Publiziert am: 09.05.2014

«Ich darf viel selbstbewusster auftreten»

FACHAUSWEIS UNTERNEHMENSFÜHRUNG KMU – Als Partnerin in einem KMU nimmt Michelle Hofer am Pilotprojekt zur Erlangung des Fachausweises teil. Sie wählt den Weg der Validierung ihrer Berufserfahrung.

Schweizerische Gewerbezeitung: Sie absolvieren die neue Berufsprüfung Fachfrau/-mann Unternehmensführung KMU mit Vertiefung Familien-KMU. Was hat Sie bewogen diese Ausbildung zu absolvieren?

n Michelle Hofer: Bei diesem Pilotpro-jekt hat mir der Pioniergedanke ge-fallen und mich auch neugierig gemacht. Dabei kann ich einen direkten Bezug zu unserem Unternehmen machen. Wir suchen ganz nach unserem Firmenmotto «Geht nicht, gibt es nicht» auch immer wieder neue, kreative Lösungen und bestreiten gerne unkonventionelle Wege. Ebenso habe ich mir Gedanken gemacht, wie es geschäftlich weitergeht, wenn meinem Mann plötzlich etwas zustösst. Als Chefin fühle ich mich da unseren Mitarbeitenden moralisch verpflichtet, das Unternehmen in einem solchen Fall möglichst ohne Komplikationen weiterzuführen. Ich möchte damit auch meine Vorbildfunktion bezüglich Weiterbildung wahrnehmen. Wir können nicht von den Mitarbeitenden eine Fortbildung verlangen und dann selber stehen bleiben.

Wieso haben Sie den innovativen Weg der Validierung Ihrer Berufserfahrung gewählt?

n Als aktive Partnerin in einem Fami-lienbetrieb, als Mutter und sonst en-gagierte Geschäftsfrau konnte und wollte ich nicht die Schulbank drü-cken. Diese Art von Ausbildung ist mir sehr entgegengekommen.

Sie haben diese Ausbildung vor rund einem Jahr begonnen. Welches sind dabei die grössten Herausforderungen?

n Der Kampf mit einem selber. Man durchleuchtet sich dabei und begegnet seinen Stärken und Schwächen. Ich habe dabei allerdings realisiert, dass ich eine grosse Arbeit mache und selbstbewusster auftreten darf.

Welche Erfahrungen haben Sie gemacht und was würden Sie anderen KMU-Frauen empfehlen?

n Ich habe viele positive Erfahrungen gemacht und auch viele tolle Frauen kennengelernt. Dabei hat sich unter anderem gezeigt, dass Unternehmen in anderen Branchen alle mit denselben Problemen zu kämpfen haben. Ich würde diese Ausbildung jeder KMU-Frau empfehlen und sie selber sofort wieder machen. Frau muss sich dabei auch mit sich selbst auseinandersetzen und kann nur profitieren.

Bei diesem Projekt soll die soge-nannte weibliche «Schattenarbeit» mit einem eidgenössischen Fachausweis honoriert werden. Welchen Stellenwert haben Frauen in KMU, welche Erfahrungen haben Sie da gemacht?

n Meistens steht das Wirkungsfeld des Chefs im Vordergrund und seine Partnerin agiert im Hintergrund, obwohl ihre Arbeit gleichwertig ist bzw. einen grossen und wichtigen Teil im Unternehmen ausmacht. Viele Frauen bilden mit Aufgaben wie die Finanzen, Administration, Personal, Buchhaltung, Marketing usw. das Rückgrat in einem KMU. Ohne ihre Mithilfe würde es gar nicht gehen. Leider wird diese Arbeit noch zu wenig anerkannt und viele solche KMU- Partnerinnen sind beispielsweise zu wenig rechtlich abgesichert, haben keine Einzelunterschriftsberechtigung und wenn der Mann ausfällt, sind ihnen die Hände gebunden.

Interview: Corinne Remund

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