Mit dem Auftreten der Omikron-Variante ist die Wertschöpfung wieder eingebrochen, da die Menschen sich aufgrund der hohen Infektionsraten und der erneuten Einschränkungen am gesellschaftlichen Leben für eine vorsichtige Haltung entschieden haben. Entsprechend werden so die Wachstumszahlen nach unten korrigiert.

OECD-Prognosen, die vor dem Auftreten von Omikron erstellt wurden, gingen davon aus, dass sich das Wachstum im Vereinigten Königreich von 6,9 Prozent im Jahr 2021 auf 4,7 im Jahr 2022 abschwächen würde. Frühere Wellen der Pandemie hatten einen stets geringeren Rückgang des BIP zur Folge, verglichen mit dem Frühjahr 2020, als die Wertschöpfung in einem einzigen Quartal um ein Fünftel einbrach.

Diese Wirtschaftswachstums-zahlen sind befriedigend. Aber: Britische Haushalte und Unternehmen sind von der höchsten Inflationsrate seit einem Jahrzehnt betroffen, da die Auswirkungen von Covid-19 die Kosten für Rohstoffe in die Höhe treiben und zu Unterbrechungen und Verzögerungen in den globalen Lieferketten führen. Angesichts des Ungleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage und der Rekordpreise für Energie stieg der Verbraucherpreisindex für die Inflation im November auf 5,1 Prozent – die höchste Rate seit einem Jahrzehnt.

Die Arbeitslosigkeit in Grossbritannien ist Ende letzten Jahres trotz des Auslaufens der Freistellungs-regelung Ende September weiter gesunken, und das bei einer Rekordzahl von offenen Stellen und einem gravierenden Personalmangel in mehreren Wirtschaftszweigen. Viele Wirtschaftsexperten gehen jedoch davon aus, dass die Arbeitslosenquote Anfang 2022 auf knapp unter vier Prozent sinken und damit wieder das Niveau von vor der Pandemie erreichen wird, was etwa 1,4 Millionen Arbeitslosen entspricht.

Die Regierung verweist zwar gerne auf den Anstieg der Zahl der Beschäftigten auf den Lohn- und Gehaltslisten der Unternehmen auf 29,4 Millionen, was etwa eine halbe Million über dem Niveau vor der Pandemie liegt, doch zeigen die offiziellen Zahlen, dass die Zahl der Beschäftigten – einschliesslich der Selbstständigen – mit etwa 32,5 Millionen um fast 600 000 unter dem Niveau vor Covid liegt.

Grossbritannien macht eine strukturelle Umwälzung durch. Verschiedene Tiefproduktivitätssektoren weichen einer höheren Innovationskraft aus. Wirtschaftlich gesehen sind solche Strukturbrüche meist positiv. Doch sie können politische Anreize für Isolationismus und Innovationsfeindlichkeit schaffen. Das ist aber auf der Insel bisher noch nicht der Fall.Sc