Publiziert am: 11.12.2020

Der Nutzen der Freihandelsabkommen

AUSSENHANDEL – Die Schweiz hat ein grosses und wachsendes Netz von Freihandels­abkommen. Welchen Nutzen haben sie? Vom Staatssekretariat für Wirtschaft SECO und vom Parlament beauftragte Evaluationen zeigen: Er ist viel grösser als man sich vorstellt.

Weltweit bestehen fast 300 Freihandelsverträge. Davon gehen allein zehn Prozent auf die Schweiz zurück. Denn das Land verfügt gegenwärtig über ein Netz von 31 Freihandelsabkommen mit 41 Partnern. Die Abkommen werden im Rahmen der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) oder auch selbstständig – etwa mit Japan oder China – abgeschlossen.

Freihandelsabkommen (FHA) haben verschiedene Ziele. Durch den Abbau von Handelshemmnissen, vor allem Zöllen, wird der gegenseitige Handel erleichtert. FHA schützen zudem die Rechte am geistigen Eigentum, etwa Patente, Marken, geografische Herkunftsangaben und schliessen heute teilweise auch den Dienstleistungshandel, die Investitionsförderung sowie den erleichterten Zugang zu öffentlichen Beschaffungsmärkten mit ein.

Die Schweiz profitiert allgemein ...

Was sagen die Evaluationen der FHA aus? Die gute Nachricht vorab: Die Abkommen haben positive Auswirkungen. Deutlich positiv wirken sie sich wirtschaftlich aus. Die vom Parlament in Auftrag gegebene Evaluation hält nämlich fest: «Grundsätzlich profitieren tendenziell die Schweizer Exportbranchen Pharma, Chemie, Uhren, Maschinenbau und Messtechnik von FHA.»

Auch sozial ist die Auswirkung positiv. Der gleiche Bericht sagt: «Es ist hingegen zu berücksichtigen, dass ein wichtiges Ziel von FHA auch die Schaffung von Rechtssicherheit in den Handelsbeziehungen mit den Partnerstaaten ist, indem handelspolitische Grundsätze in den FHA und damit staatsvertraglich festgehalten werden.» Nur wenige Abkommen beziehen bisher die Nachhaltigkeit mit ein. Daher ist ihr diesbezüglicher Effekt gering. Genau aus diesem Grund aber benötigt es mehr Abkommen mit solchen Zusätzen, wie zum Beispiel dasjenige mit Indonesien (vgl. Artikel unten).

... und KMU im Besonderen

Die vom Staatssekretariat für Wirtschaft SECO vorgenommene Evaluation trifft noch präzisere Aussagen (vgl. Grafik): «Zwischen 1995 und 2015 hat der Aussenhandel durchschnittlich rund einen Viertel zum Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) beigetragen.» Kein Wunder: Die Freihandelspartner ausserhalb der EU/EFTA bieten einen Markt von insgesamt circa 2,2 Milliarden Konsumentinnen und Konsumenten und einer Wirtschaftsleistung von rund 25 Billionen US-Dollar. Entsprechend macht dieser Markt auch etwa einen Viertel der Exporte der Schweiz aus.

Explizit wird da gesagt: «Wohlfahrtseffekte entstehen nicht nur durch den geregelten Marktzugang für den Exportsektor. Produzenten profitieren von günstigeren Vorleistungen, Konsumenten steht ein preiswerteres und vielfältigeres Angebot zur Verfügung, der gesteigerte Wettbewerb führt zu Produktivitätsgewinnen und schliesslich erlauben FHA der Schweiz, sich ihren Platz in den globalen Wertschöpfungsketten zu sichern. Die Schweizer FHA stärken den Handel mit Gütern und fördern damit das Wirtschaftswachstum.»

FHA erschliessen neue Märkte

Von 1988 bis 2014 wuchsen die Schweizer Warenexporte durchschnittlich um 4,1 Prozent pro Jahr, während die Ausfuhren an Freihandelspartner ausserhalb der EU/EFTA in den ersten vier Jahren nach Inkrafttreten des jeweiligen FHA um durchschnittlich über 8,5 Prozent pro Jahr zunahmen. Das ist ein Riesenunterschied und zeigt auf, wie FHA den Handel ankurbeln und damit neue Märkte für neue Firmen erschliessen.

Dafür gibt es verschiedene Gründe. Allgemein kann man sagen, mit einem FHA werden neue Märkte bekannter und die Hemmungen, sich dort zu engagieren, nehmen ab. Es gibt aber auch klare Kostenvorteile. Mit dem Schweizer Netz von FHA entfallen jährlich etwa 500 Millionen Franken an Zöllen. Der erleichterte Kapitalaustausch und die Vereinfachungen bei den technischen Handelshemmnissen helfen auch enorm.

Gesamturteil: Sehr nützlich

Freihandelsabkommen nützen der Wirtschaft. Sie bringen Vorteile, auch für KMU. Vor allem aber haben sie Wohlstandseffekte, von denen die Menschen in der Schweiz profitieren. Beim Handelspartner können FHA neben der Wirtschaft auch soziale und ökologische Aspekte fördern. Damit fällt das Gesamturteil deutlich aus: sehr nützlich.

Henrique Schneider, Stv. Direktor sgv

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