Publiziert am: 04.02.2022

... geht nicht viel in unserem Land

BEWEGUNG IM FLOTTENMARKT – Eine Fahrzeugflotte beginnt bereits mit wenigen Fahrzeugen. Jedenfalls ist jeder Dienstleistungsbetrieb – ob Handwerker, IT-Service, Kleingewerbler oder Kurierdienst – ein Flottenbetreiber. Autoflotten können genau so unterschiedlich zusammengesetzt sein wie deren Finanzierung oder das Management des Fuhrparks.

Ohne Fahrzeuge ...

Wir stellen uns vor, wie der Störschreiner oder der Kaminfeger mit ihren Utensilien per Fahrrad oder dem öV ihre Aufgaben wahrnehmen sollen – geht schlicht nicht. Oder was, wenn der Taxifahrer mit der Rikscha vorfährt, der Dachdecker eine ferngesteuerte Drohne für die Dachreparatur einsetzt oder der Liegenschaftsdienst mit Rollschuhen unterwegs wäre? Es gäbe noch viele abstruse Möglichkeiten, aber Tatsache ist: Um optimal funktionieren zu können, benötigen Unternehmen unterschiedliche, auf ihre Tätigkeiten zugeschnittene Fahrzeuge.

Unternehmen starten häufig mit bloss einem Mitarbeiter, jenem, der die Idee dazu hatte. Während Handwerksbetriebe meist langsam wachsen, nehmen Start-ups der Internet- oder IT-Branche recht schnell Fahrt auf. Handelt es sich dabei nicht um ein Unternehmen, das sich auf Auto-Abonnemente spezialisiert, müssen recht zügig Fahrzeuge angeschafft werden, sollen die Mitarbeitenden mobil bleiben. Weil jedoch Banken bei der Vergabe von Krediten entsprechende Anfragen häufig kritisch beurteilen, beschaffen sich die einen ihre Liquidität durch Crowdfunding. Andere suchen potente Geldgeber in grossen Unternehmen, Versicherungen oder bei anderen Investoren.

Antriebe im Fokus

Bei der Fahrzeugwahl stellt sich heute als Frage Nummer eins: Sollen es eher thermisch betriebene, hybride oder elektrische Fahrzeuge sein?

In einer Zeit, in der Klimawandel, CO2-Problematik und nicht zuletzt auch der Fussabdruck der Unternehmung eine grosse Rolle spielen, kann dieser Entscheid sogar über Erfolg oder Misserfolg wichtige Impulse setzen. Benzin- und Dieselautos kennen alle, die Hybridmodelle (HEV) haben den Vorteil, dass sie teilelektrifiziert sind und so eine fast «unbegrenzte» Reichweite haben. Nachladbare Hybride bringen nur Vorteile, wenn sie regelmässig an den Strom angeschlossen werden können, denn ihre elektrische Reichweite liegt bei rund 50 Kilometer. Auf langen Reisen ohne neuen Strom werden sie rasch zu normalen Fahrzeugen, allerdings mit erhöhtem Verbrauch und geringerer Leistung.

Bereits heute gibt es in allen Fahrzeugsegmenten inklusive der leichten Nutzfahrzeuge Angebote mit rein elektrischem Antrieb. Sie machen in Innenstädten sowie in Agglomerationen am meisten Sinn, weil ein dichtes Netz an Ladestationen in der Schweiz sicherstellt, dass sie heute immer wieder geladen werden können. Die Verbrauchsnorm, nach denen sie gemessen wird, heisst WLTP (Worldwide harmonized Light vehicles Test Procedure). Es ist die gleiche wie für alle andern Autos auch und wurde 2018 eingeführt. Während sie für Verbrennerfahrzeuge realistischere Werte bringt, entscheidet bei den Elektroautos neben Topografie, Aussentemperatur und Beladung auch der Fahrerfuss, wie hoch der Strom-Verbrauch ausfällt. Nach unseren Erfahrungen klaffen die WLTP-Werte bei Elektroautos weiter von den real erzielbaren Reichweiten auseinander. Dies weil die Fahrzeuge von den Herstellern natürlich unter idealen Voraussetzungen gemessen werden: 20 Grad Aussentemperatur, nur nötigste Zuladung, schmalste zugelassene Reifen. Allein die Temperatur von nur 0 Grad Celsius bewirkt einen markanten Rückgang der Reichweite. Zudem sind im Winter meist die Scheinwerfer, die Heckscheibenheizung und die Innenraumheizung eingeschaltet. Als Faustregel können darum bloss zwischen 60 und 70 Prozent des WLTP-Werts auch unter realistischen Bedingungen herausgefahren werden. Das heisst aus Reichweite 560 km WLTP werden dann bloss noch etwa 340 Kilometer reale Reichweite. Mit anderen Worten: WLTP-Werte können nur untereinander verglichen, dürfen aber nicht auf die Strasse übertragen werden. Längere Reisen mit Elektrofahrzeugen verlangen zudem eine gute Planung.

Unzählige Möglichkeiten der Bewirtschaftung

Nehmen wir an, dass das Handling von bis zu zehn Fahrzeugen noch «inhouse» bewerkstelligt werden kann, sieht die Sache bei 20 oder mehr Fahrzeugen schon ganz anders aus. Darum bieten die Leasingfirmen von Importeuren – etwa Multileasing der Emil Frey AG mit rund 25 Marken – aber auch markenunabhängige Gesellschaften in der Regel unterschiedliche Pakete an. Diese gipfeln in Rundum-sorglos-Angeboten, die auch von den Auto-Abonnementen wie Carvolution her bekannt sind. Entsprechend den heutigen sehr tiefen Zinssätzen ist es nicht verwunderlich, dass diese auch auf die Investitionssumme für Autos angewendet werden. Darum ist auch zu prüfen, ob ein Bankdarlehen eventuell Sinn machen könnte.

Die Flotte kann dann durch eine der vielen Apps, die es inzwischen gibt, im Überblick behalten werden. Dazu gehört unter anderem «Autosense». Das Schweizer Unternehmen arbeitet mit Migrol, Amag, Swisscom und Zürich Versicherung zusammen, doch lässt sich das System in praktisch alle Fahrzeuge mit OBD-Stecker implementieren. Autosense verspricht: «Wir bauen das Flottenmanagement der Zukunft schon heute.» In einem modularen Portal stehen die Fahrzeugdaten für eine wirtschaftliche Flottenbewirtschaftung zur Verfügung – digital, sicher und datenschutzkonform. Unsere Lösungen lassen sich einfach und schnell an jede Flottengrösse und Nutzungsart anpassen. Mit der Autosense-App können etwa die Tankvorgänge komplett digital abgewickelt werden. Der Vorgang ist ganz einfach: App runterladen, registrieren, Kreditkarte oder Migrol Card hinterlegen und schon kann es losgehen. Im Fahrzeug wird ein Adapter installiert, der je nach den gewünschten Funktionen zwischen 69 und 119 Franken kostet.

Auch für Elektrofahrzeugflotten gibt es Lösungen wie die Marke «Volton». Sie ist ebenfalls unter den Fittichen der Amag und bietet Geschäfts- und Flottenkunden umfassende Beratung hinsichtlich Fahrzeuge (VW, Audi, Seat und Skoda), Ladeinfrastruktur, Finanzierung oder Fleet Management, inklusive Lade- und Abrechnungslösungen. Das Geschäftsmodell wird derzeit in Pilotprojekten für die Markteinführung vorbereitet.Roland Hofer

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