Publiziert am: 18.06.2021

Sie verbuttern das Geld der anderen

KAPITALANLAGEN – Schweizer Verein für verantwortungsbewusste Kapitalanlagen (SVVK). Den gibt’s wirklich. Und schon der Name ist pure Ironie. Dem Verein geht es nämlich um eine Anleitung, das Geld der Versicherten aus der 2. Säule aus dem Fenster zu werfen – und sich dabei wohl zu fühlen.

Gegründet wurde der Schweizer Verein für verantwortungsbewusste Kapitalanlagen (SVVK) im Dezember 2015 von der BVK Personalvorsorge des Kantons Zürich, compenswiss (AHV), comPlan (Swisscom), Pensionskasse Post, Pensionskasse SBB, Pensionskasse des Bundes PUBLICA und der Suva. Man beachte: Das sind alles öffentliche Institute der Altersvorsorge oder Monopolisten. Alle haben eine im­plizite oder explizite Staatsgarantie.

Das Ziel des Vereins ist, nach seiner Selbstbeschreibung: «Seine Mitglieder darin zu unterstützen, ihre Verantwortung gegenüber Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft ganzheitlich wahrnehmen zu können.» Man beachte auch hier: Offenbar gibt es eine Verpflichtung allen und allem gegenüber, nur nicht den eigenen Versicherten. In der Tat: Sucht man in den Dokumenten des SVVK nach irgendeiner Aussage zur Verpflichtung gegenüber den Menschen, die den Instituten zwangsangeschlossen sind, findet man nichts.

Sieht wie ein Kartell aus

Was macht der Verein? Er erarbeitet «konkrete Regeln zur Umsetzung möglichst objektiver Kriterien (normative Kriterien)». Aufgrund dieser Regeln treten seine Mitglieder in den Dialog mit Firmen ein, welche als nicht verantwortungsbewusst eingestuft werden. Widersetzen sich diese Firmen dem Druck, empfiehlt der Verein seinen Mitgliedern, aus den Investitionen auszusteigen.

Das sieht ganz nach einer Absprache aus. Da tun sich grosse Institute zusammen, besprechen Regeln, setzen Teilnehmer unter Druck, und wenn es nicht funktioniert, folgen Sanktionsmassnahmen. Doch vor der Wettbewerbsbehörde muss der Verein keine Angst haben, denn sie geht bekanntlich nicht gegen Staatsunternehmen vor.

Zulasten der Versicherten

Dass die Versicherten und ihr angespartes Geld keine Rolle in den Erwägungen des Vereins spielen, gibt er selber zu. In einer langwierigen Erklärung sagt der Verein, wie er seine Grundsätze findet. Ausser im Bereich der Streumunition stellt er internationale Abmachungen (nicht Abkommen) über Schweizer Recht. Auch wenn die Abmachungen in der Schweiz weder vom Parlament geschweige denn vom Volk beschlossen wurden.

«Das sieht ganz nach einer Absprache aus.»

Wenn einzelne Anleger mit ihrem eigenen Geld ihre moralischen Standards einhalten wollen, dann ist das eine Sache. Dass aber Manager von Staatsunternehmen das Geld der Zwangsangeschlossenen einsetzen, um eigene Moralvorstellungen den Versicherten aufzupfropfen – das ist das exakte Gegenteil von Verantwortung.

Aber sie tun es gerne. Sie können so mit dem Geld der anderen zeigen, dass sie «Gutmenschen» sind. Mit dem Moralinmäntelchen fühlen sie sich wohl und können mit dieser Reputation den nächsten Karriereschritt planen. Und falls es schiefgeht, können sie sich aus der Verantwortung ziehen, denn es ist ja das Geld der Versicherten.

Henrique Schneider, Stv. Direktor sgv

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