Publiziert am: 09.05.2014

Im Zentrum steht der Berufsnachwuchs

KLEINSTBERUFE – Traditionelle Kleinstberufe sind innovative Marktplayer. Der Schweizerische Gewerbeverband will ein tragendes Netzwerk für diese Handwerksberufe aufbauen und ihre Rahmenbedingungen verbessern. Erste Meilensteine sind bereits gesetzt.

In der Schweiz gibt es rund 90 Kleinstberufe. Zu ihrem Charakteristikum gehören landesweit weniger als 80 Lernende pro Lehrjahr. «Typisches Merkmal von Kleinstberufen sind kleinbetriebliche Strukturen, Fertigung in Einzelstücken oder geringen Stückzahlen und Bearbeitung vor allem mit manueller Führung der Werkzeuge», erklärt Walter Leist, Präsident der Interessensgemeinschaft Musikinstrumentenbauer IGMIB und Vertreter der Kleinstberufe anlässlich der Medienkonferenz in Bern. Die Schweizer Wirtschaft bestände zu 99,7 Prozent aus kleineren und mittleren Betrieben. Diese beschäftigen zwei Drittel aller Mitarbeitenden in der Schweiz und bilden 70 Prozent aller Lernenden aus. KMU und darunter auch Kleinstberufe seien das Rückgrat der Schweizer Wirtschaft, erläutert sgv-Präsident Jean-François Rime. «Die Kleinstberufe sind aber auch ein hervorragendes Beispiels dafür, dass Tradition gerade dank dem Wandel und der Anpassungsfähigkeit im Markt bestehen kann. KMU und Kleinstunternehmer beweisen immer wieder, dass sie sich mit hoch spezialisierten Produkten und innovativen Prozessen und Verfahren im internationalen Markt sehr erfolgreich positionieren können», so der engagierte Unternehmer. Dabei verweist er auf unser erfolgreiches Bildungsmodell, das die fundierte Ausbildung von qualifizierten Fachkräften ermögliche.

«Innovationskraft und wirtschaftliche Bedeutung der Kleinstberufe hervorheben»

Kleinstberufe sind jedoch teilweise vom Untergang bedroht. Gemäss der Studie «Traditionelles Handwerk» aus dem Jahre 2011 vom Bundesamt für Kultur (BAK) und vom heutigen Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) sind von den 135 einbezogenen Berufen neun als hoch, 49 Berufe als mittel und 77 als gering gefährdet eingestuft worden. «Darunter befinden sich viele Kleinstberufe, die trotz schwieriger Ausgangslage eine nicht zu unterschätzende volkswirtschaftliche Bedeutung haben. Sie vermitteln und bewahren ein grosses Fachwissen, das für den Werkplatz Schweiz und somit auch für die kulturelle Vielfalt sehr wertvoll ist», betont Leist. Kleinstberufe ständen vor grossen Herausforderungen wie teilweise mangelnder Berufsnachwuchs, hohe Ausbildungskosten, mehrsprachige Ausbildungen in der Berufsfachschule oder personelle Kapazitätsengpässe. Vor diesem Hintergrund will sich der sgv für die Kleinstberufe einsetzen und ein tragendes Netzwerk aufbauen. «Wir wollen ihre Anliegen positionieren und die Stärke dieses wirtschaftlichen und gesellschaftlich nicht zu vernachlässigenden dynamischen Berufsstands betonen», so Christine Davatz, sgv-Vizedirektorin und Verantwortliche der Berufsbildung. Und sie ergänzt: «Es ist wichtig, dass wir dabei die Innovationskraft, die wirtschaftliche Bedeutung und unser internationales Renommee hervorheben und uns bei den angehenden Berufsleuten als attraktive und zukunftsgerichtete Branche ausrichten können.»

Freiluft-Berufsschule

Wichtig dabei sind Plattformen wie die SwissSkills Bern 2014 vom 17. bis 21. September, an der sich die Kleinstberufe mit einer Sonderschau präsentieren werden. Wichtige Meilensteine sind ferner die Dokumentation «Die jungen Schweizer Macher: Handwerk 2014» (siehe Kasten) und die Präsentation der Lernenden anlässlich des Jahresthemas «Handwerk – heute», das am 3. Mai auf dem Ballenberg eröffnet wurde. «Das Freilichtmuseum Ballenberg soll in diesem Jahr zu einer besonderen Plattform für die Kleinstberufe werde. Lernende aus traditionellen Handwerksberufen sind vom 23. bis 29. Juni zu Gast im Freilichtmuseum und verwandeln den Ballenberg in eine Freiluft-Berufsschule», erklärt Daniela Christen, Leiterin des Kompetenzzentrums traditionelles Handwerk Ballenberg. «Damit wollen wir die Dynamik und Zukunftsorientierung der Kleinstberufe zeigen. Der Bezug in die Gegenwart zeigt, dass das traditionelle Handwerk nicht nur Teil des kulturellen Erbes ist, sondern auch ein entscheidender Faktor des Wirtschaftsstandortes Schweiz.» Corinne Remund

 

Publikation HANDWERK

Das Kurszentrum Ballenberg publiziert in enger Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Gewerbeverband die Dokumentation «Die jungen Schweizer Macher: Handwerk 2014». Darin werden 21 Lernende portraitiert, die von ihrer Motivation, ihren Erfahrungen, ihren Wünschen und Plänen berichten. Die Palette reicht von Musikinstrumentenbauer über Gewebegestalterin und Drechslerin bis hin zu Hufschmid und Korb- und Flechtwerkgestalterin. Die Lernenden schätzen die Vielseitigkeit und hohen Ansprüche in ihren Berufen. Sie fühlen sich in ihrer Arbeit und in ihrem Arbeitsumfeld wohl und schätzen ihre Zukunftsperspektiven durchwegs positiv ein. Die 21 Portraits veranschaulichen gleichzeitig, wie innovativ und wandelbar die meist kleinen Unternehmen sind, für welche die Ausbildung von Nachwuchs ein wesentlicher Aspekt ihres Schaffens ist. Die Publikation kann als PDF-Datei (deutsch und französisch) unter www.sgv-usam.ch oder www.ballenbergkurse.ch heruntergeladen werden.

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