Publiziert am: 19.10.2018

«Paris» statt Panik

KLIMAPOLITIK – Statt auf Alarmismus zu setzen, sollte das Klimapanel der Vereinten Nationen die Konkretisierung des Übereinkommens von Paris aus dem Jahr 2015 unterstützen.

«Mit Panikmache löst man kein Klimaproblem», erklärt Klimawissenschaftlerin Norine Kennedy. «Im Gegenteil: Nur eine Vielfalt von praktischen Massnahmen ist zielführend.»

Die gute Nachricht an dieser Message: Genau das sieht das Klimaübereinkommen von Paris vor. Unabhängig von der jüngsten Diskussion um den Klimapanel der Vereinten Nationen waren die Delegierten in Paris im Jahr 2015 von drei Dingen überzeugt: Erstens ist der Klimawandel ein globales Phänomen, das globale Lösungen braucht. Zweitens gibt es keine globalen Rezepte, sondern nur günstige Rahmenbedingungen, damit sich eine Vielfalt von Massnahmen etablieren kann. Und drittens müssen Aktionen möglichst «bottom-up» sein, um erfolgreich umgesetzt zu werden.

Der Inhalt von «Paris»

«Das Übereinkommen von Paris ist ein ausgewogenes Dokument, das selten genau gelesen wird.» Norine Kennedy macht sich einen Sport daraus, aufzuzeigen, was drinnen steht und was nicht. «Zunächst einmal: Es steht nichts von einem 1,5-Grad-Ziel. Das Ziel ist, die globale Antwort auf die Gefahr des Klimawandels zu stärken. Dafür soll unter anderem der Temperaturanstieg auf gut unter 2 Grad, wenn möglich auf 1,5 Grad Celsius über den vorindustriellen Durchschnitten gehalten werden. Genauso soll dafür der Umgang mit dem gewandelten Klima gestärkt werden.»

Schon diese eine Sequenz zeigt auf: Das Übereinkommen von Paris ist ein Text voller Nuancen und Abwägungen. Und gerade deshalb erfolgreich. Es wurde von einer Mehrheit der Staaten ratifiziert, und es wurde so in Kraft gesetzt. Das Besondere daran ist, dass sowohl Industrie- als auch Entwicklungsländer an seiner Umsetzung teil­nehmen.

Vielfalt ist Trumpf

Doch nicht nur das Ziel – die Stärkung der globalen Aktivitäten, um den Klimawandel zu bekämpfen –, sondern vor allem die Instrumente des Übereinkommens setzen auf Vielfalt. Kein Wunder: Jedes Land, ja jedes einzelne Individuum ist konfrontiert mit spezifischen Lebensumständen. Die jeweils unterschiedliche Ausgangslage, das jeweils andersartige Potenzial und die jeweils ungleichen Kapazitäten rufen nach Differenzierung.

So kennt das Übereinkommen Geldzahlungen, Technologietransfers, Marktmechanismen, Gebote, Verbote, Sensibilisierung, rein inländische, rein ausländische, in- und-ausländische, rein sektorielle, multisektorielle, technologieneutrale, technologiebestimmte Optionen und vieles mehr. Sie sind alle im Text enthalten, und sie bestehen ohne Priorisierung nebeneinander. Das Übereinkommen enthält nur ein Gebot: Nichts darf doppelt als Emissionsminderung oder Klimaaktion gezählt werden.

«Paris reicht aus»

Kennedy kennt die kritischen Stimmen. «Von rechts bis links ist das Übereinkommen kritisiert worden. Für einige geht es zu weit; für andere nicht weit genug. Wer das sagt, verkennt seine Natur. ‹Paris› ist kein Plan. ‹Paris› setzt die Rahmenbedingungen. Diese sind offen und frei genug, damit sich im Wettbewerb verschiedene Alternativen behaupten. Das ist die Klugheit von ‹Paris›.»

Das Klimapanel der Vereinten Nationen sollte die Konkretisierung des Übereinkommens von Paris unterstützen. Alarmismus ist keine wissenschaftliche Qualität. Panik ist demnach auch keine passende Reaktion auf Herausforderungen. Besonnenheit, Vielfalt und die Schaffung guter Rahmenbedingungen sind es schon. Wie Norine Kennedy bestätigt: «Paris reicht aus.»

Henrique Schneider, Stv. Direktor sgv

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