Publiziert am: 07.03.2014

«Ich müsste Stellen streichen»

COIFFEURE UNTER DRUCK – Ein Mindestlohn hätte mit mehr Arbeitslosen, einem zunehmenden Schwarzmarkt sowie weniger qualifiziertem Personal fatale Auswirkungen auf die Branche.

Der Verband CoiffureSuisse wehrt sich vehement gegen einen gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn. Dieser würde sich in sämtlichen Bereichen der Branche von Personalkosten über die sozialpartnerschaftliche Tradition bis hin zur Berufsbildung negativ auswirken. So könnten viele Betriebe die 22 Franken pro Stunde, was bei einer 42-Stunden-Woche einem Monatslohn von rund 4000 Franken entspricht, gar nicht zahlen. Für Kuno Giger, Zentralpräsident CoiffureSuisse ist klar, dass «die Zahl der arbeitslosen Coiffeusen und Coiffeure steigen und die Schwarzarbeit zunehmen würde.»

Dies bestätigt auch Costa Christakos. Er führt in Oensingen und Egerkingen ein Coiffuregeschäft mit insgesamt 15 Mit
arbeitenden: «Unsere Dienstleistungen würden teurer, das heisst, wir müssten die Preise um 20 bis 30 Prozent erhöhen, damit wir diese 
Mindestlöhne zah
len könnten. Zudem müsste ich zwei Stellen abbauen.»

Besonders betroffen wären die Randgebiete. «Die Preise in Italien, Frankreich, Österreich und Deutschland sind jetzt schon tiefer. Eine Erhöhung des Bedienungspreises würde die Grenzgänge zum Coiffeur in unseren Nachbarländern fördern», ist Giger überzeugt.

«Die Schwarzarbeit vor allem durch Ungelernte würde markant steigen.»

Die Branche habe jetzt schon mit Wettbewerbsverzerrungen durch «Badewannencoiffeusen» sowie aufgrund der hohen Freigrenze bei der Mehrwertsteuer (100 000 Franken) mit erschwerten Wettbewerbsbedingungen zu kämpfen. «Dank dem zusätzlichen Mindestlohn wird die Schwarzarbeit vor allem durch Ungelernte markant ansteigen», pro
gnostiziert Giger. «Die Badewannencoiffeusen haben keine Abwasserabgaben und müssen keine Löhne und Mehrwertsteuer zahlen. Dementsprechend bieten sie einen tieferen Preis an und nehmen uns die Kunden weg», bestätigt auch Christakos.

Lernende sind die Leidtragenden

Ebenso werden typisch erfolgreiche, schweizerisch sozialpartnerschaftliche Traditionen aufs Spiel gesetzt. «Bis heute wurden branchenspezifische GAVs ausgehandelt, die gut funktionierten. Mit dem Mindestlohn wäre der GAV obsolet», so Giger. Auch die Berufsbildung ist vom Mindestlohn direkt betroffen. «Unsere Aus- und Weiterbildung, die auf einem qualitativ hohen Standard basiert, würde so ausgehebelt. Wer will sich noch aus- und weiterbilden, wenn er ohne grosse Anstrengung 4000 Franken verdient?», fragt sich Christakos.

Marc Riedo, Inhaber der Riedo Coiffure AG in Bösingen, sieht diesen Mindestlohn als grossen Nachteil für die Lernenden: «Gerade kleinere Betriebe, die sich nicht querfinanzieren, können es sich nicht mehr leisten, Junge nachzuziehen. Lernende oder soeben Ausgelernte haben noch wenig Erfahrung und verfügen über keinen Kundenstamm, was sie nicht besonders – und mit Mindestlohn noch weniger – rentabel macht.» Es gäbe ein Gerangel um gutqualifizierte Berufsleute, ist Riedo überzeugt. Als Konsequenz würde das mittelgrosse Coiffureunternehmen, das 70 Mitarbeitende, beschäftigt, vorläufige keine neuen Stellen für Lehrabgänger schaffen.

CR

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