Publiziert am: 17.02.2023

Geschäfte mit China – wie weiter?

CHINA – Es zeigt sich Licht am Ende des Tunnels: Die chinesischen Corona-Massnahmen wurdenendlich gelockert. Einer schrittweisen Erholung der Wirtschaft steht nun nichts mehr im Weg. Allerdings mischt sich auch Unsicherheit unter die Euphorie.

Seit über 15 Jahren ist China der drittwichtigste Handelspartner der Schweiz, nach der EU und den USA. Auch während der Pandemie wuchs das Aussenhandelsvolumen stetig an, auf über 33,5 Milliarden Franken im Jahr 2021. China gehört zudem zu einer der beliebtesten asiatischen Destinationen für Schweizer Investoren. Gemäss der Schweizerischen Nationalbank (SNB) wurden dort 2021 rund drei Milliarden Franken investiert.

Doch wird China auch in Zukunft der wichtigste Standort in Asien für Schweizer Unternehmen bleiben? Es ist nicht zu leugnen, dass die Pandemie der Wirtschaft einen starken Dämpfer versetzt hat.

Lieferketten unterbrochen

Gemäss dem Internationalen Währungsfonds (IWF) lag das Wirtschaftswachstum 2020 bei 2,2 Prozent. Und dies, nachdem die BIP-Wachstumsrate lange über 6 Prozent betragen hatte. 2021 war mit einem Wachstum von 8,1 Prozent zwar eine Besserung erkennbar, allerdings ist künftig mit wesentlich geringeren Werten als vor der Pandemie zu rechnen. Was den Firmen jedoch mehr zu schaffen machte, waren die strengen Corona-Massnahmen, die sogenannte Zero-Covid-Strategie. Diese beeinträchtigte das tägliche Geschäft der Unternehmen, indem Mitarbeitende zu Hause bleiben mussten, Lieferketten unterbrochen waren, die Nachfrage rückläufig war und so weiter.

Zero-Covid-Strategie fällt

Gemäss einer Umfrage der Swiss-Cham Shanghai unter in China tätigen Schweizer Unternehmen sahen über 87 Prozent der Firmen einen negativen Einfluss der Massnahmen auf ihre Geschäftstätigkeit. Dabei waren Reiserestriktionen das grösste Hindernis. Dies dürfte sich nun ändern. Im Dezember 2022 wurde die Aufhebung der Zero-Covid-Strategie bekannt.

Seit dem 8. Januar 2023 kann nun wieder ohne grössere Einschränkungen gereist werden. Zwar hatte das Ende der Strategie wie erwartet eine grosse Infektionswelle zur Folge. Nach deren Beendigung ist allerdings mit einer schrittweisen Erholung der Wirtschaft zu rechnen. So passte jüngst auch die UBS ihre Wachstumsprognose für 2023 nach oben an. Die Massnahmen, ebenso wie deren Aufhebung, haben jedoch auch viel Unsicherheit ausgelöst. Vor allem für westliche Unternehmen ist fraglich, wie sie in Zukunft noch in China tätig sein werden. Denn die Führungsspitze hat längst klar gemacht: Künftig fokussiert sich China nach innen.

Zukunft sieht nicht nur rosig aus

Abhängigkeiten vom Ausland werden reduziert. Wer sich also entscheidet, in China zu bleiben oder neu in den Markt einzutreten, hat mit stärkerer heimischer Konkurrenz und staatlicher Regulierung zu rechnen. Derartige Unterfangen wollen daher auch künftig gut abgesichert sein. Eigentumsrechte müssen geschützt und Entwicklungen in der Verwaltung und Politik eng verfolgt werden, damit das Geschäft erfolgreich ist.

«Der chinesische Markt hat nach wie vor Potenzial.»

Denn ganz ohne den Westen dürfte China auch in Zukunft nicht auskommen. Das Land wird weiterhin auf Know-how aus dem Ausland angewiesen sein. Schweizer Unternehmen, beispielsweise in der Pharmabranche, sind hier an der Front. Ausserdem wird mit der schrittweisen Erholung der chinesischen Wirtschaft die Nachfrage nach Qualitätsprodukten aus dem Ausland, allen voran der Schweiz, wieder steigen. So zeigt sich die Uhrenbranche hoffnungsvoll: Seit der Bekanntgabe des Endes der Zero-Covid-Strategie stieg zum Beispiel der Aktienkurs von Richemont stetig an. Der chinesische Markt hat also nach wie vor Potenzial. Solange man es zu nutzen weiss, und mit gesundem Menschenverstand agiert.

Michèle Lisibach,Ressortleiterin sgv

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