Publiziert am: 09.05.2014

«Einmal da, machts wirklich Spass»

SCHWEIZ–USA – Im Handel mit «Amerika» erwirtschaftet die Schweiz den grössten Export­überschuss überhaupt. Dennoch will ein Markteintritt sehr gut überlegt sein.

Die EU ist der wichtigste Handelspartner der Schweiz, so viel ist bekannt. Weniger bekannt ist jedoch, dass die Vereinigten Staaten von Amerika unser zweitwichtigster Handelspartner sind. Mehr noch: Die grösste Volkswirtschaft der Welt ist vor allem Kundin der Schweiz. Das bedeutet, dass die Schweiz im Verhältnis zwischen den Schwester­republiken Nettoexporteur ist.

Aktive Schweizer KMU

Wer aber der Meinung ist, dass es nur den Grossunternehmen gelingen würde, in den USA Fuss zu fassen, täuscht sich. Die Burckhardt of Switzerland AG etwa, ein KMU, das um die 40 Mitarbeitenden beschäftigt, hat «Amerika» schon lange auf der Kundenliste. Die Firma hat sich auf das Perforieren und Fibrillieren – dem Schneiden mittels Nadeln – von Kunststoffen spezia­lisiert und ist dank der höchsten Präzisionsarbeit Marktleader.

«Das Schwierigste an den USA ist der Markteintritt», sagt Martin Adler, ein Schweizer Kunststoffproduzent. «Dabei geht es nicht einmal um den Bekanntheitsgrad; eine gute Reputation hat man schnell aufgebaut. Es geht um die rechtlichen Regeln.» Adler empfiehlt, sehr sorgfältig alle Regulierungen vor einem Markteintritt zu überprüfen: Insbesondere Steuerrecht, Produktehaftpflicht und Zollmodalitäten sind wichtig. «Aber wenn man einmal drinnen ist, ist man sicher. Und es macht Spass.»

Reindustrialisierung

Die USA sind eine grosse Wirtschaft mit sehr weit verzweigten Wertschöpfungsketten. Gerade darin bieten sich viele Chancen für Schweizer KMU. Als Lieferanten können sie mit einer Qualität glänzen, die in den Vereinigten Staaten meist nicht erreicht wird. Die Reindustrialisierung des Landes macht die USA ohnehin attraktiv.

«Zum ersten Mal in 30 Jahren wurde wieder eine Fabrik in den USA eingeweiht, welche Laptops herstellt. Und der Investor war ein Chinese, dem China zu teuer wurde», sagt Al Martinich, ein Beobachter von Industrietrends. «Wegen des günstigen Landpreises und der günstigen Energie, aber auch wegen der hohen Produktivität der Menschen und des flexiblen Arbeitsmarktes wächst der industrielle Sektor in den Staaten.»

Auch das potenzielle BIP-Wachstum von über 2,5 Prozent macht das Land attraktiver als viele europäischen Partner. Nicht umsonst exportierte die Schweiz im Jahr 2012 Güter im Wert von circa 23,5 Milliarden Franken in die USA. Die Importe beliefen sich auf rund 10,5 Milliarden Franken, was einen Nettoüberschuss von etwa 13 Milliarden ergibt; dies ist der grösste Exportüberschuss der Schweiz überhaupt.

Dabei handelt es sich vorwiegend um chemische und pharmazeutische Erzeugnisse sowie um Präzisionsinstrumente. Auch die Herstellung von Maschinenkomponenten hat einen guten Stand. Kunststoffproduzent Adler fasst zusammen: «Allen Unkenrufen zum Trotz: Ein Engagement in den USA lohnt sich, gerade für KMU. Und wir geniessen als Schweizer Produzenten einen guten Ruf.»

Man sollte im Übrigen nicht vergessen, dass auch die in den USA meist-konsumierte Schokolade, Hershey’s, immerhin von einem Mann mit Appenzeller Wurzeln dort eingeführt wurde.

Sc

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