Urner sagen Ja zum Tunnel
GOTThARD-SANIERUNGSTUNNEL – Beidseits des Gotthards verlangen gewichtige Stimmen eine zweite Röhre: In Uri eine Landratsmehrheit, im Tessin der für Wirtschaft zuständige Staatsrat.
Gotthard – Unternehmen sind auf eine funktionierende Strassenverbindung ins Tessin angewiesen. Deshalb braucht es für die Sanierung des Gotthard-Strassentunnels eine zweite Röhre. Ein Ja zum Sanierungstunnel ist darum auch ein Ja zur Wirtschaft.
Seit über 30 Jahren ist der Gotthard-Strassentunnel in Betrieb. In rund zehn Jahren muss er umfassend saniert werden. Die Schweizer Wirtschaft hat ein sehr grosses Interesse, dass der Tunnel saniert wird, ohne dass die wichtige Verbindung ins Tessin und nach Italien während über dreieinhalb Jahren gekappt wird. Dazu braucht es eine zweite Röhre. Ansonsten wird das Tessin vom Rest der Schweiz abgeschnitten.
Auf Pünktlichkeit angewiesen
Für Schweizer Unternehmer ist dies eine undenkbare Situation. So wehren sich etwa die Früchte- und Gemüsehändler vehement gegen eine Schliessung des Gotthardtunnels. Ein Grossteil ihrer Ware – insbesondere Früchte und Gemüse – kommt aus Italien. Diese wird ausschliesslich auf der Strasse in speziellen Kühlfahrzeugen befördert. Wegen der hohen Verderblichkeit sind ununterbrochene Kühlketten und Pünktlichkeit Pflicht. «Pro Tag passieren drei bis vier Schlepper unserer Lieferanten den Gotthardtunnel. Wir stehen andauernd unter Zeitdruck, denn die Aufträge, die wir von Grossverteilern bis um 11 Uhr morgens erhalten, sollen bis spätestens 20 Uhr ausgeliefert werden können», sagt Elio Paganini, Geschäftsleiter der Venzi & Paganini AG in Samedan.
Auch Paolo Buonvicini, Leiter Produktion und Projekte beim Lebensmittelhändler Buonvicini AG, weiss, wie wichtig Schnelligkeit ist. Das Unternehmen mit Sitz in Stabio/TI transportiert je nach Saison rund 60 Prozent seiner Ware auf dem Strassenweg aus Italien in die Schweiz. «Für uns kommt nur die Lösungsvariante mit dem Sanierungstunnel in Frage. Alles andere ist für die grossen Verkehrsaufkommen ungeeignet. Wir brauchen in der Frische der Ware absolute Flexibilität!»
Früchte und Gemüse müssten nämlich im so genannten «Tagessprung» verteilt werden – morgens verzollt, kommissioniert und auf direktem Weg noch am selben Tag in die Verteilzentralen geliefert. Nur so können sie am nächsten Tag im Laden der Kundschaft frisch präsentiert werden. «Ein Tag weniger Frische wäre bei diesen hoch sensiblen Produkten schlicht undenkbar.» Ein Umwegverkehr würde für die Firma also nicht nur einen Zeit-, sondern letztlich auch einen empfindlichen finanziellen Verlust bedeuten. «Wir müssten über die Pässe, vor allem über den San Bernardino ausweichen. Dieser Umweg kostet uns rund eineinhalb Stunden. Für LKW, die nach Bern, in die Westschweiz oder Basel fahren, sogar noch mehr.» Die Folgekosten wären enorm.
Ein Umweg über den San Bernardino würde zudem bedeuten, dass zum Teil die erlaubten Fahrstunden für einen Fahrer nicht mehr ausreichen und somit jeweils zwei Fahrer eingesetzt oder dementsprechend längere Pausen eingeführt werden müssten. Auch dies wäre aus Sicht der Frischwarenhändler inakzeptabel.
Auch Marktverband für Sanierungsröhre
Nicht nur Früchte- und Gemüsehändler stellen sich entschlossen gegen eine Schliessung des Gotthardtunnels, sondern auch die Marktfahrer. «Die Schliessung wäre eine Katastrophe», sagt Dieter Binggeli, Präsident Sektion Nordwestschweiz beim Schweizerischen Marktverband, der jene Unternehmen vertritt, die ihre Waren auf Märkten in der ganzen Schweiz und im Ausland anbieten. «Der Verkehr würde bei einer Schliessung des Strassentunnels praktisch zum Erliegen kommen», erklärt Binggeli. Markthändler wie auch Schausteller führten ihre Ware oft in grossen Anhängern herum, mit denen es unmöglich sei, über den Pass zu fahren. Dies sei aber nicht das einzige Problem: «Der Gotthardpass ist lediglich in einem kleinen Zeitfenster befahrbar. Anreisen ins Tessin dauern aber schon heute nicht selten zwei bis drei Stunden.» So müssten die Händler spätestens morgens um vier Uhr losfahren, um dann auch pünktlich um sieben Uhr auf dem Marktplatz zu sein.
Der von den Gegnern der Sanierungsröhre propagierte Verlad sämtlicher Lastwagen und Personenwagen auf die Bahn ist für Binggeli keine Lösung: «Das Risiko mit dem Verladen auf die Bahn würde wohl keiner eingehen. Da sind einerseits die hohen Kosten und andererseits kann die Ankunftszeit nicht mehr berechnet werden.» Auch die Heimfahrt von den Märkten beginne erst um sieben oder acht Uhr abends und wäre damit noch zeitaufwändiger als bis anhin.
Ja zum Sanierungstunnel – Ja zu den KMU
In diesem Sinne ist es wichtig, bei der Abstimmung im kommenden Februar JA zu stimmen. Ein Ja zum Sanierungstunnel ist auch ein JA zu den Schweizer KMU.
Stéphanie Jenzer
LINK
www.gotthard-sanierungstunnel.ch
Ganze Schweiz betroffen
Viele Firmen sind für den Binnenhandel und den Export ihrer Produkte auf eine funktionierende Strassenverbindung ins Tessin, aber auch in die übrige Schweiz angewiesen. Denn der Güterverkehr durch den Gotthard versorgt das ganze Land. Vom Handelsverkehr an der Tessiner Grenze entfallen 60 Prozent auf die Region Zürich, das Mittelland und Basel, rund 30 Prozent auf die Ost- und Zentralschweiz sowie 10 Prozent auf die Genferseeregion.
Käme es zu einer Kappung des Verkehrswegs, wäre letztlich auch der wichtige Handelspartner Italien abgeschnitten. Es ist deshalb wichtig, dass auch während der nötigen Sanierung eine funktionierende Strassenverbindung ins Tessin besteht, denn über 70 Prozent des Verkehrs am Gotthard ist Binnenverkehr – und nicht Transitverkehr.
Zudem ist der Bau eines Sanierungstunnels eine nachhaltige Lösung, mit der wir künftig viel Geld sparen. Alle 30 bis 40 Jahre sind auch in Zukunft neue Sanierungen nötig. Während Verladelösungen teuer sind und jedes Mal wieder neu installiert werden müssen, ist ein Sanierungstunnel eine sinnvolle Investition in die Zukunft.
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