Publiziert am: 25.01.2019

Überregulierung endlich stoppen

PRIVATKLINIKEN SCHWEIZ – Die Privatspitäler sind seit Jahrzehnten erfolgreich und qualitätsmässig an der Spitze. Allerdings müssen sie dafür kämpfen, dass sie zu gleichen Bedingungen wie die öffentlichen Kliniken agieren können. Der Verband setzt sich dafür ein, dass die Mehrfachrolle der Kantone im Gesundheitswesen einem transparenten Dialog weicht.

Privatspitäler leisten einen wichtigen Teil zur Gewährleistung der Gesundheitsversorgung. «Die Privatspitäler sind in den letzten Jahren gewachsen. Vermehrt treten heute Gruppen mit mehreren Standorten auf», sagt Guido Schommer, Generalsekretär der Privatkliniken Schweiz. Rund ein Viertel der stationären Gesundheitsversorgung wird durch Privatspitäler abgedeckt. Dazu Schommer: «Rund 27 Prozent der Stand­orte der hochspezialisierten Medizin sind Privatspitäler.» Privatspitäler übernehmen Verantwortung in der medizinischen Aus- und Weiterbildung, denn ein Drittel aller Spitäler, die ausbilden, sind privat geführt. ­«Die Schweiz könnte nicht ohne ­Privatspitäler auskommen», betont Schommer.

«Die Kantone ver­zerren den Spitalwettbewerb und verteuern die Gesundheit.»

Die Patientenzufriedenheit in Privatspitälern ist sehr hoch. «Privatspitäler müssen immer mehr leisten als die öffentlichen Spitäler, um überleben zu können. Deshalb verfügen sie über eine andere Dienstleistungsmentalität», so Schommer. «Das heisst, der Patient ist auch Gast. Seine medizinischen Bedürfnisse stehen im Vordergrund, aber er wird auch persönlich betreut und mit ­guter Küche verpflegt.» Die freie ­Spitalwahl ist den Patientinnen und ­Patienten wichtig, Zwangszuweisungen in bestimmte Spitäler werden in Umfragen deutlich abgelehnt.

Neue Spitalfinanzierung

Privatspitäler arbeiten systematisch günstiger. «Die durchschnittliche Base­rate lag 2015 bei öffentlichen und subventionierten Kliniken rund 450 Franken höher als bei den Privatspitälern», so Schommer. Der Kostendruck hat gerade bei den Privaten wesentlich dazu geführt, dass effizienter und kostengünstiger gearbeitet wird. «Für die Privatspitäler gibt es im Misserfolgsfall keine politische Defizitgarantie, sondern nur unzufriedene Eigentümer und Investoren und dann erfolgt die Übernahme bzw. der Konkurs. Währenddessen fassen die Kantone ihre eigenen Häuser gerade bei Tarifentscheiden weniger hart an», konkretisiert Schommer.

Der Verband beschäftigt sich stark mit einer fairen Umsetzung der neuen Spitalfinanzierung, die seit 2012 in Kraft ist. Dazu Schommer: «Die Kantone sind aufgrund des Bundesgesetzes über die Krankenversicherung KVG zu einer wettbewerbsneutralen Spitalplanung verpflichtet und müssen öffentliche und private Spitäler gleich behandeln. Mit der neuen Spitalfinanzierung wurde auch der Qualitätsstandard gehoben, dies im Zusammenhang mit der Aufnahme auf die kantonale Spitalliste. «Für die Privatspitäler spielt Qualität eine grosse Rolle», so Schommer. Privatspitäler belegen zudem auf der Vergleichs-Website Spitalfinder.ch eine hervorragende Position: 15 der 17 bestplatzierten Spitäler sind Mitglieder von Privatkliniken Schweiz.

Transparenz und faire Wettbewerbsbedingungen

Unternehmerisch denken und handeln ist nicht nur der genetische ­Code, sondern auch die Aufgabe der Privatkliniken. Deshalb setzt sich der Verband auf politischer Ebene für einen Wettbewerb mit gleich langen Spiessen ein. Privatkliniken Schweiz kritisiert die Mehrfachrolle der Kantone im Spitalwesen seit der Einführung des Krankenversicherungsgesetzes KGV. «Die Kantone verzerren den Spitalwettbewerb und verteuern die Gesundheit», so Schommer. Privatkliniken Schweiz fordert deshalb, dass die Kantone endlich die Interessen der Versicherten und Steuerzahler ernst nehmen und den Weg zu mehr Transparenz, für faire Wettbewerbsbedingungen und für eine saubere Governance im Spitalbereich unter die Füsse nehmen. Flächendeckend seien die öffentlichen Spitäler zu verselbständigen. «Die Kantone müssen sich aus der Eigentümerrolle bei öffentlichen Spitälern zurückziehen. Zudem braucht es mehr Spielraum für Leistungen, die über private Zusatzversicherungen finanziert werden und damit im Wettbewerb stehen», sagt Schommer.

Es sei aber auch mehr Transparenz bezüglich Qualitätsdaten von Ärzten und Spitälern nötig, damit sich der Patient mit Unterstützung des zuweisenden Arztes ein aktuelles Bild für seine Wahl machen könne. «Die gemeinwirtschaftlichen Leistungen müssen ausgeschrieben werden. Sie verzerren den Wettbewerb durch die Quersubventionierung öffentlicher Spitäler mit Steuergeldern zu oft», so Schommer. Die Kantone dürften jedoch nicht nur verurteilt werden, sondern müssten von dieser Mehrfachrolle entlastet werden. «Die Kantone müssen sicherstellen, dass wirksam, zweckmässig und wirtschaftlich gearbeitet wird», betont Schommer. Ein erster Teilerfolg, ganz im Sinne des Verbandes Privatklinken Schweiz, ist ein Gerichtsentscheid im Kanton Aargau, der das Sonderzüglein der Kantone im Bereich «ambulant vor stationär» stoppt. Dazu Schommer: «Das Verwaltungsgericht des Kantons Aargau hat in einem wegweisenden Entscheid festgehalten, dass kantonale, über die Bundesliste hinausgehende Operationslisten nicht gesetzeskonform sind.»

«Die Schweiz könnte nicht ohne Privat­spitäler auskommen.»

Eine grosse Herausforderung für die Branche ist die Stärkung des ambulanten Bereichs. «Das braucht viele Anpassungen», so Schommer. Ebenso schwierige Hürden sind Tarife, die im obligatorischen Bereich nicht mehr kostendeckend sind, der Zusatzversicherungsbereich, der massiv unter Druck ist, sowie der Fachkräftemangel. «Die generelle Überregulierung macht es schwierig, notwendige medizinische Leistungen bereitzustellen.» Corinne Remund

www.privatehospitals.ch

Das machen Privatkliniken

Breitgefächerte Interessensvertretung

Der Verband Privatkliniken Schweiz ist vor Jahrzehnten entstanden. Der Verband ist aus dem Zusammenschluss von privaten medizinischen Dienstleistern mit stationären Angeboten, aber auch aus Institutionen wie Klöstern und Stiftungen gewachsen. Da die Privatkliniken nicht von der öffentlichen Hand unterstützt werden, ist eine wirkungsvolle Interessensvertretung in der Bundespolitik und gegenüber kantonalen Gesundheitsdirektionen wichtig. Zu den zentralen Dienstleistungen des Verbandes gehören die Öffentlichkeitsarbeit, Mitgliederinformationen, Fachtagungen und Events sowie auf politischer Ebene Vernehmlassungsantworten.

Zudem ist der Verband mit Wirtschaftsverbänden, Institutionen und Organisationen gut vernetzt und pflegt einen regen Austausch. Weiterhin werden im Dienst der Mitglieder Gutachten und die jährlichen Statistiken der Privatklinken erstellt und rechtliche Abklärungen zu aktuellen und künftigen wichtigen Fragestellungen getätigt. Mit der Mitgliedschaft profitieren die Kliniken auch von der eigenen AHV-Ausgleichskasse und der Familien­ausgleichskasse.

Der Verband zählt total 104 Mitglieder. Diese teilen sich in folgende Bereiche auf: 54 Prozent Akutspital, 21 Prozent Rehabilitation, 17 Prozent Psychiatrie sowie 8 Prozent weitere. Privatspitäler sind Arbeitgeber für viele Menschen. Insgesamt sind über 40 000 Menschen, inklusive 2300 Auszubildende, 685 Assistenzärzte und rund 7000 Belegärzte, in Privatkliniken beschäftigt. CR

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