verspielt Volksvermögen und geht dabei einen Schritt weiter. Als staatliche Institution ist er Gründungsmitglied des «Schweizer Vereins für verantwortungsbewusste Kapitalanlagen». Ziel dieser Gruppe ist, Pensionskassen noch mehr in Richtung ESG zu drängen. Wer hier ein Kartell vermutet, liegt vielleicht nicht falsch.

Das Problematischste ist deutlich: Für alle diese Abenteuer bezahlt der Versicherte mit weniger Rente. Und zur Not zahlt auch der Steuerzahler, denn die öffentliche Altersvorsorge hat ja Staatsgarantie. Alles nur, weil ein Paar Manager einer Hysterie erlegen sind. Ein hoher – ja, ein zu hoher Preis.sgz

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