Publiziert am: 07.10.2022

Musik und Handwerk– Feingefühl pur

GEIGENBAU– Das traditionelle Handwerk ist nach wie vor fest im Schweizer Gewerbe verwurzelt und hat einen hohen Stellenwert – denn Geigen & Co. sind gefragt. Niklaus von Arb hat im Sommer sein eigenes Geigenbaueratelier in Zofingen /AG eröffnet und damit seine Passion zum Beruf gemacht.

In der Schweiz gibt es rund 150 Geigenbauer sowie 80 bis 100 Geigenbauerateliers. «Der Geigenbau ist im Unterschied zu vielen Kleinstberufen ein stabiles und etabliertes Gewerbe. Instrumente der Geigenfamilie sind gefragt und müssen entsprechend gehegt und gepflegt werden», weiss Niklaus von Arb. Seit Juni betreibt der 41-Jährige sein erstes eigenes Geschäft in Zofingen. Er hat über Nacht an seinem 40. Geburtstag entschieden, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen. Genau genommen ist von Arb teilselbstständig – arbeitet er doch zu 50 Prozent bei seinem alten Arbeitgeber bei der Wilhelm Geigenbau AG in Suhr. «Mein Chef ist sehr grosszügig, das schätze ich sehr und ist eine grosse Erleichterung für mich.»

Das schmucke Geschäft an der Luzernerstrasse mit blitzblank polierten Geigen an der Wand und ein paar Celli am Boden, wirkt einladend. In der heimeligen Werkstatt stehen weitere Streichinstrumente sowie eine Werkbank mit den entsprechenden Werkzeugen. Dort pflegt, wartet und repariert er die Instrumente. «Ich bin ein Allrounder. Primär sind meine zwei Hauptstandbeine die Vermietung und der Service/die Reparatur.» Ab und zu gehört auch der Neubau von Geigen, Bratsche und Celli zu seinen Tätigkeiten. Das beansprucht jedoch viel Zeit: «Als einzelner Geigenbauer in einem Geschäft muss man sich die Zeit dafür freischaufeln, denn das Bauen eines Cellos nimmt durchschnittlich 200 bis 250 Stunden in Anspruch, das einer Geige hingegen ca. 100 bis 150.» Die Instrumente werden aus dem Holz der Fichte (Decke), Ahorn (Boden, Zargen, Hals) und teilweise Pappeln (hauptsächlich für Celli) gefertigt, weil diese Hölzer für die statischen Herausforderungen der Instrumente geeignet sind und den besten Klang abgeben.

Höchste Genauigkeit

Der Klang ist das zentrale Element bei der Arbeit des Geigenbauers. Alles dreht sich um den Klang, angefangen bei der Wahl des Holzes für den Neubau bis zum Aufspannen der Saiten am Schluss. «Es ist für mich immer eine Herausforderung, das Instrument besser einzustellen und den versteckten Klang herauszuholen», sagt von Arb. «Dabei gilt es, Instrument und Musiker gerecht zu werden, denn der Klang ist subjektiv.» Dabei ist viel Fingerspitzengefühl, Konzentration und eine grosse Portion Geduld gefragt. Soeben hat der Aargauer Geigenbauer eine Geige fertiggestellt. Eine noch grössere Herausforderung wartet noch auf ihn: Die Wiederherstellung einer französischen Geige aus dem Jahr 1780. «Das ist eigentlich eine Restauration und benötigt entsprechend viel Zeit», stellt von Arb fest.

Der ehemalige Sportstudent stammt aus einer Musikerfamilie, spielt selbst Cello und hat sein Metier so quasi im Blut, obwohl er auf dem zweiten Bildungsweg zum Handwerk gekommen ist. Während drei Jahren absolvierte er die Geigenbauschule in Brienz, danach optimierte er den praktischen Teil bei seinem heutigen Arbeitgeber in Suhr, wo er seit über zehn Jahren tätig ist. «Die Kombination von Musik und Handwerk macht es aus und fasziniert mich und macht meinen Beruf zur Passion.» Kunden hat er schon einige, besonders aus der Region Zofingen und Richtung Solothurn. «In der Region besteht eine Angebotslücke – eine Chance für mich», so von Arb, der mit viel Elan sein exquisites Geschäft weiter aufbauen will.Corinne Remund

www.geigenbau-vonarb.ch

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