Publiziert am: 04.09.2015

Urner sagen Ja zum Tunnel

GOTThARD-SANIERUNGSTUNNEL – Beidseits des Gotthards verlangen gewichtige Stimmen eine zweite Röhre: In Uri eine Landratsmehrheit, im Tessin der für Wirtschaft zuständige Staatsrat.

Stimmungsumschwung im Kanton Uri: Eine Mehrheit des Urner Landrats fordert die Sanierung des Gotthard-Strassentunnels mit einer zweiten Röhre. Das Kantons­parlament positoniert sich damit klar für eine Sanierungsröhre, die sowohl für den Kanton Uri wie auch fürs Tessin von grosser Bedeutung ist.

Der Sinneswandel im Kanton Uri ist Ausdruck der Faktenlage im Vergleich der verschiedenen Sanierungsvarianten. Mit einer zweiten Röhre kann der alte Tunnel saniert werden, ohne dass das Tessin und der Kanton Uri über Jahre isoliert oder vom Rest der Schweiz abgeschnitten werden. Die Sicherheit im Tunnel wird dazu massiv verbessert. Künftige Sanierungen, die alle rund 30 bis 40 Jahre anstehen, können einfach und effizient umgesetzt werden. Deshalb ist ein Sanierungstunnel nicht nur eine Frage der Vernunft, sondern schlicht eine Notwendigkeit.

Das Tessin nicht isolieren

Die von den Gegnern des Sanierungstunnels geforderten Verladelösungen würden sowohl den Kanton Uri als auch das Tessin stark belasten. So müssten in Erstfeld und Göschenen auf besten Böden riesige Verladeanlagen gebaut und nach der Sanierung wieder abgerissen werden. Je nach Dauer der Sanierung kostet eine solche Verladelösung über zwei Milliarden Franken. Auch in Biasca müsste ein solches «Mammut-Provisorium» errichtet und danach wieder abgebaut werden – nicht nur finanziell ein völliger Unsinn.

In Interview mit der «Gewerbezeitung» stellt sich der Tessiner Staatsrat Christian Vitta denn auch klar hinter die Forderung nach einer Sanierungsröhre. «Der zu erstellende Tunnel verhindert, dass das Tessin während Jahren vom Rest der Schweiz abgeschnitten ist – ein staatspolitisch zentrales Argument.»

Biasca und sein Kanton, stellt der Tessiner Wirtschaftsminister klar, würden sich «mit allen politischen und juristischen Mitteln» gegen den Bau einer riesigen Verlade­anlage südlich des Gotthards zur Wehr setzen.

Vitta – und mit ihm eine erdrückende Mehrheit der Tessiner Unternehmer – befürchten von einer Schlies­sung des Gotthard-Strassentunnels ohne Sanierungsröhre gravierende Nachteile für das Tessin. Schon vor der Sanierung würde kaum mehr in eine Region investiert, die bald verkehrstechnisch isoliert werde, so das Argument. Und nach der Sanierung liessen sich verlorene Marktanteile wohl kaum so einfach wieder gewinnen. Der Bau des Gotthard-Strassentunnels habe die wirtschaftlichen und sozialen Beziehungen des Südkantons mit dem Rest der Schweiz massiv verbessert, so Vitta. Diese Fortschritte dürften nicht zunichte gemacht werden.

Für die Wirtschaft unverzichtbar

Eine durchgehend funktionierende Strassenverbindung durch den Gotthard ist weit über die Region hinaus von grösster Wichtigkeit. «Der ­gesamte Handel über die Tessiner ­Aussengrenze beläuft sich auf über neun Milliarden Franken», sagt sgv-Direktor Hans-Ulrich Bigler. «Schon nur die beiden Basel und der Jura exportieren Waren für mehr als 1,3 Milliarden nach Italien.» Umgekehrt importieren Schweizer Unternehmer auch unzählige Güter aus Italien. So etwa die Früchte- und Gemüsehändler (vgl. S. 4). Sie transportieren ihre Frischwaren termingenau – und aus­schliesslich auf der Strasse – in die Regale der Schweizer Verteilzentren, Warenhäuser und Feinkostläden. «Wir brauchen aufgrund der Frische unserer Ware absolute Flexibilität», sagt Paolo Buonvicini vom gleichnamigen Lebensmittel-Handelshaus. «Für uns kommt daher nur die Lösungsvariante ‹Sanierungstunnel› in Frage.» En

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