Publiziert am: 07.03.2014

Einziger Lehrling in der Schweiz

HOLZHANDWERKER EFZ DER FACHRICHTUNG WEISSKÜFEREI – Dieser Beruf ist eng mit dem Brauchtum und Kulturgut der Sennen verbunden. Endlich gibt es wieder einen Lernenden.

Wer den Laden der Weissküferei von Werner Staufffacher im toggenburgischen Ennetbühl (SG) besucht, taucht ein in eine Oase, jenseits von Hektik, Stress und Schnelllebigkeit. Hier bestimmen handwerkliche Arbeit und die tiefe Verbundenheit zur Natur, den Tieren, der Landwirtschaft sowie jahrzehntelanges Kulturgut der Sennen und Bergler den Tagesrhythmus. Die mit viel Geduld und Liebe zum Detail geschnitzten Gegenstände der Milchwirtschaft strahlen ein Stück «heile Welt» aus.

Nach 20 Jahren 
wieder ein Lernender

«Das Handwerk des Weissküfers wird nicht mehr viel praktiziert», betont Werner Stauffacher. Seit rund 30 Jahren führt er zusammen mit seiner Frau Jolanda das 100-jährigen Familienbetrieb, einer der noch vier aktiven Lehrnbetriebe in der Schweiz. Rund 20 Jahre sind es her, seit er seinen letzten Lernenden ausgebildet hat. Mit Christian Fust kommt wieder frischer Wind in das Traditionsunternehmen. Der 16-Jährige aus dem St.Gallischen Dreien folgt mit der Wahl dieses traditionellen Berufes dem Rat seines Grossvaters. «Er riet mir, einen Beruf zu ergreifen, der einzigartig ist und nicht oft ausgeübt wird. Da ich gerne mit den Händen und mit Holz arbeite und mein Vater meinen Lehrmeister gut kennt, war die Verbindung hergestellt, und ich ging schnuppern», erinnert sich Christian Fust. Das Arbeiten mit Massivholz habe ihm grossen Spass gemacht. Es hat mir gleich den Ärmel reingenommen das exakte, sorgfältige Arbeiten mit dem Schnitzmesser oder an der Drehbank ist genau mein Ding, so der Ostschweizer. Dafür nimmt er den langen insgesamt zweistündigen Anfahrts- und Rückweg mit zweimal Umsteigen auf Bahn und Postauto gerne in Kauf: «Es ist ein cooler Beruf, am Ende hat man einen wunderschönen Gegenstand in den Händen.»

Holz ist ein lebendes Material

«Wir stellen Gegenstände für den vielfältigen Sennenalltag her. Dazu verwenden wir einheimisches Holz wie Ahorn und Fichte. Der Name weiss kommt vom hellen Holz und von der weissen Milch, die es zu verarbeiten gilt», erörtert Christian Fust die Geschichte dieses Kunsthandwerks. Seine Arbeit sei nicht nur spannend und abwechslungsreich, sondern habe auch viel mit dem noch gelebten Brauchtum der Sennen zu tun. Er fühle sich hier in der Werkstatt wohl zwischen Hobelbank, Drehbank und Holzspänen. «Auch zwischenmenschlich stimmt für mich das Umfeld dieser Ausbildungsstätte.» Das Holz sei ein lebendig warmes Material, das sich gut anfühle. «Man muss ein Gespür für diesen Werkstoff entwickeln. Wenn ich beispielsweise einen Fahreimer herstelle, dann muss ich beim Rundholz darauf achten, dass es beim Beugen nicht bricht. Oder man muss sich eine gewisse Fingerfertigkeit aneignen, um die runden Formen aus dem Holz herauszuholen», erklärt Christian Fust, der im ersten Lehrjahr ist. Nebst den traditionellen Techniken des Weissküfers, der ebenmässigen Formgebung und der sorgfältigen Auswahl des Holzes gehöre auch die feine Schnitzarbeit zu seinem Job. «Hier kann ich mich beim Schnitzen und Verzieren der Gerätschaften mit natursymbolischen Ornamenten oder Inschriften kreativ ausleben.»

Know-how weitergeben und das Kulturgut fördern

Nebst der Praxis gehört für Christian Fust auch die Theorie zu seiner Ausbildung. In der Schule für Holzbildhauerei in Brienz kann er nicht nur sein Grundwissen aufbauen sowie spezielle Arbeitsgänge vertiefen, sondern sich auch mit Lernenden der artverwandten Berufe Holzhandwerker Fachrichtung Drechsler, Holzbildhauer und Flechtwerkgestalter austauschen. «So bekomme ich einen guten Gesamteinblick über die verschiedenen Berufe des Holzhandwerks.»

Werner Stauffacher freut sich, endlich wieder einem jungen Menschen die Kunst des Weissküfers beibringen zu können. «Wir sind auf junge Leute, die ausgebildet werden, angewiesen. So können wir unser Know-how wie auch dieses Schweizer Kulturgut an die nächste Generation weitergeben. Nur so kann dieser Beruf erhalten bleiben.» Er sei überzeugt, dass der Weissküfer immer ein Nischenberuf bleiben werde. «Dank unseren langlebigen Gegenstände, und dem damit verbundenen Brauchtum, das den Bauern bis zum Bundesrat fasziniert, werden wir immer Kunden haben», ist der passionierte Weissküfermeister überzeugt. Corinne Remund

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