Publiziert am: 16.09.2022

Die Versorgungslage bleibt angespannt

Automarkt – Rohstoffmangel, Ukraine-Krieg und Energiekrise: Wie viele andere Branchen auch, wird die Autoindustrie nach wie vor von mehreren Schwierigkeiten durchgeschüttelt. Experten sehen keine baldige Erholung.

Der Auto- und Nutzfahrzeughandel wird derzeit von mehreren Herausforderungen belastet. Die Auswirkungen der Pandemie sind allerorts zu spüren: Halbleiter und andere elektronische Bauteile sind nach wie vor Mangelware, genauso wie gewisse Rohstoffe. Hinzu kommen der Krieg in der Ukraine, der Arbeitskräftemangel in manchen Branchen, die wachsende Inflation sowie die Sorge vor einer Energiekrise.

In diesem Umfeld tun sich auch die Schweizer Auto- und Nutzfahrzeugimporteure schwer. Während der Markt für neue Personenwagen im ersten Halbjahr 2022 um 12 Prozent nachgab, brach der Markt für Nutzfahrzeuge um 17,7 Prozent ein. «Die derzeit schwierige Situation bei der Versorgungslage mit neuen Fahrzeugen wird beim Vergleich mit der Vor-Corona-Zeit besonders deutlich», sagt Christoph Wolnik, Mediensprecher des Importeursverbandes auto schweiz. Im ersten Halbjahr 2019 wurden noch 17 052 neue Lieferwagen und 2636 neue Lastwagen zum Verkehr zugelassen – im laufenden Jahr waren es im Vergleich 26,5 respektive 35 Prozent weniger. Bei den Personenwagen beträgt der Rückgang zum Vergleichszeitraum vor der Pandemie 29 Prozent.

Keine Besserung in Sicht

Immerhin haben sich die aktuellen Sorgen um eine Energieversorgungskrise in der Schweiz bisher nicht auf die Neufahrzeugverkäufe ausgewirkt. Per Ende August war im bisherigen Jahresverlauf 24,2 Prozent und damit fast jeder vierte Neuwagen ein sogenanntes Steckerfahrzeug (Elektroautos und Plug-in-Hybride), deutlich mehr als noch im Vorjahreszeitraum mit 18,9 Prozent. «Mittel- bis langfristig müssen wir den Ausbau der CO2-armen, inländischen Stromproduktion vorantreiben, um uns so weit wie möglich unabhängig zu machen und genug Strom zu haben, auch für unsere Fahrzeuge», fordert auto-schweiz-Präsident Albert Rösti. «Dabei dürfen technologische Scheuklappen keine Rolle spielen.»

Eine Besserung der herausfordernden Situation ist gemäss Christoph Wolnik noch nicht in Sicht. «Wir werden leider noch einige Zeit mit diversen Problemen zu kämpfen haben, allen voran mit dem schrecklichen Krieg in der Ukraine.» Die Versorgung der Autowerke mit vielen Zulieferteilen sei nach wie vor problematisch, meint der Pressesprecher.

«technologische Scheuklappen dürfen keine Rolle spielen.»

Die Auswirkungen davon spüren nicht nur die Autohersteller und Importeure, sondern auch die riesige Zulieferindustrie und natürlich auch die Garagisten, die zwar Neuwagen verkaufen könnten, diese von den Werken aber nicht geliefert bekommen.

Dave Schneider

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