Publiziert am: 08.04.2022

Das Netzwerk bleibt sehr wichtig

STELLENSUCHE – Eine Studie im Auftrag des Bundes untersuchte, wie beim RAV gemeldete Stellensuchende nach Stellen suchen und welche Vorgehensweisen dabei Erfolg versprechend sind.

Wie suchen beim RAV gemeldete Stellensuchende nach einem neuen Job? Was liegt einer erfolgreichen Suche zugrunde? Diesen Fragen ging eine Studie im Auftrag des Bundes nach.

Die Stellensuchenden wenden durchschnittlich rund 19 Stunden pro Woche für Bewerbungen auf. Knapp neun Stunden davon zur Identifikation von passenden Stellen, die restlichen zehn Stunden werden in das Verfassen von Bewerbungen investiert. Fast alle Stellensuchenden (95 Prozent) nutzen sowohl analoge als auch Online-Suchkanäle. Am häufigsten genutzt werden allgemeine Jobbörsen, Suchmaschinen, Arbeitgeber-Webseiten, das persönliche Netzwerk sowie Initiativbewerbungen.

Rund 62 Prozent aller Befragten nutzen die Jobplattform der öffentlichen Arbeitsvermittlung – den Job-Room auf arbeit.swiss – mehrmals monatlich für die Stellensuche. Generell selten werden Inserate in Zeitungen als Suchkanal genutzt.

Persönliche Kontakte als Trumpf

Am allerhäufigsten kam der entscheidende Hinweis auf eine Stelle, die dann auch wirklich angetreten wurde, aus dem persönlichen Netzwerk, oder die Stelle wurde auf einer allgemeinen Jobbörse entdeckt. Regelmässig werden die Stellensuchenden aber auch von Personalvermittlungsfirmen oder Arbeitgebern direkt kontaktiert und kommen so an eine neue Stelle.

Auffälligkeiten zeigen sich in den Untergruppen: Stellensuchende ab 55 Jahren nutzen weniger Online-Kanäle, sichten dafür häufiger Zeitungsinserate. Weiter sind Personen, die nicht mindestens eine Landessprache gut beherrschen, mit Jobbörsen im Internet kaum erfolgreich. Das grösste Problem in Bezug auf Sprachbarrieren orten die Studienautoren allerdings eher beim Erstellen des Bewerbungsdossiers.

Mit der Zeit weniger wählerisch

Die gewählten Strategien der Stellensuchenden lassen sich kaum nach «erfolgreich» und «nicht erfolgreich» unterscheiden. Hingegen lässt sich beobachten, dass mit Fortdauer der Stellensuche die Strategie angepasst wird. Konkret wird das Suchfeld verbreitert, die Suchenden nehmen weniger Lohn oder einen längeren Arbeitsweg in Kauf.

Rückblickend würden 57 Prozent derjenigen, die eine Stelle gefunden haben, sowie 40 Prozent derjenigen, die keine Stelle gefunden haben, alles wieder gleich machen. Wer keine Stelle gefunden hat, würde retrospektiv am ehesten Initiativbewerbungen öfters bemühen.

Eine Rolle spielte einmal mehr auch die Pandemie: Die Covid-19-Krise hat für mehr als die Hälfte der Befragten die Chancen auf eine Stelle verschlechtert. Rund zwei von fünf Stellensuchenden geben an, wegen der Pandemie in einer anderen Branche nach Stellen zu suchen. Und gleich viele gaben sich aufgrund der Pandemie kompromissbereit, wenn es um den Lohn oder den Arbeitsweg ging.

Die Autoren weisen darauf hin, dass die gewählten Strategien nicht allein für eine erfolgreiche Stellensuche verantwortlich gemacht werden können. Weitere Faktoren, die es zu berücksichtigen gilt und die eine Stellensuche vereinfachen oder erschweren könnten, seien beispielsweise das Profil der Stellensuchenden, die Fachkräftesituation, die Lage auf dem Arbeitsmarkt, aber auch ein gutes Auftreten beim Vorstellungsgespräch sowie «vermutlich auch ab und zu etwas Glück».

pd/uhl

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