Publiziert am: 03.04.2020

«Wir denken sehr langfristig»

BERTSCHI AG – Das KMU hat sich in den letzten 60 Jahren vom lokalen Transportunternehmen in Dürrenäsch zum globalen Player in der Transport- und Logistikbranche entwickelt. Dies dank seines weitsichtigen unternehmerischen Agierens, täglicher Innovation und einer unglaublichen Flexibilität, die es erlaubt, jede Krise erfolgreich als Chance zu nutzen.

Die Fahrer des Transportunternehmens Bertschi AG legen jedes Jahr 100 Millionen Kilometer zurück – das heisst, sie fahren kollektiv 250-mal um die Erde. Auf der Schiene legen die Container des Transport- und Logistikunternehmens mit Hauptsitz in Dürrenäsch rund zehnmal mehr Kilometer zurück. «Mit unseren Containern bewegen wir jährlich etwa 8 Millionen Tonnen über eine durchschnittliche Transportdistanz von knapp 2000 Kilometern», sagt Hans-Jörg Bertschi, Executive Chairman. Er führt seit 1994 das Unternehmen in der zweiten Generation zusammen mit seiner Schwester Brigit Berner mit viel Fingerspitzengefühl und unternehmerischer Weitsicht in die Zukunft. Sein Vater Hans Bertschi gründete das Unternehmen 1956 als lokales Transportunternehmen. Mittlerweile umfasst die Bertschi Group 38 Firmenstandorte mit rund 3100 Mitarbeitern und transportiert Waren rund um den Globus. «Der Erfolg basiert auf unserer Stärke als Familienunternehmen. Wir denken sehr langfristig, sind aber gleichzeitig in der Lage, auch schnell neue Chancen im Markt wahrzunehmen. Im Gegensatz zu vielen börsenkotierten Firmen denken wir nicht in Quartalen, sondern in Generationen», erklärt Bertschi das Erfolgsrezept. Wie viele andere Familienfirmen hat Bertschi eine flache Organisation, in welcher der Mensch im Mittelpunkt steht. «Unsere Mitarbeitenden haben einen grossen Gestaltungsfreiraum, viele Kompetenzen und Verantwortung. Das fördert das unternehmerische Denken in der ganzen Firma.»

«90 Prozent aller Transporte wickeln wir im kombinierten Verkehr ab.»

Ein wichtiger Meilenstein in der Biografie des Unternehmens ist 2012 der Einstieg in die globalen Tankcontainer-Verkehre. Damit macht die aargauische Transportfirma den Schritt aus Europa hinaus – mit Erfolg. Letztes Jahr ist das Unternehmen erneut gewachsen. «Global haben wir Niederlassungen in Shanghai, Singapur, Dubai, Houston, Santos (Brasilien) sowie in Russland, der Türkei und Saudi-Arabien. Unsere Transporte gehen jedoch in alle Kontinente und in fast alle Länder der Welt.» In Europa ist Bertschi praktisch in allen Staaten mit eigenen Niederlassungen vertreten und transportiert Güter von Portugal bis Sibirien.

Veränderungen als Chance nutzen

Als europäischer Marktführer im intermodalen Chemietransport auf Schiene, Strasse und Wasser setzt Bertschi konsequent auf den kombinierten Verkehr – bereits seit 56 Jahren. «In Europa sind wir auf die Logistik von flüssigen und rieselförmigen Produkten für die chemische Industrie spezialisiert. Über 90 Prozent aller Transporte wickeln wir dabei im kombinierten Verkehr ab, indem wir Bahn oder Schiff für die langen Strecken und den LKW für die Feinverteilung der Güter einsetzen.» In dieser Zeit konnte Bertschi ein grosses Know-how aufbauen und in ein enges Netzwerk aus eigenen Terminals und Niederlassungen in ganz Europa investieren. «Wir sind überzeugt, dass die Zukunft des europäischen Güterverkehrs auf längere Distanzen intermodal sein wird, und fahren diese nachhaltige Strategie deshalb konsequent weiter. Wir investieren laufend in neue innovative, intermodale Lösungen für unsere Kunden.»

Weltweit ist das KMU im Tankcontainer-Transport von Flüssigprodukten tätig. Die chemischen Stoffe werden dabei – ebenfalls mit Steuerung aus Dürrenäsch – zwischen allen Kontinenten verschoben. Weiter wickelt Bertschi für Grosskunden weltweite Distributionskonzepte speditionell im Seeverkehr ab. Zu den Kunden gehören hauptsächlich die grossen, weltweit tätigen Chemiekonzerne wie BASF, Dow, Shell, ExxonMobil und andere.

Digitalisierung vorantreiben

Sicherheit, Qualität und Innovation sind Merkmale, die in der Chemielogistik einen hohen Stellenwert haben und welche Bertschi im Markt auszeichnen. Die hohe Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens ist darauf zurückzuführen, dass Bertschi sich schnell auf die sich entwickelnden Rahmenbedingungen einstellt und Veränderungen zu seinem Vorteil nutzt – dies ganz nach dem Motto «Jede Krise bietet auch viele Chancen». So meistert das KMU zurzeit auch die aktuelle Corona-Krise (vgl. Nebenartikel). Als Pionier im transalpinen kombinierten Verkehr ist Nachhaltigkeit sozusagen in der DNA des Unternehmens verankert. Mehr als 200 000 Tonnen CO2 spart Bertschi durch die Benutzung des kombinierten Verkehrs im Vergleich zum reinen Strassentransport pro Jahr ein. Bertschi engagiert sich auch vorbildlich in der Nachwuchsförderung und bildet 90 Lernende, mehrheitlich in der Schweiz und Deutschland, aus. Zudem bietet das KMU seit einigen Jahren ein Trainee-Programm an, das sich an Hochschulabgänger richtet. «Dabei lernen junge Leute während eines Jahres unser Geschäft von Grund auf kennen, indem sie in der Transportdisposition verschiedene Positionen durchlaufen. Damit erarbeiten sie sich eine ausgezeichnete Basis, um für anschliessende Führungsaufgaben vorbereitet zu sein», erklärt Bertschi. Der 62-Jährige hat die operative Führung vor über einem Jahr an einen jungen, langjährigen Kadermitarbeiter übergeben und konzentriert sich vollamtlich auf das Präsidium des Verwaltungsrates. Drei Vertreter der dritten Generation sind im Kader der Firma aktiv. Als grosse Herausforderung für die nahe Zukunft erachtet Bertschi die Digitalisierung der Geschäftsprozesse und dabei die Mitarbeitenden bei diesem Prozess mitzunehmen. «Für diese Entwicklung benötigen wir die richtigen Talente, die diesen Wandel voranbringen können.»

Corinne Remund

www.bertschi.com

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