Publiziert am: 03.05.2024

EDITORIAL

Mobil sein, heisst vorwärtskommen

Endlich war es so weit: Am 1. Mai 2024 habe ich mein Amt als neuer sgv-Direktor angetreten. Tags zuvor präsentierte ich am Gewerbekongress meine Ziele für den sgv. Der Kongress stand unter dem Motto «KMU Mobil».

Mobil sein, heisst vorwärtskommen. Unsere KMU werden aber immer mehr ausgebremst durch Bürokratie und Überregulierung. Während der letzten zehn Jahre leitete ich zwei Verbände der Lebensmittelbranche und ärgerte mich fast täglich über übertriebene Deklarationspflichten, Werbe- und Verkaufsbeschränkungen, immer mehr Nachweis- und Dokumentationspflichten in der Lieferkette und so weiter. Das hat mich zum Überzeugungstäter im Kampf gegen die grassierende Bürokratie gemacht. Als sgv-Direktor werde ich diesen Kampf konsequent weiterführen.

Eines der Mittel gegen zu viel Bürokratie ist auch ein schlanker Staat. Speckt der Staat ab, gibt’s weniger Vorschriften. Und der Bund spart erst noch Geld. Ein schlanker Staat sorgt auch für weniger Konkurrenz für unsere Unternehmen auf dem Arbeitsmarkt.

Auch in der Berufsbildung gilt: Mobil sein, heisst vorwärtskommen. Deshalb hat die Förderung der Berufslehre für mich höchste Priorität. Den Fachkräftemangel beheben wir nicht mit Absolventen von Wohlfühl-Studiengängen, sondern mit motivierten Lehrabgängerinnen und Lehrabgängern, die fit sind für den Arbeitsmarkt.

Mobil sein allein genügt nicht: Wir müssen auch in die richtige Richtung gehen. Der sgv ist mit seinen strategischen Themen auf dem richtigen Weg. Wir müssen der Energiepolitik aber noch mehr Gewicht geben. Denn ohne Strom steht alles still. Das gilt auch für die Mobilität. Das Ja zum Ausbau der erneuerbaren Energien, worüber wir am 9. Juni abstimmen, ist deshalb nötig. Aber es braucht mehr: Wir müssen Energie umfassend zubauen, ohne Technologieverbote. Sonst haben wir weder eine nachhaltige noch eine sichere Energieversorgung.

Ich übernehme die Leitung des sgv in einer Zeit, in welcher man oft hört, die Wirtschaft habe an Glaubwürdigkeit und Vertrauen verloren. Das müssen wir unbedingt korrigieren. Denn ohne das Vertrauen der Stimmbevölkerung verlieren wir wichtige Abstimmungen an der Urne. Das kann sich unser Land nicht leisten.

Ich bin aber zuversichtlich. Denn die Wirtschaft, das sind nicht nur die grossen Konzerne und deren Manager, die oft negativ im Rampenlicht stehen. Die Wirtschaft, das sind zu 99 % unsere KMU und Gewerbler, die fest in der Gesellschaft verankert sind.

Ich werde mich dafür einsetzen, dass die Stimmbevölkerung beim Stichwort «Wirtschaft» wieder mehr an unsere KMU und an unser Gewerbe denkt. Beispielsweise bei der Abstimmung über die Nationalstrassen, bei welcher der sgv den Kampagnen-Lead hat. Der sgv muss aber auch referendumsbereit sein. Das ist auch wichtig für unsere Arbeit mit dem Parlament.

Noch ein Wort zur künftigen Zusammenarbeit mit anderen Verbänden: Mit der Kampagne «Perspektive Schweiz» wurde letztes Jahr die Basis gelegt für eine konstruktive Partnerschaft der Wirtschaftsdachverbände. Aber: In einer guten Partnerschaft kann es auch mal Meinungsverschiedenheiten geben. Und wir müssen uns immer fragen: Dient die Zusammenarbeit unseren KMU? Der sgv muss auch weiterhin eigene Positionen vertreten können. Sind wir nicht gleicher Meinung, werden wir dies unseren Verbündeten sagen. Kritisch, aber konstruktiv.

In den nächsten Monaten werde ich viel in der Schweiz unterwegs sein und sgv-Mitglieder besuchen. Ich will verstehen, wo der Schuh drückt, und ich will den Zusammenhalt im Gewerbe fördern. Dafür müssen wir immer wieder zusammenkommen. Auch dafür brauchen wir Mobilität.

Ich bin überzeugt, dass wir vorwärtskommen, wenn wir die Schweiz mobil halten, und wenn wir uns gemeinsam – Tag für Tag – für starke KMU in diesem Land engagieren. Auf meinen Einsatz können Sie zählen.

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