Publiziert am: 12.08.2022

«proparis steht heute sehr gut da»

Proparis – Der Ausbau der Teilautonomie hat die führende Sammelstiftung für das Gewerbe 2021 ziemlich gefordert. Für Geschäftsführer Michael Krähenbühl ist klar: proparis steht heute besser da denn je.

Schweizerische Gewerbezeitung: Herr Krähenbühl, proparis präsentiert für 2021 ausgezeichnete Geschäftszahlen. Inzwischen sind die Börsen weltweit eingebrochen. Wie geht es proparis im Sommer 2022?

Michael Krähenbühl: Tatsächlich war 2021 für die Anleger auf der ganzen Welt ein ausgezeichnetes Jahr. Die Aktienmärkte bewegten sich fast ungebremst noch oben, die Schweizer Börse erreichte ein Allzeithoch. Davon haben auch wir profitiert. Der inzwischen eingetretene Börseneinbruch hat die Gewinne allerdings wieder verschwinden lassen. Das Halbjahresergebnis der Anlagen war auch bei uns deutlich negativ.

Trotzdem stelle ich fest: proparis steht sehr gut da. Das gilt finanziell für den Deckungsgrad und die vorhandenen Reserven. Und das gilt auch für die Organisation unserer Sammelstiftung. Wir haben uns in den letzten Jahren noch besser aufgestellt und unsere Werte weiter verstärkt: proparis ist sicher, sozial und effizient.

Mit dem markanten Ausbau der Teilautonomie hat die Börse für proparis heute eine viel grössere Bedeutung als früher, wo praktisch alles Geld fest verzinst bei den Versicherungen lag. Möchten Sie angesichts der aktuellen Börsenturbulenzen nicht wieder zurück in den sicheren Hafen der Versicherungen?

Nein, sicher nicht. Der Ausbau der Teilautonomie und damit die Übernahme von deutlich mehr Verantwortung bei den Anlagen war nicht nur nötig, sondern auch richtig. Wie Sie wissen, hat sich ein grosser Versicherer aus dem Geschäft der Vollversicherungen bei der beruflichen Vorsorge zurückgezogen.

Somit mussten wir handeln. Gleichzeitig sanken die garantierten Zinsen immer tiefer und erreichten teilweise Werte von unter einem Prozent. Im Interesse unserer Versicherten begannen wir daher schon vor einiger Zeit, die Teilautonomie auszubauen. Die Resultate geben uns recht.

Das stimmte sicher per Ende 2021. Aber stimmt es noch heute?

Ja, das stimmt auch dann, wenn die Börsen schwächeln. Praktisch gleichzeitig mit den Einbrüchen an den Finanzmärkten kam es weitherum zu einer rasanten In-flation und damit zu einer mar-kanten Geldentwertung. Da einfach zuzuwarten und sich mit Zinsga-rantien der Versicherer zu begnügen, wäre sicher nicht im Interesse der Versicherten. Im Gegenteil: Wer jetzt sein Geld hortet, statt zu bewirtschaften, gehört zu den ersten Verlierern der Inflation. Und diese wird uns noch einige Zeit begleiten. Nein, wir sind schon richtig unterwegs: vorsichtig, aber aktiv.

«PROPARIS IST SICHER, SOZIAL UND EFFIZIENT.»

Brauchen Sie denn die Versicherungslösung überhaupt noch?

Ja, natürlich. Es ist die Stärke von proparis, dass wir auch künftig einen Teil der Vorsorgegelder unserer Versicherten bei den Versicherungsgesellschaften abgesichert haben. Das sind zwar wie erwähnt finanziell gesehen keine sehr attraktiven Anlagen. Dafür bieten sie die nötige Stabilität und sind absolut sicher. Und mit dieser Sicher-heit stärken sie gleichzeitig die Risikofähigkeit von proparis. Das wirkt sich deutlich positiv auf die Möglichkeiten und die zu erzielenden Renditen im Bereich des in eigener Verantwortung geführten Anlagevermögens aus.

Kein Zweifel: Die Teilautonomie ermöglicht es uns, auf zwei Beinen zu stehen. Das gibt viel Stabilität und Sicherheit.

Wie verlief die Umstellung?

Das war ein intensiver Prozess, der allen Beteiligten viel abverlangte. Im Hinblick auf den per 1. Januar 2021 geplanten Schritt mussten mit den Versicherern neue Verträge ausgehandelt und die Rollen teilweise neu definiert werden. Gleichzei-tig mussten für den künftig mar-kant grösseren selbstverwalte-ten Vermögensteil die Strukturen und Abläufe geschaffen werden, damit die Umstellung anstandslos klappt. Mit der deutlichen Erhöhung des selbstverwalteten Vermögensteils mussten wir die quasi über Nacht frei werdenden Mittel im Umfang von knapp 1,8 Milliarden Franken – darunter waren rund 585 Millionen Franken liquide Mittel – rasch und nahtlos ins neue Ablagegefüge einbringen. Die damals noch verbreiteten Negativzinsen sorgten dabei für zusätzlichen Druck. Rückblickend aber können wir sagen: Das hat dank dem grossen Einsatz von vielen Beteiligten innerhalb und ausserhalb von proparis und den 13 angeschlossenen Vorsorgewerken sehr gut funktioniert.

Probleme gab es offenbar bei der Leistungs-fallbearbeitung?

Tatsächlich ergaben sich bei der Bearbeitung der Leistungsfälle, für die seit 1. Januar 2021 ein anderer Versicherungspartner verantwortlich ist, in den ersten Monaten erhebliche Anlaufschwierigkeiten. Die einzelnen Leistungsfälle, die der Versicherer im Auftrag der uns angeschlossenen 13 Vorsorgewerke abzuwickeln hat, erfuhren teilweise grosse Verzögerungen. Die Leute mussten unter Umständen Monate warten. Das war für alle völlig unbefriedigend. Im engen Kontakt mit dem Versicherer konnten dann die entsprechenden Ab-läufe schrittweise verbessert werden, wobei die versicherungsseitig notwendigen Ressourcen mehr-mals justiert werden mussten. Gegen Ende Jahr normalisierte sich dann die Situation. Heute läuft das gut.

Was macht proparis heute besser als frĂĽher?

Unserer Sammelstiftung sind 13 verschiedene Vorsorgewerke angeschlossen. Diese wiederum vertreten insgesamt 52 verschiedene Berufsverbände und Organisationen. Und dahinter stehen über 10 000 verschiedene KMU mit über 73 000 aktiven Mitarbeitenden. Hinzu kommen gut 12 000 Rentnerinnen und Rentner. Sie alle gehören zu proparis. Damit das alles gut funktioniert, müssen die Rollen und Abläufe klar definiert sein. Daran haben wir in den letzten Jahren intensiv gearbeitet. Das klappt jetzt sehr gut. Auch die Zusammenar-beit mit den Versicherern und mit den Anlagepartnern wurde in aufwendigen Verhandlungen im Hinblick auf die Umstellungen per 2021 grundlegend neu definiert und aufgebaut. Auch das steht jetzt und funktioniert bestens. Wir sind effizient und zielorientiert. Davon profitieren unsere Versicherten ganz wesentlich, weil wir so sicher-stellen, dass das Geld auch tatsächlich zum maximalen Nutzen der Versicherten eingesetzt werden kann.

«proparis – sicher wie die Schweiz»: Gilt Ihr Werbeslogan noch?

Ja, er ist nach wie vor aktuell und trifft die Sache bestens. proparis steht heute besser da denn je. Wir sind finanziell überaus gesund, und die starke Verankerung und Ab-stützung innerhalb des Schweizer Gewerbes gibt uns Boden und Stabilität. Die Zusammenarbeit und Absicherung mit grossen Schweizer Privatversicherern schafft zusätzliche Sicherheit. Unsere schlanke und klar definierte Struktur sorgt für die nötige Effizienz. Und schliesslich ermöglicht die enge Zusammenarbeit der Sozialpartner im Rahmen der Parität umsichtige und ausgewogene Lösungen, die alle mittragen. Davon profitieren unsere Versicherten ganz direkt.

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