Publiziert am: 02.09.2022

Verlässliche Partnerinnen

VERBAND SCHWEIZERISCHE KANTONALBANKEN – Die Kantonalbanken sind wichtige Akteure desFinanzplatzes Schweiz und erste Wahl für KMU. Derzeit ist das wirtschaftliche Umfeld von Unsicherheitengeprägt – die 24 Institute sind aber solide aufgestellt und punkten mit Vertrauen, Nähe und Kontinuität.

Die Kantonalbanken sind wichtige Partnerinnen des lokalen Gewerbes, so wählen rund ein Drittel der KMU eine Kantonalbank als Hauptbank. «Historisch betrachtet sind unsere Kantonalbanken zur Unterstützung der regionalen, mittelständischen Unternehmen gegründet worden. Verständnis und Verantwortungsbewusstsein sind deshalb tief verankert. Die KMU sind bis heute ein zentrales Kundensegment unserer 24 Institute», erklärt Hanspeter Hess, Direktor des Verbands Schweizerischer Kantonalbanken VSKB. «Das kumulierte Kreditvergabevolumen der Kantonalbanken an KMU beträgt rund 160 Milliarden Franken. Damit sind wir die grössten KMU-Finanzierer», doppelt VSKB-Präsident Bruno Thürig nach. In der Kreditvergabe zeigen die Kantonalbanken grosse Kontinuität – in den letzten zehn Jahren sind die Ausleihungen stetig und konstant gestiegen. Die 24 Institute sind innerhalb eines überschaubaren Geschäftskreises tätig und fördern die lokale Wirtschaft – Spargelder aus der Region werden in derselben Region in Form von Hypotheken und Krediten reinvestiert. Die Kantonalbanken sind regional verankert – sie unterstützen vielfältige, sportliche und soziale Aktivitäten in ihren Kantonen. Die Nähe zu den Kunden, respektive den KMU, zeigt sich gerade auch in Krisen – wie der Corona-Krise. «Unsere Mitglieder haben im Kreditprogramm des Bundes über fünf Milliarden gesprochen. Daneben haben sie in diversen kantonalen Programmen eine Rolle übernommen und die Wirtschaft mit weiteren Massnahmen unterstützt», so Hess.

«Unsere Aufgabe ist es, die Unternehmen so zu entlasten, dass sie sich auf ihr Kerngeschäft fokussieren können.»

Gerade in den aktuellen überaus anspruchsvollen Zeiten spielen die Kantonalbanken als Hausbank für die KMU eine wichtige Rolle. «Nach der Corona-Pandemie sind es Themen wie die Zuverlässigkeit der Lieferketten, die Energieversorgung, der Fachkräftemangel, Währungsfragen und die konjunkturelle Entwicklung, die Unsicherheiten auslösen», weiss Thürig. Und Hess ergänzt: «Die Aufgabe der Banken ist es, die Unternehmen so zu entlasten, dass sie sich auf ihr Kerngeschäft fokussieren können. Dies beinhaltet zuverlässige Abwicklungen, unkomplizierte Finanzierungslösungen und massgeschneiderte Finanzplanungslösungen.» Das Geschäftsfeld der KMU ist heterogen und stark segmentiert. Es braucht deshalb in der Regel individuelle Betreuung und Lösungen.

Überregulierungen schwächen den Finanzplatz Schweiz

Eine Stärke der Kantonalbanken ist die gute Zusammenarbeit untereinander, die auch durch den Verband gefördert wird. «Als Verband schaffen wir Austauschplattformen, in welchen Erfahrungen ausgetauscht und Synergien ausgelotet werden können. Regelmässige Treffen auf Führungs- und Fachebene verkürzen die Wege und schaffen Vertrauen», so Thürig. Effektive Kooperationen sind gemäss dem VSKB-Präsident überall da sinnvoll und erfolgsversprechend, wo gleichgerichtete Interessen vorliegen und ein Synergiepotenzial genutzt werden kann. «Kooperationen müssen nicht immer mit allen 24 Instituten stattfinden – vielmehr können diese über bi- und multilaterale Vereinbarungen, über Gemeinschaftsunternehmen oder über den Verband funktionieren.»

Auf Verbandsebene liegt derzeit der Fokus auf der gemeinsamen Interessenvertretung auf nationaler Ebene und der gemeinsamen Marke. Seit einigen Jahren ist auch das Thema Nachhaltigkeit ein Schwerpunkt – unter anderem mit dem gemeinsamen Engagement zur Förderung von Finanzkompetenz. Zu den Hauptanliegen des Verbands gehören ebenso gute Rahmenbedingungen als Voraussetzung für einen starken Finanz- und Werkplatz Schweiz. Dabei ist die Überregulierung ein grosses Thema, denn eine übertriebene Regulierungsdichte schafft administrative Kosten, hemmt die Leistungsfähigkeit und schadet der Standortqualität der Schweiz. Dazu Hess: «Um eine schädliche Überregulierung zu vermeiden ist es unabdingbar, dass bei jedem neuen Gesetz dessen Notwendigkeit sorgfältig geprüft wird: Es soll nur dort reguliert werden, wo effektiv ein Bedarf oder systemische Lücken bestehen. Zudem ist ein angemessenes Kosten-Nutzen-Verhältnis zentral. Dafür braucht es im regulatorischen Prozess Transparenz über den ‹volkswirtschaftlichen Preis› sowie die Folgen einer neuen Regelung beispielsweise in Form von verbindlichen Regulierungsfolgeabschätzungen und einer unabhängigen Prüfstelle.» Problematisch ist gemäss dem VSKB-Direktor die Tendenz, dass die Finanzmarktregulierung zunehmend internationalisiert wird. «Der zunehmende Detaillierungsgrad verursacht immer mehr Konflikte mit nationalen Marktstrukturen und bringt kleine und mittlere Banken an ihre Grenzen.»

«Wir müssen auf unsere Stärken bauen – die Nähe und die Pflege der persönlichen Kontakte mit unseren Kundinnen und Kunden.»

Ein Megatrend auf dem Finanzplatz ist die Digitalisierung. «Sie ist aber kein Selbstzweck, sondern richtet sich an den Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden aus. Diese wollen zunehmend digital, schnell und unkompliziert mit der Bank interagieren», hält Thürig fest. Es sind dazu sowohl bei den Kantonalbanken wie auch im gesamten Bankensektor spannende Initiativen und Ansätze zu beobachten – und das unter Aufrechterhaltung des Filialnetzes und des persönlichen Kontakts. «Dieser wird auch künftig zentraler Bestandteil der Vertriebsstrategien bleiben.»

Weiter auf die Stärken bauen

Die letzten Jahre haben gezeigt: Die Abhängigkeit vom Zinsdifferenz-geschäft ist bei sinkenden Margen eine grosse Herausforderung. «Die Kantonalbanken verfügen über breit abgestützte Kompetenzen in diversen Fachbereichen. Diese gilt es noch mehr auszuschöpfen und die Erträge zu diversifizieren», so Hess. Gleichzeitig müssen die Banken die Kosten trotz regulatorischen Herausforderungen und Investitionen in die Digitalisierung im Griff behalten. «Wir müssen weiter auf unsere Stärken bauen – die Nähe und die Pflege der persönlichen Kontakte mit den Kundinnen und Kunden», so Thürig. Gerade in unsteten Zeiten werden die Kantonalbanken als verlässliche, stabile Partnerinnen geschätzt. «Banking basiert auf Vertrauen und guten Beziehungen. Daher sind wir überzeugt, dass klassische Banken – wie eben die Kantonalbanken – in Zukunft eine grosse Rolle auf dem Finanzplatz spielen werden», sind sich Hess und Thürig einig. Corinne Remund

www.kantonalbank.ch

DER VSKB VORGESTELLT

Seit ĂĽber 100 Jahren auf Erfolgskurs

Der VSKB wurde am 14. Dezember 1907 in Basel gegründet, wo er seither seinen Sitz hat. Die Gründung ging auf die dannzumalige Auflösung des Konkordats der Schweizerischen Emissionsbanken zurück, an dem die kantonalen Notenbanken beteiligt waren. Auslöser für die Auflösung des Konkordats war die Errichtung der Schweizerischen Notenbank, die das Monopol zur Banknotenausgabe von den damaligen Emissionsbanken übernahm. Die Kantonalbanken ergriffen darauf die Initiative und gründeten einen eigenen Verband. Im Fokus standen bei Gründung der Austausch zwischen «gleichartigen» Banken und Fortführungen bestimmter Vereinbarungen im Inkasso- und Wechselgeschäft. Der Verband hat die Rechtsform eines Vereins und ist unterstützendes Mitglied des sgv. Mitglieder sind die 24 Kantonalbanken der Schweiz sowie als ausserordentliche Mitglieder die Swisscanto Sammelstiftung und der Deutsche Sparkassen- und Giroverband.

Starke gemeinsame Marke

Zu den Dienstleistungen des VSKB gehören die Betreuung der starken, gemeinsamen Marke «Kantonalbank» und nationale Kampagnen, die politische Interessenvertretung für angemessene Rahmenbedingungen auf dem Finanzplatz Schweiz sowie die Schaffung von Plattformen für den gegenseitigen Austausch. Die Kantonalbanken vereinen über 19 000 Mitarbeitende – rund 20 Prozent aller Bankmitarbeitenden der Schweiz. Die Bilanzsumme aller Kantonalbanken beträgt rund 750 Milliarden Franken – rund 30 Prozent der gesamten inländischen Bilanzsumme aller Banken. Der kumulierte Geschäftsertrag beläuft sich auf rund 9,7 Milliarden Franken (per Ende 2021). CR

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