Publiziert am: 07.07.2023

Die Meinung

Fachkräftemangel? Arbeit ist cool!

Geben wir es offen zu: Der Fachkräftemangel ist gekommen, um zu bleiben. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Je nach Branche hat er auch unterschiedliche Ausprägungen. Einfache Gegenmittel gibt es nicht – aber es gibt sie trotzdem.

Die Ausgangslage lässt sich schnell zusammenfassen. Die demografische Struktur der Schweiz macht immer mehr die Verschiebung von einer jüngeren zu einer älteren Bevölkerung durch. Das bedeutet, dass weniger junge Berufsleute nachrücken. Auch die gesellschaftliche Haltung hat sich geändert. Arbeit hat derzeit einen tieferen Stellenwert als auch schon.

Zur Ausgangslage gehört auch die Einwanderung. Sie leistet einen wichtigen Beitrag für die Entspannung des Engpasses bei den Fachkräften. Doch auch der Einwanderung sind Grenzen gesetzt. Erstens gibt es auch in der Europäischen Union einen zunehmenden Mangel an Arbeitskräften. Zweitens steigert die Einwanderung selbst den Bedarf an Fachkräften.

Was kann man nun gegen den Fachkräftemangel tun? Es wird wenig überraschen, dass kein Patentrezept existiert. Es gibt jedoch verschiedene Massnahmen. Einige würden jetzt schon funktionieren, andere müssen jetzt eingeleitet werden, wirken sich erst in der Zukunft aus.

Was sich jetzt schon auswirkt, sind arbeitsmarktliche Massnahmen. Schon die Flexibilität des liberalen Arbeitsmarkts hilft gegen den Fachkräftemangel. Entsprechend ist seine weitere Flexibilisierung ein wichtiger Hebel. Wenn man also zum Beispiel die verschiedensten Regulierungen zur Arbeitszeit reduziert – unter Beibehaltung der jährlichen Zeit-Höchstgrenze –, so erhöht man dadurch die Attraktivität und die Resilienz des Arbeitsmarkts. Das wiederum wirkt gegen den Arbeitskräftemangel.

Doch das ist noch nicht genug. Damit auch das strukturelle Element des Fachkräftemangels adressiert werden kann, muss sich auch die Bildungspolitik anpassen. Die Lust am Erschaffen, die Freude an der Arbeit und die Konsequenz des Handelns gehören zu jedem kompetenzorientierten Lernen dazu. Diese Werte sind nicht nur Teil der Berufsberatung, sondern müssen schon viel früher als echte Haltungen vertreten werden. Es geht um eine einfache Botschaft: Arbeiten ist cool.

Um bei der Bildung zu bleiben: Fächer mit Handarbeit gehören zu jedem Lehrplan. Fleiss und Durchhaltewille gehören zu jeder Kompetenzordnung. Und die Auseinandersetzung mit den Anforderungsprofilen gehört zu jeder Berufsberatung. Das ist ganz wesentlich für die langfristige Lösung des Fachkräftemangels.

Die gleiche Haltung muss in die Wirtschaftsprozesse einfliessen. Neue Geschäftsmodelle, etwa in der Kreativ-, Digital-, oder Plattformwirtschaft müssen einfach zugelassen werden. Schliesslich kennen wir in der Schweiz die Wirtschaftsfreiheit. Jedermann – und selbstverständlich auch jede Frau – kann allen wirtschaftlichen Tätigkeiten nachgehen, die nicht verboten oder reguliert sind. Also müssen wir weniger verbieten, und endlich die Regulierungskosten abbauen. Auch die Wirtschaftsfreiheit ist also ein Mittel gegen Fachkräftemangel.

Der Fachkräftemangel ist da. Er ist ein gesellschaftliches Phänomen. Gerade deswegen reichen Massnahmen im Arbeitsmarkt nicht aus. Um den Fachkräftemangel längerfristig zu lösen, brauchen wir eine gesellschaftliche Antwort. Diese muss alle Bereiche umfassen, etwa den Arbeitsmarkt, die Bildung oder auch die Wirtschaftspolitik. Und die entsprechende Botschaft ist einfach: Arbeit ist cool!

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