Publiziert am: 18.03.2022

Hurra – die Tage werden länger

FRÜHLINGSERWACHEN – Endlich wird es wieder früher hell. Da steht man doch

gleich lieber auf. Was verbinden Sie mit dem Frühling? Hier ein paar Gedanken zum lang

ersehnten Beginn der wärmeren Jahreszeit, die man nicht genug zelebrieren kann.

Ob Frühling, Frühjahr oder Lenz: Wir empfinden ihn als Neuanfang, deshalb ist er wichtig für uns. Kein Wunder, gibt’s viele Begriffe und Bräuche, die sich um diese Jahreszeit drehen. So beispielsweise Frühlingserwachen, Frühlingsboten, Frühlingsgefühle und auch der Frühjahrsputz.

Doch wann fängt der Frühling an?

Da man erfreuliche Ereignisse gerne ausgiebig feiert, beginnt der Frühling gleich mehrmals. So fängt der meteorologische Frühling am 1. März an, der kalendarische am 21. März und der astronomische findet dieses Jahr am 20. März um punkt 16.32 Uhr statt. An diesem Tag der Tagundnachtgleiche ist es genau 12 Stunden lang hell und 12 Stunden lang dunkel, dann werden die Tage immer länger.

Im alten Rom wurde die Welt im Frühling erschaffen

Nicht nur wir sehnen uns nach dem Frühling. Das war schon bei den alten Römern so. Aber weil diese der Natur stärker ausgeliefert waren als wir und im Frühling endlich wieder alles zu spriessen begann, glaubten sie, dass auch die Welt am Frühlingsanfang erschaffen wurde. Als sie den altrömischen Kalender schufen, liessen sie deshalb das Jahr mit dem Monat März beginnen. Denn «Martius» war der römische Vegetationsgott Mars. Frühlings- und Jahresbeginn fallen teils noch heute zusammen: In anderen Kalendersystemen markierte der Frühlingsanfang ebenfalls den Jahresbeginn. So beispielsweise in den alten Kalendern von Japan und China. Aber auch das altiranische Nouruz resp. Newroz ist ein solches Fest. In Persien war dieses während Jahrhunderten Neujahrs- und Frühlingsfest zugleich – im Iran sowie bei den Kurden in Irak ist das heute noch der Fall.

Auch das Herz unserer Urahnen schlug höher, wenn sie die ersten Schneeglöckchen, Krokusse oder Tulpen sahen. Denn sie waren von der Natur abhängiger als wir, litten im Winter unter der Kälte und konnten Esswaren nicht einfach importieren. Kein Wunder, ängstigten sie sich vor der kalten Jahreszeit. Deshalb atmeten sie beim Wiedererwachen der Natur auf und hiessen das Frühjahr freudig willkommen.

So feierte man Frühlingsboten

Schon die Griechen und Römer begrüssten denn auch erleichtert die ersten Schwalben als Frühlingsboten. Und später – selbst noch im 18. Jahrhundert – mussten die Turmwächter in vielen europäischen Städten das Erscheinen des ersten Storchs ankündigen. Selbst die erste Frühlingsblume wurde gefeiert. So übertrieben das heute scheint: In vielen Regionen fand beim ersten Frühlingsblüher auf der Wiese eine Art Spontan-Fest statt. Die Menschen fanden sich auf der Wiese ein, steckten die Blume auf eine Stange und tanzten um sie herum.

Holi – ein zauberhaftes Frühlingsspektakel

Wenn man in Indien das Holi-Fest feiert, ist der Frühling da. Und weil sich auch Inder über das Ende des Winters freuen, ist Holi ein übermütiges Spektakel: Man reibt sich mit buntem Farbpulver ein und feiert auch sonst ausgelassen. Zudem verbrennt man die Strohpuppe Holika. Sie symbolisiert eine Dämonin, die laut Mythologie mit einem Königskind im Arm ins Feuer sprang, um das Kind zu töten. Aber der indische Gott Vishnu griff ein. Die Flammen verschonten das Kind, während Holika verbrannte. Noch heute feiert man deshalb den Sieg des Guten über das Böse (oder des Frühlings über den Winter). Mittlerweile wird das Farbenfest Holi in unterschiedlichen Ländern der Welt gefeiert, auch in Europa – allerdings eher als partyähnlichen Event.

Sockenverbrennung als schräge Frühlings-Tradition

In Zürich sagt man dem Winter mit einer Böögg-Verbrennung «Ade», in Eastport (Maryland) verbrennen Bootsbesitzer am Frühlingsanfang ihre Socken. Die Vorgeschichte: Mitte der 1970er-Jahre beschloss Bootsbesitzer Bob Turner am Tag des Frühlingsanfangs, seine Wintersocken demonstrativ zu verbrennen und sich wieder barfuss auf seinem Schiff zu bewegen. Das wiederholte er Jahr für Jahr und lud später auch seine Mitarbeiter und Freunde zu diesem symbolischen Akt ein.

Am Sechseläuten verbrennen Zürcher den Winter. Dieses Zürcher Fest reicht ins 16. Jahrhundert zurück. Damals beschloss der Rat, dass während des Sommers der Feierabend eine Stunde später anzusetzen sei, also um sechs Uhr abends. Als Zeichen des Frühlingsbeginns läutete daher am ersten Montag nach der Tagundnachtgleiche die zweitgrösste Glocke des Grossmünsters pünktlich um sechs Uhr. Der Brauch wurde so beliebt, dass er mittlerweile eine ausgewachsene Party ist: Mit Austern, Bier, Live-Band und natürlich haufenweise Socken, die auf einem Feuer vor sich hin kokeln.

So also begann das «Sächsilüüte», welches später auf den dritten Montag im April festgelegt wurde. 1902 kam der Böögg hinzu, ein mit Knallkörpern gefüllter Schneemann, der als Highlight des Zürcher Frühlingsfestes auf dem Sechseläutenplatz verbrannt wird. Er symbolisiert den Winter. Und man sagt, je schneller der Kopf des Böögg explodiere, desto schöner werde der Sommer.

CR/pd

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