Publiziert am: 04.10.2019

Ein Land voller Widersprüche

PHILIPPINEN – Moderne Elektronik-Industrie und boomender Dienstleistungssektor auf der einen, Armut und Subsistenzlandwirtschaft auf der anderen Seite. Eine Hauptstadt mit dem Entwicklungsstand eines Schwellenlandes und ein rückständiger ruraler Raum:

Seit dem 1. Juni 2018 verbindet ein Freihandelsabkommen die Schweiz und die Philippinen. Zur Inkraftsetzung war in der offiziellen Medienmitteilung zu lesen: «Mit einer Bevölkerung von über 100 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern und einem kräftigen Wirtschaftswachstum sind die Philippinen für Schweizer Unternehmen ein interessanter Wachstumsmarkt. 2017 waren die Philippinen der sechstwichtigste Handelspartner der Schweizer in Südostasien.»

Einige Experten nennen das Land sogar die «Perle Asiens» und verweisen auf das Wirtschaftswachstum und auf die stabile Rechtslage. In den letzten Jahren wächst das ­Bruttoinlandprodukt des Landes um etwa sechs Prozent pro Jahr. Zwar gibt es Kriminalität auf der Strasse und sogar Terrorismus, doch im Wirtschaftsrecht hat das Land den Ruf, solide zu sein. Auch die grosse, junge, teilweise sehr gut englischsprachige Arbeitsbevölkerung zählt zu den Pluspunkten der Philippinen.

Immer wichtigerer Partner

Auch wenn die Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Schweiz und dem Archipel relativ bescheiden sind, entwickeln sich die Philippinen zu einem immer wichtigeren Handelspartner der Schweiz in Südostasien. Die Schweiz exportiert vor allem pharmazeutische Erzeugnisse, Maschinen und Uhren und importiert Edelsteine, Maschinen und Agrarprodukte. Etwa 13 000 Arbeitsplätze auf den Philippinen sind auf die rund 60 Schweizer Firmen zurückzuführen.

Der Dienstleistungssektor hat sich in den vergangenen Jahren zur tragenden Säule der philippinischen Wirtschaft entwickelt und trägt heute mehr als die Hälfte zur Entstehung der Wertschöpfung bei. Die Philippinen sind mittlerweile die weltweit zweitgrösste Outsourcing-Destination (Call Center, Business Process Outsourcing) nach Indien. In den nächsten Jahren wird weiterhin mit starken Wachstumsraten gerechnet.

Chancen – für Abenteurer

Doch nicht alles ist so einfach. Trotz Freihandelsabkommen gibt es noch grosse Einschränkungen für ausländische Unternehmen. Sie dürfen kein Eigentum an Grund und Boden erwerben und müssen ihre Tätigkeiten vorgängig der Regierung zur Genehmigung vorlegen. Ein Land mit Chancen? Ja – aber für Abenteuerlustige.

Henrique Schneider, Stv. Direktor sgv

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