Publiziert am: 24.11.2017

«Zur Farce verkommen»

SPITZENTREFFEN BILDUNG

Vertreterinnen und Vertreter von Bund, Kantonen und Sozialpartnern haben in Bern am vierten Nationalen Spitzentreffen der Berufsbildung teilgenommen, das von Bundesrat Johann Schneider-Ammann einberufen wurde.

«Der Bundesrat hat versucht, das Bildungsspitzentreffen zu nutzen, um einseitig zustimmende Meinungen zum Programm ‹Grundkompetenzen am Arbeitsplatz› zu demonstrieren», kritisiert der Schweizerische Gewerbeverband sgv. Das Programm werde den Herausforderungen der Digitalisierung in keiner Art und Weise 
gerecht und sei viel zu wenig auf die Praxis in der Arbeitswelt abgestimmt, stellt sgv-Direktor und Nationalrat Hans-Ulrich Bigler fest.

Fragwürdige Prioritäten

Das Programm «Grundkompetenzen am Arbeitsplatz» will Arbeitnehmende mit Kursen in «Lesen, Schreiben, mündlicher Ausdrucksfähigkeit in einer Alltagssprache, Alltagsmathematik sowie Grundkenntnissen im Bereich IKT» für die Digitalisierung fit machen. «Das ist nicht das Niveau der Kompetenzen, mit denen die Herausforderungen der Digitalisierung angegangen werden können», kritisiert Bigler. Lesen, Schreiben und Verstehen seien Grundkompetenzen, die in der obligatorischen Schulzeit oder bei spezifischen Nachholkursen vermittelt werden müssten. «Den Anforderungen an ein Programm des Bundes mit Fokus auf die Digitalisierung kann das nicht genügen. Vielmehr werden in der Berufsbildung mit solchen Programmen fragwürdige Prioritäten gesetzt.» Generell fehle in der Berufsbildungspolitik eine klare strategische Linie, so Bigler weiter. Die Bildungsspitzentreffen wären eine Plattform, wo in einer offenen Gesprächskultur neue Impulse gesetzt werden könnten – sofern denn auch Partner mit abweichenden Meinungen zu Wort kämen. «Andernfalls verkommt die Diskussion zur Farce.»sgv

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