Publiziert am: 04.03.2022

Schweizer Präzision pur

BERNINA – Die Nähmaschinenherstellerin steht seit über 125 Jahren gleichzeitig für Tradition und Moderne und hat das Image der Schweizer Produzentin und Exporteurin von technischen Spitzenprodukten geprägt. Dafür gab es den Motivationspreis der Thurgauer Wirtschaft 2022.

Viele Schweizerinnen und Schweizer verbinden das Bild einer Nähmaschine im elterlichen Heim bewusst oder unbewusst mit einem Produkt aus dem Haus BERNINA. Der Name ist rund um die Welt Synonym für Schweizer Präzision. Er steht für ein innovatives Unternehmen, das der Qualität verpflichtet ist und bis heute im Thurgau entwickelt und konstruiert. Dafür wurde das Unternehmen in Steckborn mit dem Motivationspreis der Thurgauer Wirtschaft 2022 ausgezeichnet. «Für uns ist dies eine Anerkennung der Arbeit, die wir seit vielen Jahrzehnten leisten», so Matthias Fluri, Mediensprecher der BERNINA International AG. Das KMU ist seit über 125 Jahren durch die Inhaberfamilie Ueltschi geprägt. Seit 1. August 2021 leitet mit Kai Hillebrandt ein Manager mit niederländischen Wurzeln und langjähriger Erfahrung in der Consumer-Electronics-Branche die BERNINA International AG. Der langjährige Patron Hanspeter Ueltschi zieht weiterhin als Verwaltungsratspräsident die Fäden. Ebenso ist seit letztem Jahr mit Philipp und Katharina Ueltschi die fünfte Generation der Inhaberfamilie in der Geschäftsleitung vertreten.

BERNINA – Schweizer Exporthit

Kerngeschäft des Ostschweizer Unternehmens ist die Entwicklung und Herstellung von hochwertigen Näh- und Stickmaschinen für den Haushaltbereich. Dazu gehört als wichtiger Teil auch das Zubehör, etwa Stickrahmen oder Nähfüsse – von denen BERNINA mehr als 100 verschiedene Varianten anbietet, für fast jede erdenkliche textile Anwendung, vom Reissverschluss-Einnähen bis zum Quilten. Daneben stellt BERNINA für ambitionierte Quilterinnen und Quilter Langarm-Quiltmaschinen her. Eine Tochtergesellschaft produziert Mehrnadel-Stickmaschinen für den gewerblichen Einsatz. Weitere Tochtergesellschaften sind im Bereich Mercerie-Grosshandel, Stoffe und Stichdesigns tätig. Am Standort Steckborn sind neben der gesamten Entwicklung und Verwaltung auch Testing, Teilefertigung und eine Montage angesiedelt. «Die enge Zusammenarbeit zwischen diesen Abteilungen, die kurzen Wege zwischen Entwicklung und Produktion und vor allem die sehr strengen Tests im gesamten Entwicklungs- und Produktionsprozess sind die Basis für unseren Erfolg», so Hillebrandt. Produkte von BERNINA werden in rund 80 Märkten rund um die Welt angeboten. Rund zwei Drittel des Konzernumsatzes erwirtschaftet die BERNINA Textilgruppe in den USA. «In den USA ist das Quilten ein weitverbreitetes Hobby. Unsere Produkte geniessen unter Quiltern einen hervorragenden Ruf. Das ist einer der Gründe für unseren Erfolg in den USA», sagt Fluri.

Das innovative Unternehmen will weiterwachsen und seine Marktleistung weiter verbessern, gegenüber seinen Vertriebspartnern sowie seinen Endkunden. Besonderes Augenmerk richtet der CEO dabei auf die Digitalisierung, die er als grosse Chance sieht: «Unser Vertriebsfokus liegt auf dem qualifizierten Fachhandel – das bleibt auch so», sagt Hillebrandt. Es gibt aber eine Käuferschicht, die sich im Kaufprozess nicht nur online orientiert, sondern auch den ausgesprochenen Wunsch hat, online kaufen zu können. «Diesen Wunsch wollen wir erfüllen, am besten in Einklang mit unseren Fachhändlern, die ein ausgeprägtes Fachwissen haben und die vielen Vorteile unserer Produktepalette exzellent erklären können.»

«Wir haben in den letzten Jahren auf die richtigen Innovationen gesetzt und können stetig wachsen.»

Für den weitsichtigen Manager ist klar: «Der Auftritt des Handels muss mit unserem Premiumanspruch im Einklang sein.» Dies bedingt Weiterbildung auf mehreren Ebenen. Dazu Fluri: «Wir bilden nicht nur unsere Mitarbeiter aus – in internen und externen Weiterbildungen –, sondern auch unsere Fachhändler und über die Fachhändler unsere Kundinnen und Kunden. Ein Team in Steckborn entwickelt zu jeder Produktelancierung ein Schulungskonzept.»

Eine wichtige Rolle im Unternehmen spielt die Firmenkultur. Sie ist geprägt durch Teamarbeit, Offenheit und Vertrauen ineinander. «Unsere Mitarbeitenden fühlen sich als Teil der BERNINA Familie und identifizieren sich stark mit ihrem Arbeitgeber», sagt Fluri. Die BERNINA Textilgruppe beschäftigt 1200 Personen. Am Standort Steckborn sind 10 Prozent der Belegschaft Lernende.

Weltweite Nummer-1-Position im Premium-Segment halten

Zusammen mit der Qualität der Produkte hat Nachhaltigkeit die höchstmögliche Bedeutung für das Unternehmen. BERNINA-Produkte erlauben einen nachhaltigen Lebensstil und sind durch ihre Langlebigkeit selbst nachhaltig. Wenn trotz der hohen Qualität einmal ein Ersatzteil benötigt wird, kann dieses auch viele Jahre nach der Herstellung geliefert werden. «Darauf werden wir uns in den kommenden Jahren noch mehr konzentrieren – sowohl in unserem Stammwerk in Steckborn als auch in unserer Fertigungsstätte in Thailand», betont Hillebrandt.

Das Unternehmen bewegt sich in einem hart umkämpften Weltmarkt. «Wir müssen unseren Premium-Anspruch jeden Tag beweisen und dafür leben.» Kurzfristig sind die Herausforderungen ähnlich wie bei vielen anderen Schweizer Unternehmen: Sowohl die Logistik- als auch die Lieferketten sind ins Wanken geraten und funktionieren nicht so, wie es vor der Pandemie der Fall war. «Somit müssen wir uns sehr flexibel aufstellen und ebenso agieren. Bisher haben wir diese Herausforderungen gut gemeistert.» Die Pandemie hatte auch einen positiven Effekt: «Wir sehen eindeutig, dass Konsumentinnen und Konsumenten mehr Freude am Selbermachen haben. Zeit zu Hause zu verbringen und selbst etwas zu kreieren, ist ein Megatrend.»

Umsatzmässig auf Erfolgskurs

BERNINA trifft mit ihrem Angebot an Nähprodukten genau ins Zentrum dieses Trends – dies zeigen auch die Zahlen: In den letzten Jahren konnte BERNINA den Umsatz kontinuierlich steigern, im vergangenen Jahr zum vierten Mal in Folge – von 223 Mio. Franken im Jahr 2019 auf 244 Mio. Franken. Die konsolidierten Zahlen für das Jahr 2021 lagen zum Zeitpunkt des Interviews noch nicht vor, aber Hillebrandt ist zuversichtlich: «Auch das Jahr 2021 wird gut ausfallen. Wir haben in den letzten Jahren auf die richtigen Innovationen gesetzt und konnten unser strukturelles Wachstum weiterführen.»Corinne Remund

www.bernina.com

«THURGAUER APFEL»

Motivationspreis der Thurgauer Wirtschaft

Der «Thurgauer Apfel» als Motivationspreis der Thurgauer Wirtschaft wird von vier Partnern getragen – der Industrie- und Handelskammer Thurgau, dem Thurgauer Gewerbeverband, der Thurgauer Kantonalbank sowie dem Departement für Inneres und Volkswirtschaft des Kantons Thurgau. Der Preis wurde im Jahr 1999 erstmals verliehen.

Die Jury besteht aus neun Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik. Der Preisträger erhält eine an die Region angelehnte Trophäe, den sogenannten «Thurgauer Apfel», sowie einen Barbetrag von 10 000 Franken. Mit dem Preis werden Unternehmen oder Unternehmensgruppen, Gemeinden, Verbände und andere Organisationen sowie in Ausnahmefällen einzelne Personen mit herausragenden Leistungen für den Wirtschaftsstandort Thurgau ausgezeichnet. Die Preisverleihung findet jeweils in der ersten Hälfte des folgenden Jahres statt. CR

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