Mitte Januar fand – bereits zum 75. Mal – die Gewerbliche Winterkonferenz in Klosters statt. Hochkarätige Gäste aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Forschung tauschten sich in den Bündner Bergen über wichtige Themen der Energiepolitik, Nachhaltigkeit und Regulierung aus. Und sie gingen der Frage nach, welche Rahmenbedingungen die KMU in einer Zeit brauchen, die von Wandel und Unsicherheit geprägt ist. Mein Fazit aus den vielen Gesprächen lautet:
Fazit Nr. 1: Es braucht eine «Wende der Energiewende». In Zukunft werden wir massiv mehr Strom brauchen. Deshalb sind wir auch auf die CO2-neutrale Nuklearenergie angewiesen. Und trotz aller Bemühungen zur Defossilisierung: Auch fossile Energieträger werden noch lange benötigt. Statt Energieformen gegeneinander auszuspielen, braucht es einen smart aufeinander abgestimmten Mix.
Fazit Nr. 2: Der Staat muss zurückgebunden werden. Der Staat lenkt nicht nur über die Regulierungsinstrumente der gesetzlichen Verbote und Vorschriften, sondern auch über Subventionen, Empfehlungen, Richtlinien, «Soft Law», Aktionspläne, runde Tische etc. Über diese Vielzahl an Kanälen wird sein Einfluss immer grösser, und er manipuliert auch das Verhältnis von Unternehmen untereinander.
Der staatliche Einfluss nagt am freiheitlichen Fundament, auf dem eine erfolgreiche Wirtschaft und Gesellschaft basiert. Der lenkende Staat ist auch ein Risiko. Denn der Staat ist nicht allwissend, und er irrt sich auch. Letzteres zeigt sich beispielsweise beim Atomausstieg oder bei der Politik des europäischen «Green Deals» – eines ganz schlechten Deals. Zwar wird nun versucht, mit einer Agenda der Wettbewerbsfähigkeit Gegensteuer zu geben. Selbst der grüne deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck will plötzlich «die Kettensäge anwerfen und das ganze Ding wegbolzen». Mit dem «Ding» meint er das «Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz», ein regelrechtes Bürokratiemonster. Und die EU klassiert Atomenergie plötzlich wieder als nachhaltig, nachdem sie – wie beispielsweise auch die Rüstungsindustrie – über die EU-Taxonomie und die ESG-Regulierung (Environmental, Social, Governance) noch als «schlecht» taxiert worden war.
Auch wenn der Schaden der rot-grünen Politik bereits angerichtet ist und Tausende von Arbeitsplätzen schon vernichtet sind: Es gibt zumindest Anzeichen von Hoffnung. Auch in vielen Grossunternehmen werden die regenbogenfarbenen Wollpullover wieder in den Schrank gelegt. Die Zeit der «Woke Inc.», der global tätigen, sich aus opportunistischen Gründen dem Wokeismus verschreibenden Konzerne, scheint abzulaufen. Das ist gut so. Die Rückbesinnung auf die Tugenden des Geldverdienens, der Wertschöpfung, des Schaffens von guten Produkten, Dienstleistungen und Arbeitsplätzen ist überfällig.
Eine Orientierungshilfe bieten die KMU und die Gewerbler: Sie waren schon immer tief verankert in der Gesellschaft, sie engagieren sich in Vereinen und in Milizämtern, geben unternehmerische Werte weiter, gehen sorgsam mit ihren Ressourcen um, und sie bilden ihre Leute so aus, dass diese auch in Zukunft einen Job haben. Das ist wirtschaftliche, ökologische und soziale Nachhaltigkeit im umfassenden Sinn. Ohne Brimborium. «Liefere statt lafere» oder – wie es jemand an der Gewerblichen Winterkonferenz in Klosters sagte: «Weniger ESG, mehr GMV», wobei GMV für nichts anderes steht als: Gesunder Menschenverstand.
Mehr zur Winterkonferenz 2025: www.sgv-usam.ch/gwk25