Publiziert am: 04.03.2022

Teurer Nachhaltigkeitswahn

Ethos stiftung – Die als Besserwisser auftretenden Vertreter bringen als Portfoliomanager weder eine akzeptable Leistung, noch sind sie bei ihren Gebühren bescheiden, findet Hans Kaufmann.

Sie spielen sich auf als Experten der Nachhaltigkeit, als Richter über ethisches und moralisches Verhalten von Managements. Sie versuchen mit dem Sammeln und Vertreten von Aktionärsstimmen an Generalversammlungen ihre ideologischen Vorstellungen über Management- und Verwaltungsratssaläre und Geschäftsstrategien durchzusetzen. Sie glauben, man könne Umweltschutz und menschliches Verhalten über den Kapitalmarkt lenken. Und sie suggerieren, dass nachhaltige Anlagen längerfristig besser als Vergleichsindizes abschneiden würden.

ErnĂĽchternde Performance

Eine Probe aufs Exempel zeigt jedoch ein anderes Bild. Gerade die an vielen Generalversammlungen als Besserwisser auftretenden Vertreter der Ethos Stiftung bringen als Portfoliomanager weder eine akzeptable Leistung noch sind sie bei ihren Gebühren bescheiden. Die längerfristige Performance der Ethos-Fonds 2005–2021, wie sie den Geschäftsberichten seit 2005 und den Factsheets für 2021 anhand der Homepage entnommen werden kann, ist ernüchternd. Sämtliche vier der hauptsächlichen Anlagekategorien – Aktien Schweiz, Aktien Welt ohne Schweiz, Obligationen Schweizer Franken und Obligationen Fremdwährungen – liegen weit hinter den Vergleichsindizes zurück.

Dabei stellt Ethos ihre Performance in den offiziellen Publikationen erst noch ohne die jährlich anfallenden Gebühren sowie die einmaligen Ausgabe- und Rücknahmekommissionen dar. Im Vergleich zu simplen Index-ETFs sind die Gebühren und Kommissionen hoch, auch wenn es in der Finanz-Nachhaltigkeitsbranche noch unverschämtere Kommissionssätze gibt (z. B. 3% Rückgabekommissionen usw.).

Schlechtere Performance bedeutet tiefere Renten

Ohne Berücksichtigung der Gebühren, haben die Ethos-Fonds seit 2005 bis Ende 2021 markant underperformt. In Prozentpunkten: –20 % (Aktien Schweiz), –39% Aktien Ausland ohne Schweiz, –14% Obligationen Schweiz, –11% Obligationen Ausland.

Auch wenn sämtliche Fonds eine positive Rendite erwirtschafteten, so ist dies den Märkten und nicht den Fondsmanagern anzurechnen. Wenn man die erzielten Resultate ins Verhältnis zur Performance der Vergleichsindizes setzt, dann haben die Manager gerade mal 89% (Aktien Schweiz), 68% (Aktien Ausland ohne Schweiz), 73% (Obligationen Schweiz) und 43% (Obligationen weltweit) der Indexperformance erreicht. Es versteht sich von selbst, dass eine Minderperformance zu einem geringeren Zuwachs des Alterskapitals führt, aus dem die Renten bezahlt werden müssen. Ethos hat auch eigene Vergleichsindizes geschaffen. Selbst diese wurden bei Weitem nicht egalisiert.

Interessenskonflikte

Nicht nur bei der Index-Definition, sondern auch beim Management der Ethos Fonds bestehen Interessenskonflikte. Wer Unternehmen klassifiziert, besitzt einen Wissensvorsprung. Die Gefahr, dass geplante Index- oder Unternehmensrating-Änderungen, d. h. Insiderwissen, mit Frontrunning ausgenützt werden, ist gross. Im Falle von Nachhaltigkeit und Corporate Governance spielen auch politische Interessen und persönliche Ressentiments gegen einzelne Managements oder VR-Mitglieder eine Rolle.

Nicht gratis zu haben

Hinter der Ethos Stiftung stehen bekanntlich mehrheitlich öffentlich-rechtliche Pensionskassen. Aktueller Präsident ist seit 2018 der ehemalige SP-Nationalrat Rudolf Rechsteiner (Salär 2020: 90 000 Franken für einen Halbtagesjob). Diese staatlichen und staatsnahen Pensionskassen müssen sich um die Minderperformance der Ethos-Fonds kaum Sorgen machen, denn wenn ihre PK wegen solcher Engagements in Unterdeckung und Sanierungsnöte geraten, muss ja meistens der Steuerzahler einspringen.

Anders sieht es jedoch bei den privaten PK aus, denn für deren Unterdeckung müssen Unternehmer und die aktiven Arbeitnehmer mit eigenem Geld geradestehen und allenfalls Geld via höhere Beiträge nachschiessen.

Der Nachhaltigkeitswahn ist offensichtlich nicht gratis zu haben. Jede PK, die das Geld ihrer Destinatäre in Ethos Fonds angelegt hat, kann sich selbst ausrechnen, wie viel höher ihre Solvenz und Risikofähigkeit wäre, wenn sie wenigstens die Performance der Vergleichsindizes erzielt hätte.

Hans Kaufmann,

alt Nationalrat SVP/ZH

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