Publiziert am: 05.03.2021

In einer Woche raus

MASSENTESTS – Mit Forschern der ETH Zürich hat der Thurgauer Unternehmer und Mediziner Thomas Krech ein Konzept entwickelt, wie die Schweiz vom Corona-Karussell abspringen kann. Freiwilligund selbstständig sollen sich Bürger testen – zweimal innert einer Woche.

Die Schweiz tut sich schwer, einen Weg raus aus dem Lockdown zu finden. Und dies obwohl unzählige KMU – Restaurants, Hotels, Detailhandelsgeschäfte und viele mehr – zugrunde gehen und viele Unternehmen, unbeachtet von den behördlichen und medialen Panikmachern, ums nackte Überleben kämpfen. Viele Angestellte sind in Kurzarbeit oder haben resp. werden in naher Zukunft ihren Job verlieren, wenn es nun der Schweiz nicht gelingt, die Wirtschaft rasch und unter den Vorgaben des gezielten Schutzes wieder zu öffnen.

Zwei Tests in fünf Tagen

Der Thurgauer Unternehmer und praktizierende Mediziner Thomas Krech hat zusammen mit weiteren Partnern ein Konzept entwickelt, «durch welches die Schweiz innerhalb einer Woche aus dem Lockdown geführt werden kann». Krech, der Virologe, Mikrobiologe, Infektionsepidemiologe, Hygieniker und Laborarzt ist und zugleich das telemedizinische Ärztezentrum MiSANTO in Frauenfeld leitet, will die gesamte Bevölkerung – auf freiwilliger Basis – innerhalb einer Woche zweimal mittels Antigen-Schnelltests testen. Dabei greift Krech auf die Methode zur Abnahme des Schnelltests nur im vorderen Nasenflügel zurück, wie sie in Deutschland bereits zugelassen ist.

«Jede Bürgerin, jeder Bürger soll seine Tests nach Hause geliefert erhalten und den Test selbstständig durchführen können», skizziert Krech den Plan für einen Weg aus dem Lockdown. «Das Resultat, welches innerhalb von 15 Minuten abgelesen werden kann, ist anschliessend für das gemeinsame schweizweite Pandemiemanagement digital zu erfassen. Bei positivem Resultat wird die Isolation bzw. Quarantäne angeordnet und das Ergebnis mittels PCR-Test bestätigt.»

Nach rund fünf Tagen machen die Bürger erneut einen Test. Diese zweite Runde sei notwendig, weil bei der ersten Testung bereits infizierte Personen darunter sein könnten, bei denen die Virusvermehrung noch nicht angelaufen und das Virus daher noch nicht nachweisbar gewesen sei. «Nach der wiederholten Testung der ganzen Bevölkerung liegt dann die Situation vor, dass alle ansteckenden Bürger in Isolation sind und deshalb keine Ansteckungsgefahr mehr von ihnen ausgeht. Somit können die Wirtschaft, Schulen und Universitäten wieder uneingeschränkt geöffnet werden.»

Damit die Schweiz danach ohne weitere flächendeckende Ausbrüche bleibt, müssten Einreisende negative Testresultate vorlegen; bei einem erneuten positiven Fall im Inland seien unverzüglich weitere Tests vorzunehmen.

Mit Roche und der Post?

Krech ist mit seinem Ansatz nicht alleine. Die ETH-Forscher Fabian Rudolf, Patrick Jenny und Wolf-Dietrich Hardt haben in ihren Modellen zu einem solchen Szenario aufgezeigt, dass das Virus mit Massentestungen massiv zurückgedrängt werden könnte, indem diese dem Virus sozusagen den Boden entziehen.

Das Konzept von Krech deckt sich mit den Erfahrungen aus dem Kanton Graubünden. Dieser hat Massentests in Firmen und Schulen durchgeführt und die Skigebiete geöffnet, während der massgebende Reproduktionswert sank.

Zugegeben: Das Ganze ist eine Herkulesaufgabe. Diese will Krech zusammen mit weiteren Partnern stemmen, unter anderem mit der Post und Roche. Die beiden Grossunternehmen seien bereits angegangen worden. Nun liege es an der Politik, das Konzept zu prüfen und die Schweiz innerhalb einer Woche aus dem Lockdown in eine wieder sichere Schweiz zu führen.

«Bitte ernsthaft prüfen!»

Für den Schweizerischen Gewerbeverband sgv ist klar: Die Strategie, Lockdowns einzuleiten, bis die Epidemie beendet wird, ist gescheitert. Entsprechend braucht die Schweizer Wirtschaft und die Schweiz als Ganzes eine Zukunftsperspektive. «Massentests, wie sie der Fachmann Thomas Krech hier vorschlägt, haben das Potenzial, dass unser Land endlich raus aus dem Lockdown-Karussell kommt», kommentiert sgv-Direktor Hans-Ulrich Bigler. «Nun ist es zwingend, dass Bundesrat Alain Berset und seine Fachleute im Bundesamt für Gesundheit diesen vielversprechenden Vorschlag externer Gesundheitsexperten ernsthaft und ohne Scheuklappen prüfen. Und dann ist es an der Politik, hier Druck zu machen und dem Land endlich wieder eine Perspektive zu geben.» En

Mehr zum Thema Corona auf den Seiten 2, 5, 10, 13, 16 und 22

DER WEG HINAUS

So soll’s gehen

Tag 0: 10 Mio. Antigen-Schnelltests an Bevölkerung und Grenzkontrolle

Tag 1: Selbsttests

Tag 2: PCR-Tests aller Positiven

Tag 3: 50 000 doppelt Positive in Isolation

Tag 4: 10 Mio. Antigen-Schnelltests an Bevölkerung und Grenzkontrolle

Tag 5: Selbsttests

Tag 6: PCR-Tests 10 000 Positive

Tag 7: 8000 doppelt Positive in Isolation

Tag 8: Ende des Lockdowns

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