Publiziert am: 14.04.2023

«Grenzen zu China sind wieder geöffnet»

STUDIENREISE NACH CHINA – Der langjährige Zürcher Chinakenner Robert E. Gubler und das von ihm gegründete Swiss China Center organisieren eine Informationsreise für Schweizer KMU-Vertreter.

Schweizerische Gewerbezeitung: Coronakrise, internationale Spannungen, Innenpolitik: China ist derzeit nicht Traum-destination vieler Unternehmer. Weshalb revitalisieren Sie Chinareisen für KMU-Vertreter gerade jetzt?

Robert E. Gubler: Die exportorientierte Schweizer Wirtschaft ist auch deshalb seit Jahrzehnten erfolgreich unterwegs, weil sie auf Diversifikation ihrer Absatzmärkte setzt. Dies gilt im besonderen Masse auch für die KMU, die sich mit Spezialitäten am internationalen Markt zu behaupten wissen. Wie schnell sich politische Rahmenbedingungen ändern können, ist an den sogenannten BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) ablesbar und Teil des unternehmerischen Risikos.

Jetzt haben sich die Grenzen zu China, eine der nach wie vor dynamischsten Volkswirtschaften, wieder geöffnet und die internationale Logistik zwischen China und Europa fasst wieder Tritt. Damit ist der Zeitpunkt ideal, um den Standort China als Produktions- oder als Absatzstandort neu zu evaluieren. Chefs wollen sich vor Ort selbst ein Bild machen und Möglichkeiten in diesem Land ausloten (Reiseprogramm: vgl. Seite 12).

Welche Chancen und Risiken birgt China heute für Schweizer KMU?

Die grössten Chancen liegen einerseits in dem nach wie vor schnell wachsenden Markt mit Dimensionen, die über den traditionellen Märkten wie USA oder Europa liegen. Dazu kommt, dass die regionalen Behörden sich überdurchschnittlich stark für neue internationale Partner einsetzen und diese bei der Suche nach Produktionsstandorten, Joint-Venture-Partnern oder auch Vermarktungsorganisationen unterstützen und helfen, das unternehmerische Risiko für KMU überschaubar zu halten.

Selbstverständlich müssen die internationale Entwicklung und der Interessenkonflikt zwischen USA und China im Auge behalten werden. Besonders sensible Technologien dürften am ehesten unter Druck geraten. China ist aber auf Partner angewiesen, die mithelfen, Jobs zu schaffen und das Profil der gewählten Standorte im Wettbewerb der chinesischen Regionen zu stärken. Das ist dem schweizerischen Standortwettbewerb nicht unähnlich.

Wie steht es aktuell um Ihr geplantes Swiss China Center in Zürich?

Das vor rund zehn Jahren lancierte Projekt eines Swiss China Centers in Zürich hat das Momentum im Zuge des Freihandelsabkommens zwischen China und der Schweiz verpasst. Neue Investitionsbestimmungen Chinas und in der Folge Covid haben das Projekt zusätzlich ausgebremst. Nun gewinnt das Schwesterprojekt mit einem Standort in der Hauptstadt Beijing dafür an zusätzlichem Schwung. Der Stand dieses Projekts und die damit verbundenen Möglichkeiten für Schweizer Unternehmen sollen im Rahmen der ausgeschriebenen Reise vor Ort geprüft werden.

Welche Ziele wollen Sie mit dem Center erreichen?

In Beijing soll das Swiss China Center weniger ein klassischer Büro- oder Gewerbekomplex für KMU, Start-ups und Spezialisten im internationalen Handel und Produktion sein. Vielmehr ist ein Swiss Village an prominenter Lage geplant mit Hotels, Restaurants, Wohnungen, Büros und Detailhandel sowie Dienstleistungen wie Sekretariate, Personalmanagement usw. sowie Supporter und Spezialisten zur Unterstützung der chinesischen und schweizerischen Partner. Damit erhielte die Schweiz eine sichtbare Adresse in China und eine Goodwill- und Image-fördernde, attraktive Touristendestination für die Chinesinnen und Chinesen und internationale Besucherinnen und Besucher der Hauptstadt Chinas.Interview: En

Chinareise: Siehe auch Seite 12

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