Publiziert am: 18.02.2022

Treuhänder wird zum KMU-Coach

TREUHAND|SUISSE – Treuhänder sind weit mehr als trockene Zahlenjongleure – sie werden immer mehr zu Generalisten. Das veränderte Berufsbild, Fachkräftemangel, Digitalisierung und die Modernisierung der Arbeitswelt sind Herausforderungen, welchen sich die Branche mit viel Kreativität und Innovationsgeist stellt, um ihre Mitglieder fit für die Zukunft zu machen.

Der Treuhänder ist für die KMU einer der wichtigsten Partner, mit dem sie seit Jahren regelmässig zusammenarbeiten. Der klassische Treuhänder, der seinen Kunden die Buchhaltung führt, gibt es zwar noch, doch das Berufsbild hat sich gewandelt und ist um einiges breitgefächerter geworden. «KMU suchen meist einen Generalisten, der sie in allen Belangen gut beraten kann. Unsere Treuhänder sind daher auch Unternehmensberater, Krisenmanager und Finanzplaner. Sie wissen Bescheid über betriebswirtschaftliche Fragestellungen, über finanzielle, rechtliche und steuerliche Aspekte, über Pensionskassen oder das Versicherungswesen», erklärt Vanessa Jenni, Geschäftsführerin von TREUHAND|SUISSE. Rund 80 Prozent der KMU in der Schweiz sind Kunde bei einem Mitglied von TREUHAND|SUISSE. «Durch ihr branchenübergreifendes Know-how und ihre breite Erfahrung erkennen unsere Mitglieder komplexe Zusammenhänge und wissen, in welchen Fällen es sich lohnt, zielgerichtet weitere Fachspezialisten hinzuzuziehen», konkretisiert Jenni. Sie ermöglichen den KMU nach dem Motto «Alles aus einer Hand» eine fundierte und qualitativ hochstehende Beratung. Ebenso eine wichtige Rolle spielt bei der Wahl des Treuhänders regionale Nähe sowie ein langfristiges Vertrauensverhältnis.

«Im Gegensatz zu den Pflegeberufen ist es bei uns nicht möglich, Fachkräfte aus dem Ausland zu rekrutieren.»

Infolge der aktuellen Situation sind Treuhänder nicht nur KMU-Coaches, sondern auch Krisenmanager. Die Pandemie sowie deren Bekämpfung brachten grosse wirtschaftliche und emotionale Herausforderungen. Dazu Jenni: «Viele Kunden standen plötzlich vor existenziellen Fragen. Einige unserer Treuhänderinnen und Treuhänder haben auch emotionale und tragische Fälle erlebt: Kunden, die am Verzweifeln sind, die für sich und ihre Familien plötzlich keine gesicherte Zukunft mehr sahen.» Die Treuhänderinnen und Treuhänder wurden dabei zum Anker in der Not und haben Unternehmerinnen und Unternehmern Wege aus der Krise gezeigt. «Eine solche spezielle Situation verlangt auch von uns als Begleiter von KMU Ausserordentliches, neue Denk- und Herangehensweisen.»

Neben Corona existieren aber auch noch die «alten» Herausforderungen, allen voran die Digitalisierung in der Unternehmensadministration, zum Beispiel die Umstellungen in der Lohnbuchhaltung und im Rechnungswesen. Nach wie vor ungelöst ist bei vielen Unternehmen die Nachfolgefrage. Die rechtzeitige Übergabe an einen fähigen Nachfolger ist eine der grössten Herausforderungen für ein KMU. Die Regelung der Nachfolge ist eine unternehmerische Aufgabe, die man rechtzeitig angehen sollte. «Es ist daher hilfreich, eine einzige Anlaufstelle zu haben», präzisiert Jenni.

Fit fĂĽr die Zukunft

Ein Kerngebiet von TREUHAND|SUISSE ist die Aus- und Weiterbildung. Die verschiedenen Weiterbildungsmöglichkeiten sind breitgefächert und beinhalten die Lehrgänge der Schweizerischen Treuhänder Schule STS, Tagungen mit praxisnahen und kompakten, mehrtägigen Zertifikatskursen der STS sowie Online-Weiterbildungsangebote von TREUHAND|SUISSE und der STS nach dem Blended-Learning-Konzept. Der Treuhandberuf ist im Wandel. Corona hat zudem die Entwicklung beschleunigt. TREUHAND|SUISSE bietet so gemeinsam mit Swiss Coaching Association SCA seinen Mitgliedern neue Weiterbildungsmöglichkeiten an. Ab Sommer 2022 steht ihnen eine Auswahl an massgeschneiderten Kurz-Schulungen zur Verfügung. «Damit wollen wir unsere Mitglieder für künftige Entwicklungen wappnen und ihnen weitere Werkzeuge liefern, um ihre Kundinnen und Kunden sicher durch herausfordernde Zeiten zu bringen», sagt Jenni.

«Die aktuelle Situation verlangt von uns als Begleiter von KMU Ausserordentliches, neue Denk- und Herangehens-weisen.»

Auch der Fachkräftemangel hat sich in den letzten zehn Jahren in der Treuhandbranche verstärkt: «Im Gegensatz zum Beispiel zu den Pflegeberufen ist es bei uns nicht möglich, Fachkräfte aus dem Ausland zu rekrutieren, denn es braucht die spezifischen Kenntnisse über die hiesige steuerrechtliche, rechtliche und wirtschaftliche Situation», so Jenni. Die Ausbildung zum Treuhänder bzw. zur Treuhänderin ist denn auch recht anspruchsvoll. «Oft gelingt es, neue Mitarbeitende aus anderen, ähnlichen Branchen zu gewinnen, wie beispielsweise von Versicherungen oder Banken, und zu Treuhandexperten auszubilden», betont Jenni. «Wir bieten in allen Landesteilen eine qualitativ hochstehende Aus- und Weiterbildung auf der tertiären Bildungsstufe an, um neue Fachkräfte zu mobilisieren.» Zusammen mit der OKGT wird die Kampagne «Hello Career» durchgeführt, die sich an Einsteiger in die KV-Lehre Treuhand/Immobilien richtet. Und seit einigen Jahren gibt es T|S Young, ein Netzwerk für die Nachwuchskräfte in der Branche.

Arbeitswelt modernisieren

Der Verband setzt sich auf politischer Ebene für optimale Rahmenbedingungen für die Branche und ihre Kundinnen und Kunden ein. Noch mehr Gehör bei Parlament, Regierung und Verwaltung verschafft sich der Verband in der parlamentarischen Gruppe «Treuhand», gegründet 2015 von Zentralpräsidentin und Nationalrätin Daniela Schneeberger. Sie befasst sich unter anderem mit der Modernisierung der Arbeitswelt. Schneeberger reüssierte bereits mit der Motion zur Ermöglichung des digitalen Vertragsabschlusses. Auch der Vorstoss der sgv-Vizepräsidentin zur Erleichterung der digitalen Buchführung hat Wirkung gezeigt.

Nebst der Pandemie, dem Fachkräftemangel, der Digitalisierung sowie der Überregulierung der Wirtschaft gehört auch die Anpassung der Arbeitsregelungen an die moderne Arbeitswelt zu den grossen Herausforderungen. Aber auch der internationale Druck auf den Finanz- und Werkplatz Schweiz erfordert Anpassung der Steuerpraxen in der Schweiz, der Datenschutzregeln, der Geldwäschereigesetzgebung etc., auf die der Verband seine Mitglieder vorbereiten muss. «Wir haben in der Branche noch einige Hürden zu nehmen. Es eröffnen sich aber auch neue Chancen», so Jenni.

Corinne Remund

www.treuhandsuisse.ch

www.traumberuf-treuhand.ch

DAS MACHT TREUHAND/SUISSERund 8000 Beschäftigte

Partner von Politik und Wirtschaft

Der Schweizerische Treuhänderverband STV | USF wurde 1963 gegründet. 2008 erfolgte der Namenswechsel zu TREUHAND|SUISSE. Der grösste Branchenverband für KMU-Treuhänder in der Schweiz engagiert sich in der Aus- und Weiterbildung unter anderem in der Nachwuchswerbung. Ein wichtiger Aspekt ist des Weiteren die Öffentlichkeitsarbeit. Zu seinen Kernkompetenzen gehört auch die Qualitätssicherung mit Standesregeln der Standeskommission, einer Weiterbildungsverpflichtung und der Selbstregulierungsorganisation SRO TREUHAND|SUISSE zur Bekämpfung der Geldwäscherei und der Terrorismusfinanzierung. Die Kommission für Branchenentwicklung und Qualitätssicherung entwickelt die Qualitätsstandards in der Branche.

Rund 8000 Beschäftigte

Ebenso engagiert sich der Verband auf politischer Ebene. Dabei vertritt er den Berufsstand und die Interessen seiner Mitglieder und nimmt zu aktuellen Themen auf nationaler Ebene wie beispielsweise Treuhand, Steuern und Revision Stellung. Weiter ist der Verband mit seiner Zentralpräsidentin, Nationalrätin und sgv-Vizepräsidentin Daniela Schneeberger, im Eidgenössischen Parlament vertreten. Der Gesamtverband zählt aktuell rund 2100 Einzel- und Firmenmitglieder. Dies sind Treuhänderinnen und Treuhänder, die für KMU und Privatpersonen tätig und in 12 regionalen Sektionen in der gesamten Schweiz organisiert sind. Zudem sind vier Institute dem Verband angeschlossen – das schweizerische Institut für die eingeschränkte Revision (SIFER), das Institut Steuern, das Institut Treuhand und Recht sowie das Institut Treuhand 4.0. Sie dienen der Aus- und Weiterbildung, aber auch der Erarbeitung von politischen Positionen in ihren Fachbereichen. Die TREUHAND|SUISSE-Mitglieder beschäftigen insgesamt 8100 Mitarbeitende, davon 750 Lernende.CR

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